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50 Schafe geschlachtet: Samaritaner feiern Passah

NABLUS (inn) – Die samaritanische Gemeinschaft hat am Dienstagabend ihr Passahfest auf dem Berg Garetzim bei Nablus begonnen. Über 1.000 Besucher aus aller Welt beobachteten die traditionelle Zeremonie, in der etwa 50 Schafe geschlachtet und geopfert wurden.
Zu Beginn des Festes ziehen die Samaritaner in einer Prozession auf den Berg Garetzim.

„Meine Aufgabe ist es, unsere Religion zu bewahren, Gebete zu leiten und sicherzustellen, dass meine Leute einander lieben“, sagte der Hohepriester Abed-El Ben Ascher während eines Interviews vor der Feier in seinem Haus in Kirijat Lusa im nördlichen Westjordanland. Nach Auseinandersetzungen mit der muslimischen Bevölkerung von Nablus in der Vergangenheit hätten die beiden Bevölkerungsgruppen ihren Streit in den vergangenen Jahren beigelegt. „Wir leben nebeneinander und arbeiten zusammen. Da gibt es kein Problem zwischen uns“, sagte Ascher nach Angaben der israelischen Tageszeitung „Ha‘aretz“.
Die Samaritaner haben ihre Wurzeln in den biblischen Stämmen von Ephraim und Manasse und praktizieren auch heute noch ihre Religion, welche ebenso wie das Judentum auf der Torah basiert. Diese ist ebenfalls in Hebräisch verfasst, die Samaritaner sprechen das Bibelhebräisch jedoch anders aus als die Juden. Je nach Wohngebiet ist die samaritanische Sprache Hebräisch oder Arabisch. Der 78-jährige Hohepriester Ben Ascher ist laut Überlieferung der 133. Amtsträger in direkter Nachfolge von Moses Bruder Aaron. Sein Vorgänger Aharon Ben Ab-Chisda war am Freitag im Alter von 84 Jahren gestorben (Israelnetz berichtete). Heute zählen die Samaritaner etwa 760 Anhänger, eine Hälfte lebt bei Nablus im Westjordanland, die andere in Holon bei Tel Aviv, schreibt „Ha‘aretz“. Im Gegensatz zu den Juden feiern sie erst diese Woche das Passahfest, da sie sich an einem anderen Kalender orientieren.

Schafsfleisch, ungesäuertes Brot und bittere Kräuter

Bei Sonnenuntergang am Dienstagabend führte der Hohepriester Ascher seine Gemeinde in einer Gebetszeremonie auf den Berg Garetzim. Dort soll Gott nach samaritanischer Tradition zu biblischen Zeiten Abraham angewiesen haben, seinen Sohn Isaak zu opfern. Der Ort gilt für die Gemeinschaft als eine heilige Stätte. Die Samaritaner hätten weiße Gewänder getragen und Passagen aus dem 12. Kapitel des zweiten Buch Mose gesungen, in dem der Auszug der Israeliten aus Ägypten beschrieben wird. Nach einem Jubelschrei hätten die Schlachter der Gemeinde gleichzeitig die Kehlen der Schafe durchgeschnitten. Anschließend tupften die Männer das verspritzte Blut auf ihre Stirnen, heißt es in dem Bericht. Danach hätten sie unter den Augen der Zuschauer die Schafe ausgenommen, die Tiere auf lange Spieße gesteckt und in tief liegenden Feuergruben zum Garen platziert. Das gekochte Fleisch habe es um Mitternacht zusammen mit ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern zu essen gegeben.
„Ich liebe diesen Teil des Passah-Festes“, sagte Kochava Jehoschua, eine Samaritanerin aus Holon, die wie alle Mitglieder aus ihrem Ort die gesamte Woche in Kirijat Lusa verbringt. Das blutige Ritual habe für sie nichts Schockierendes, da sie mit dieser Tradition aufgewachsen sei.

Teil des israelischen Staates

Ein 68-jähriger Sprecher und Historiker der Gemeinde in Holon erklärte, Samaritaner seien ein „integraler Bestandteil“ des israelischen Staates. Sie hätten größtenteils die israelische Staatsbürgerschaft und die Einwohner von Holon dienten in der israelischen Armee. Viele seien außerdem im Technik- oder Musikgeschäft erfolgreich. Der Senior ist mit einer Jüdin verheiratet, die den samaritanischen Lebensstil annahm. Nach dem Jahr 1919, als die Zahl der Samaritaner auf unter 150 geschrumpft sei, hätten die Männer begonnen, Jüdinnen zu heiraten, berichtet „Ha‘aretz“. Bedingung sei jedoch gewesen, dass die Frauen die Religion und den Lebensstil ihrer Männer annahmen. Die Anpassung an den israelischen Mainstream sei immer noch relativ gering. „Trotz der Verlockungen um uns herum bevorzugen es die Leute, in der Gemeinschaft zu bleiben“, sagte der 68-Jährige. Sie würden ihr Erbe bewahren, das sich durch ihre Sprache, die Schrift und eine Jahrtausende alte Tradition auszeichne.

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