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30 Jahre nach Massaker: Trauerfeier im Münchener Olympiapark

MÜNCHEN (inn) – Zum Abschluß der Leichtathletik-Europameisterschaften in München ertönte am Sonntag noch einmal die israelische Nationalhymne – diesmal jedoch nicht für einen Sieg. Rund 80 geladene Gäste hatten sich versammelt, um an einen der furchtbarsten Momente in der Sportgeschichte zu erinnern – das Attentat auf israelische Athleten bei den Olympischen Spielen 1972.

Überwacht von Polizeihubschraubern und unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen hatten sich neben zahlreichen Vertretern des EM-Organisationskomitees, des Europäischen Leichtathletik-Verbandes (EAA) und der israelischen Botschaft auch 23 Angehörige der Opfer versammelt. Am Mahnmal im Münchener Olympiapark legten sie Kränze nieder und zündeten Kerzen für die Ermordeten an

„Wir werden die Bilder nie vergessen. 1972 bewegt uns noch heute“, sagte der israelische Botschafter in Deutschland, Shimon Stein, in seiner Trauerrede.

Fernsehtip

Zur Erinnerung an das Attentat wird das Bayerische Fernsehen am 5. September um 21:45 Uhr den Beitrag „Ein Tag im September“ ausstrahlen. Im NDR 3 läuft die Dokumentation brereits am 1. September um 23:45 Uhr und auf Arte am 18. September um 20:45 Uhr.

Hintergrund: Das Massaker von München

Ein mit Maschinenpistolen und Handgranaten bewaffnetes Kommando des PLO-Geheimbundes Schwarzer September hatte am 5. September gegen 4:30 Uhr das israelische Mannschaftsquartier im Olympischen Dorf überfallen und elf Sportler als Geiseln genommen (andere entkommen). Sie verlangen die Freilassung von 200 Gesinnungsgenossen aus israelischer Haft. Zwei Israelis (Moshe Weinberg, 33, und Josef Romano, 32), die Terroristen am Eindringen hindern wollen, werden ermordet.

Die Regierung Israels lehnt Verhandlungen mit Terroristen ab. Nach zwei verstrichenen Ultimaten verlangen die Terroristen am Abend freien Abzug nach Kairo – die Geiseln wollen sie mitnehmen. Die ägyptische Olympiamannschaft beendet vorzeitig die Teilnahme an den Spielen.

Am Flughafen Fürstenfeldbruck kommt es schließlich zwischen der Polizei und den insgesamt acht Palästinensern zu einem fast drei Stunden anhaltenden Drama – einer mißglückten Befreiungsaktion, in deren Verlauf fünf der acht Terroristen erschossen werden. Drei Täter werden verhaftet. Sie töten jedoch alle neun israelischen Geiseln: David Berger (28), Josef Gottfreund (40), Eliezer Halfin (24), Ze´ev Friedman (28), Mark Slavin (18), Amizur Shapira (40), André Spitzer (27), Kehat Shor (53) und Ya´akov Springer (51).

„Sie waren wahre und tapfere Sportkameraden und starben in der Blüte ihres Lebens“, sagte Israels Chef der Mission, Shmuel Lalkin, in München. Er beklagte die „barbarische Schändung des olympischen Geistes“, kündigte jedoch an, sein Land werde weiterhin Sportler zu Olympischen Spielen entsenden. „In tiefer Erschütterung verläßt die israelische Delegation diesen Ort. Wir danken allen für die uns erwiesene Solidarität“, sagte Lalkin zum Abschied aus München.

Nach kurzer Unterbrechung verkündet der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Avery Brundage (Spitzname: Average Brandy): „Die Spiele müssen weitergehen! (The Games must go on)“. Am nächsten Tag gegen 13 Uhr werden die Wettkämpfe wieder aufgenommen.

Das Massaker von München rief weltweit Empörung hervor, ferner gab es im In- und Ausland Kritik an den deutschen Sicherheitskräften. Bundeskanzler Willy Brandt äußerte sich „entsetzt über dieses abscheuliche Verbrechen“. US-Präsident Richard Nixon äußerte sich „tief empört“. Der Präsident des Organisations-Komitees für die Spiele, Willy Daume, sagte: „Sie haben uns die Seele aus dem Leib geschossen.“

Während die Arabische Liga das Verbrechen der Palästinenser offiziell „mißbilligte“, sahen Kommentatoren arabischer Zeitungen dies anders. „Die öffentliche Meinung ist schon immer gegen die Araber gewesen, ohne deren Standpunkt (im Streit mit Israel) auch nur in Erwägung zu ziehen“, heißt es in einer Beiruter Zeitung.

Und die 1880 gegründete englischsprachige „Egyptian Gazette“ brachte eine verbreitete Meinung zum Ausdruck: „Der Angriff von München ist nur einer von vielen. Die Welt kann diese Angriffe als Verbrechen bezeichnen. Sie muß jedoch davon ausgehen, daß sie fortgesetzt werden, bis die Palästinenser ihre Rechte wiedererlangt haben.“

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