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Gauck: Terror in Europa lässt Israels Bedrohung besser verstehen

JERUSALEM (inn) – Bundespräsident Joachim Gauck hat am Wochenende während seines Israelbesuchs die Freundschaft zwischen den beiden Staaten betont. Gleichzeitig brachte er seinen Wunsch zum Ausdruck, dass Juden und Palästinenser friedlich miteinander leben.
Präsidententreffen in Jerusalem: Gauck und Rivlin
Bundespräsident Joachim Gauck begann am Samstag seine Nahostreise, die ihn nach Israel und Jordanien führte. Am Sonntag erhielt der deutsche Politiker die Ehrendoktorwürde der Hebräischen Universität in Jerusalem. „Wenn die bedeutendste Universität Israels dem deutschen Bundespräsidenten diese Ehre erweist, dann symbolisiert das zugleich die Tiefe der Beziehungen zwischen unseren Ländern“, sagte Gauck am zweiten Tag seiner Reise. Gauck hob die Freundschaft zwischen den beiden Ländern hervor. Er sagte laut des Bundespräsidialamtes, die Vergangenheit existiere fort in der Beziehung zwischen Israel und Deutschland – „immer seltener als trennendes Element, aber andauernd eingewoben in das Geflecht unserer Begegnungen“. Gleichzeitig könne die Vergangenheit das aufgebaute Vertrauen nicht mehr untergraben, und sie könne den Dialog nicht mehr verhindern, der inzwischen belastbar sei und auch Kontroversen aushalte.

Gauck: „Israel galt in offizieller DDR-Propaganda als Aggressor“

Die Begegnungen zwischen deutschen und israelischen Vertretern hätten sich über die Jahre verändert. Früher hätten sie sich „ausschließlich aneinander gerieben“, heute lernten sie öfter voneinander – freiwillig wie auch erzwungenermaßen, um neuen Gefahren zu begegnen. Gauck spüre dies an sich selbst: „Jetzt, wo der Terror näher an uns in Westeuropa heranrückt, kann ich besser jene Bedrohung erfassen, in der die Israelis seit Jahrzehnten leben.“ Zudem wünschte sich Gauck, „Juden und Palästinenser könnten die endlose Spirale der Gewalt endlich durchbrechen und friedlich und selbstbestimmt zu einem Miteinander finden“. Er blickte in seiner Rede auch zurück in die DDR-Vergangenheit: „Israel [galt] in der offiziellen DDR-Propaganda als Speerspitze imperialistischer Interessen im Nahen Osten, als Aggressor, der auf die Vernichtung der Palästinenser ziele.“ Der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) gestattete die DDR hingegen die Eröffnung einer Vertretung, „versorgte sie mit Waffen und bildete ihre Kämpfer aus“.

Netanjau: „Welt muss mit Bedrohung durch radikalen Islam umgehen“

Am Sonntag kam der deutsche Bundespräsident auch mit Premierminister Benjamin Netanjahu zusammen. Der Likud-Politiker sagte, dass die aufgeklärte Welt die Bedrohung durch den radikalen Islam erkennen und mit ihm umgehen muss. Gauck bekräftigte die Verpflichtung des deutschen Volkes gegenüber Israels Sicherheit und Wohlergehen. Gauck traf sich am Sonntag zudem mit Israels Präsidenten Reuven Rivlin am Sitz des Präsidenten. Rivlin berichtete, dass er vor 50 Jahren auf der Straße gegen die diplomatischen Beziehungen von Israel mit Deutschland demonstrierte. Das Treffen mit Gauck schließe nun einen „persönlichen Kreis für mich“. „Heute wissen wir, dass die israelisch-deutschen Verbindungen korrekt und notwendig sind. […] Wir sind für immer dazu bestimmt, in einem Gefühl von Schmerz und Hoffnung miteinander verbunden zu sein.“ Der Bundespräsident fügte an, dass sie die in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen an die kommende Generation weitergeben müssen. Deutschland werde „immer auf Israels Kritik über uns hören“ und sich dafür einsetzen, dass niemand Israels Recht, sich selbst und seine Existenz zu verteidigen, negieren könnte“.

Thomanerchor singt in Tel Aviv

Zum Auftakt des zweitägigen Aufenthalts nahmen Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt mit Rivlin und dessen Ehefrau Nechama an einem Konzert des Thomanerchors und des Gewandhausorchesters Leipzig in Tel Aviv teil. Die Musiker führten in der Oper in Tel Aviv das „Weihnachts-Oratorium“ von Johann Sebastian Bach auf. Am Montag reiste Gauck weiter nach Jordanien. Dort will er den Einsatz des Landes bei der Unterbringung von Hunderttausenden Syrien-Flüchtlingen würdigen. Am Dienstag ist unter anderem ein Besuch in einem Flüchtlingslager in Asrak in der Nähe der syrischen Grenze geplant, wo rund 26.000 Flüchtlinge wohnen. (ms)

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