„Sie haben gesagt, sie würden einen palästinensischen Staat in den Grenzen von 1967 akzeptieren“, so Carter laut der Zeitung „Ha´aretz“. Das gelte auch, „wenn die Hamas mit einigen Bedingungen des Abkommens nicht einverstanden sein mag“. Die Gruppierung werde die Bemühungen des Fatah-Vorsitzenden Mahmud Abbas nicht unterminieren, eine Vereinbarung mit Israel zu erreichen. „Die Hamas wird ein Abkommen annehmen, wenn die Palästinenser es in einer freien Abstimmung befürworten.“
Als Reaktion auf diese Äußerungen sagte der Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri, seine Organisation werde die Ergebnisse der Volksabstimmung nicht notwendigerweise akzeptieren.
„Schalit geht es gut“
Carter kam am Montag mit dem israelischen Handelsminister Eli Jischai (Schas) zusammen. Diesem teilte er mit, dass die Hamas bereit sei, einen weiteren Brief des entführten Soldaten Gilad Schalit an seine Familie weiterzugeben. Der Leiter des Hamas-Büros in Damaskus, Chaled Mascha´al, habe ihm bei ihrem Gespräch zugesichert, dass der Israeli in einem guten körperlichen Zustand sei. Im Rahmen eines Gefangenenaustauschs sei die Hamas bereit, Schalit an die Ägypter zu übergeben. Der Soldat war im Juni 2006 von palästinensischen Terroristen verschleppt worden.
Freitagnacht hatten Carter und Mascha´al über vier Stunden lang miteinander gesprochen. Dabei erörterten sie, wie die Hamas in einen Friedensprozess einbezogen werden könnte. Der Ex-Präsident forderte ein Ende der Raketenangriffe auf israelische Ziele. Gleichzeitig werde er auf Israel und den Westen einwirken, damit sie die Blockade des Gazastreifens beendeten.
Olmert will Carter nicht treffen
Carter ist wegen seiner Treffen mit Hamas-Führern auf Kritik in den USA und Israel gestoßen. Der israelische Premier Ehud Olmert gab am Wochenende bekannt, er werde nicht mit dem Amerikaner zusammenkommen, weil dies als Teilnahme an Verhandlungen mit der Hamas gedeutet werden könnte. Carter erwiderte am Montag auf die Kritik: „Das Problem ist nicht, dass ich in Syrien die Hamas treffe. Das Problem ist, dass Israel und die Vereinigten Staaten sich weigern, jemanden zu treffen, der einbezogen werden muss.“
Ein ranghoher Hamas-Vertreter, Ismail al-Aschkar, sagte, Carters Besuch in der Region und seine Gespräche mit Anhängern seiner Gruppe würden „als Anerkennung der Tatsache gesehen, dass die Hamas ein bedeutender Akteur ist, der nicht ignoriert werden kann“. Sie zeigten, dass man den Wahlsieg der Hamas vom Januar 2006 nicht leugnen könne und sie Teil eines jeglichen Prozesses sein solle.
„Carter wird palästinensisches Leiden der Welt vermitteln“
Durch Carters Besuch werde die Welt ein „echtes Bild des palästinensischen Leidens“ bekommen, so Aschkar. „Carter ist eine weithin respektierte internationale Gestalt, deren Stimme von vielen gehört wird. In jedem Fall wollen wir, dass die Welt begreift, dass Widerstand der einzige Weg ist, die Rechte der Palästinenser wiederherzustellen. Deshalb greifen wir Israel an.“
Unterdessen lobte die Hamas den Anschlag auf einen Grenzübergang zwischen Israel und dem Gazastreifen vom Samstag als „heldenhafte Operation“, berichtet die „Jerusalem Post“. Dabei waren 13 Soldaten verletzt worden. „Diese Operation ist ein harter Schlag für Israels Sicherheitskonzept“, sagte Hamas-Sprecher Fawsi Barhum. „Der zionistische Feind ist in der empfindlichsten Gegend getroffen worden. Diese Gegend nutzen die Zionisten, um ihre Angriffe zu starten und Truppen in den Gazastreifen zu schicken.“