Studie: Verfahren gegen Naziverbrecher verdreifacht

LOS ANGELES (inn) - Die Zahl der Ermittlungsverfahren gegen Nazi-Kriegsverbrecher hat sich im vergangenen Jahr verdreifacht - die Verurteilung solcher Verbrecher ist jedoch stark zurückgegangen. Das geht aus dem in dieser Woche veröffentlichten Jahresbericht zur Strafverfolgung von Naziverbrechern des "Simon Wiesenthal Centers" hervor.

Demnach wurden laut der Studie zwischen dem 1. April 2007 und dem 31. März 2008 weltweit sieben Nazi-Verbrecher verurteilt, im Vergleichszeitraum davor gab es 21 Verurteilungen. Die Zahl der eröffneten Ermittlungsverfahren stieg hingegen von 63 auf über 200.

In dem Bericht wurden die Aufklärungsbemühungen von mehr als drei Dutzend Ländern untersucht, in denen Naziverbrechen passiert sind, oder die solche Verbrecher aufgenommen haben. Für die entsprechenden Bemühungen wurden Noten von „A“ bis „F“ vergeben.

Im aktuellen Bericht hat Deutschland neben Kanada und Italien die Note „B“ erhalten. Sie wird an die Länder vergeben, die im Untersuchungszeitraum mindestens eine Anklageschrift erhoben oder einen Verbrecher verurteilt haben und alle Maßnahmen getroffen haben, um notwendige Untersuchungen zu führen. Die Bestnote „A“ erhielten als einziges Land die USA.

Als besonders enttäuschend bezeichnete Efraim Zuroff, Leiter des Zentrums in Jerusalem, das Verhalten von Lettland, Litauen, Estland und der Ukraine. Diese Länder hätten immer wieder darin versagt, NS-Verbrecher zu verurteilen. Ein Problem seien zudem Staaten wie Syrien, die beschlossen hätten, dieses Thema grundsätzlich zu ignorieren.

Das Zentrum mit Hauptsitz im US-amerikanischen Los Angeles ist nach Simon Wiesenthal benannt, der zwölf Lager der Nationalsozialisten überlebte. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte er sich auf die Suche nach führenden Nazis. Dabei war sein Motiv nicht Hass oder Rachsucht, sondern das Streben nach Gerechtigkeit. Der in der Ukraine geborene Jude wurde als „Nazi-Jäger“ bekannt. Im September 2005 starb er im Alter von 96 Jahren.

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