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60 Jahre Staat Israel – Das Lied der Sechzig

Israel hat durch Hörfunk, Fernsehen, Internet und Fachkomitees das beliebteste Lied aller Zeiten des Staates Israel gewählt. Der Name "Schir HaSchischim" – "Das Lied der Sechzig (Jahre)" – mag als Wortspiel mit "Schir HaSchirim" – "Das Hohe Lied" verstanden werden. 360 Lieder wurden in einer Reihe von Fernseh- und Radiosendungen vorgestellt und haben manchen Zuhörer und Zuschauer in Staunen versetzt. Israels Folklore hat einen großen Reichtum zu bieten. Diese Sendungen zu verfolgen, glich einer Reise in die Tiefen der israelischen Seele.

Israelis singen gerne. Sie singen gerne gemeinsam und bringen durch ihre Lieder Freude und Trauer, Liebe, Enttäuschung und auch Protest zum Ausdruck. Sobald ein Lied von der Öffentlichkeit akzeptiert wurde, singt es bald Groß und Klein. So werden beispielsweise auf einer Schulfeier, auf der die Kinder ein Buch der Tora bekommen, die Schöpfungstage im Lied vorgestellt. Zum Thema der Erschaffung des Menschen singen die Siebenjährigen das Lied: „Jeder hat die Eine und Jede hat den Einen, mit dem sie den Kreis schließen wird… Ohne Dich bin ich nur ein halber Mensch. Ohne Dich bin ich eigentlich gar nichts…“

Ins Finale zur Auswahl des „Liedes der Sechzig“ gelangten zwölf Lieder, darunter keine einzige Rockmelodie. Die Israelis lieben offensichtlich das Melancholische, seien es nun Liebeslieder, Friedenslieder oder patriotische Gesänge, wie etwa: „Wer liebt Dich mehr als ich…“ – von dem einige gedacht haben mögen, es sei auf eine geliebte Person bezogen und nicht auf das Land Israel. So lag auch das klassische Lied für den Unabhängigkeitstag und ähnliche Erinnerungszeremonien das Lied „Ich habe kein anderes Land… auch wenn mir der Boden unter den Füßen brennt, nur ein Wort auf hebräisch dringt tief in meine Seele hinein…“ Diesen Text schrieb Ehud Manor, einer der bekanntesten israelischen Dichter, kurz nachdem sein Bruder im Zermürbungskrieg gefallen war. Es wurde nach dem Libanonkrieg bekannt.

Das „Schir HaSchalom“ – das „Lied des Friedens“ – wurde von  Jankele Rotblit geschrieben, der im Sechstagekrieg ein Bein verloren hat. Untrennbar ist es heute mit der Ermordung des israelischen Premierministers Jitzchak Rabin verbunden. Es war das letzte Lied, das er auf der Friedensdemonstration in Tel Aviv gesungen hatte. Das Liedblatt wurde später Blut verschmiert in seiner Tasche gefunden. Als „Hymne der Friedensbewegung“ wurde es in mindestens acht Sprachen übersetzt. Unter anderem heißt es darin: „…auch das stärkste aller Gebete wird uns nicht zurückbringen… da helfen weder Siegestaumel noch Lobeslieder… Darum singt das Lied des Friedens, flüstert nicht Gebete…“

Jitzchak Rabin selbst soll aber vielmehr das Lied „Re’ut“ – „Freundschaft“ – geliebt haben, das eine Freundschaft besingt, die unvergesslich ist. Dieses Lied ist kurz nach dem Unabhängigkeitskrieg entstanden und bringt die Erlebnisse der Palmach-Kampfeinheiten und die Trauer über gefallene Freunde zum Ausdruck. Der Refrain wiederholt: „Liebe durch Blut geheiligt, du wirst zurückkehren und unter uns blühen.“ Erst im Jahr 1972 wurde dieses Lied durch die Militärmusikgruppe „Nachal“ bekannt und hat in der Endrunde zum „Schir HaSchischim“ den dritten Preis bekommen.

Den zweiten Platz erreichte ein gefühlvolles, fast herzzerreißendes Protestlied aus der Zeit nach dem Jom-Kippur-Krieg: „Wir sind die Kinder vom Winter 73“. Dieses Lied besingt die Enttäuschung, dass es trotz Hoffnung, Liebe und starkem Willen der Eltern, sie zu beschützen, nicht gelungen ist, Frieden zu erlangen. Im Refrain werfen die „Kinder vom Winter 73“ ihren Eltern vor: „Ihr habt eine Friedenstaube, einen Ölzweig versprochen! Ihr habt uns die Erfüllung der Verheißung versprochen! Doch jetzt stehen wir wieder da mit Waffen und Helm auf dem Kopf…“

Zu den beliebten und bekannten israelischen Liedern gehören nicht wenige geistliche Lieder, wie zum Beispiel eine Pop-Ausführung des Gebetes „Adon Olam“ – „Herr der Welt“, von dem es auch eine Rockversion gibt. Doch „Adon Olam“ hat das Finale nicht erreicht. Dafür aber eine lebhafte orientalische Melodie mit dem Text von Psalm 147: „Preise Jerusalem den Herrn; lobe, Zion, deinen Gott! Denn er macht fest die Riegel deiner Tore und segnet deine Kinder in deiner Mitte“ (Verse 12-13). Das zweite Jerusalem-Lied, das sich um den Titel „Schir HaSchischim“ beworben hatte, war das weltbekannte „Jeruschalajim Schel Sahav“ – „Jerusalem von Gold“, das die Liedermacherin Naomi Schemer 1967 gedichtet hat. Und dieses Lied wurde zum „Lied der Sechzig“ gewählt.

Selbstverständlich fehlte es bei dem Wettbewerb nicht an romantischen Liebesliedern. So gelangten zwei Liebeslieder in die Endauswahl: „Liebe meiner Kindheit“ und „Der Schmuck deiner Stirn“, die durch die dreistimmige Ausführung von Koren Elal, Jehudit Ravitz und Arik Einstein berühmt geworden waren. Arik Einstein ist übrigens der „Sänger der Sechzig“ geworden. Auch ein Lied, das die Natur und die Vergänglichkeit der Generationen mit dem Bild der „Kalaniot“, der „Anemonen“, besingt, war in der Endauswahl. Es war einmal durch die Alt-Stimme der energischen Sängerin Schoschana Damari berühmt geworden.

Die beliebteste Musikgruppe aller Zeiten des Staates Israel wurde die Band „Kaweret“. Auch das Heimwehlied „Ob Du mich hörst, mein Entfernter…“ wollte „Lied der Sechzig“ werden. Es wurde zum Symbol der Katastrophe des US-Raumschiffs Columbia, bei der der erste israelische Astronaut Ilan Ramon ums Leben kam. Kaum weniger Erfolg hatte ein verspieltes Lied: „Du und ich, wir zwei werden die Welt verändern! Dass andere das schon vor uns gesagt haben, macht nichts. Und sollte es uns dabei schlecht ergehen, macht auch nichts! Wir werden gemeinsam die Welt verändern… und die anderen werden sich uns dann schon anschließen…“

Das israelische Volk hat für das Lied „Jeruschalajim Schel Sahav“ – „Jerusalem von Gold“ entschieden. Mit nur einem Punkt Rückstand erreichte ein gefühlvolles Friedenslied den zweiten Platz. Und an dritter Stelle bei der Auswahl zum „Schir HaSchischim“, dem „Lied der Sechzig“ steht ein Lied über Krieg und Liebe der Freunde im Kampf. Das ist ein realistisches Spiegelbild der israelischen Gesellschaft zum 60. Jubiläum des Staates in Liedern ausgedrückt.

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