Warum Mu´tas Dughmusch nicht zum „Märtyrer“ wurde

Mu´tas Dughmusch galt als einer der gefährlichsten Palästinenser im Gazastreifen. Er war einer der Kommandeure der radikalen Gruppe "Armee des Islam". Am vergangenen Dienstag kam er bei einem Luftangriff der israelischen Armee ums Leben. Im Gegensatz zu anderen getöteten Palästinensern wird er jedoch nicht als "Märtyrer" gefeiert - in der Region zeigten sich die Menschen eher erleichtert über seinen Tod.

„Mu´tas wird nicht als Märtyrer angesehen. Viele hier sehen in ihm einen Verbrecher und gnadenlosen Mörder. Die Reaktion vieler Menschen hier zu seinem Tod war: ‚gut, dass wir den los sind'“, zitiert die Tageszeitung „Jerusalem Post“ einen palästinensischen Reporter. Sowohl die Fatah, als auch die Hamas hätten versucht, Dughmusch zu fangen oder zu töten. „Am Ende hat Israel diesen Job für sie erledigt. Ich glaube nicht, dass irgendjemand Mu´tas Dughmusch vermissen wird“, sagte der Mann weiter.

In den vergangenen Jahren hatten Hamas und Fatah die Dienste des Palästinensers als Auftragsmörder in Anspruch genommen. Bis sich das Blatt wendete und beide Gruppen versuchten, Mu´tas zu töten.

So soll Mu´tas persönlich an der Ermordung des Brigadegenerals Dschad Tajeh beteiligt gewesen sein. Der Leiter der internationalen Koordinierung in den palästinensischen Geheimdiensten und vier seiner Angestellten waren im September 2006 in Gaza erschossen worden. Wie die „Jerusalem Post“ unter Berufung auf ein Fatah-Mitglied der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) in Ramallah schreibt, habe Mu´tas das Attentat im Auftrag der Hamas ausgeführt.

Der Fatah-Vertreter beschuldigte Mu´tas zudem, für die Ermordung von drei palästinensischen Kindern im Dezember 2006 verantwortlich zu sein. Die Jungen – keiner älter als zehn Jahre – waren die Söhne des Sicherheitsbeamten Baha Balusche. Sie wurden auf dem Weg zur Schule getötet.

Auch die Ermordung des Sicherheitschefs Mussa Arafat, eines Neffen des verstorbenen Palästinenserführers Jasser Arafat, im Jahr 2005 soll auf das Konto von Mu´tas Dughmusch gehen.

In die internationalen Schlagzeilen geriet die „Armee des Islam“, als sie im Juni 2006 den israelischen Soldaten Gilad Schalit und im August desselben Jahres zwei Reporter des US-Nachrichtensenders „Fox News“ entführte. 2007 verschleppte sie den BBC-Korrespondenten Alan Johnston. Die Gruppe wird auch für mehrere Anschläge auf christliche Einrichtungen im Gazastreifen verantwortlich gemacht.

Laut Angaben der Hamas war Mu´tas´ Bruder Mumtas in der Vergangenheit eines ihrer hochrangigen Mitglieder. Man habe sich jedoch zerstritten und Mumtas habe daraufhin eine unabhängige Vereinigung, die so genannte „Armee des Islam“ gegründet. Dieser Gruppe gehört der gesamte, mehrere Tausend Angehörige umfassende, Familienclan der Dughmuschs an. Die Organisation  soll dem Terrornetzwerk Al-Qaida nahe stehen. In einigen palästinensischen Kreisen wird von ihr als der „Organisation der Al-Qaida in Palästina“ gesprochen. Ihr Anführer, Mumtas Dughmusch, gilt als der „palästinensische Sarkawi“ – in Anlehnung an den getöteten jordanischen Al-Qaida-Chef Abu Mussab al-Sarkawi.

Durch Auftragsmorde, Erpressung und Schmuggel wurden die Dughmuschs zu einem der reichsten und gefährlichsten Clans, der bald nicht mehr bereit war, sich zu unterwerfen. Er wurde zu einer Mafia, die in erster Linie finanzielle Interessen hatte. Zum endgültigen Bruch mit der Hamas kam es 2006 als die Dughmuschs verhindern wollten, dass die Hamas eine Basis in ihrem Viertel errichtet. Bei den gewaltsamem Auseinandersetzungen wurden zwei Angehörige des Clans getötet, es wurde Blutrache geübt und eine langanhaltende Gewaltserie mit zahlreichen Toten und Verletzten folgte – Mu´tas Dughmusch wurde seitdem von der Hamas gejagt.

Am 16. Juni wurde sein Fahrzeug von einem Geschoss der israelischen Luftwaffe getroffen. Der Tod Mu´tas Dughmuschs durch israelische Hand hat den Familienclan sicher nicht geschwächt, aber den Palästinensern in Gaza eine grausame Zeit der Blutrache erspart.

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