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Wie fremde Götzen bekämpft wurden

Ein israelischer Archäologe hat das bisher größte Stadttor der Eisenzeit bei Ausgrabungen in Lachisch entdeckt. Dabei zeigt sich, wie Machthaber fremde Götzen bekämpften. Für Aufsehen sorgt eine antike Toilette, die bereits in der Bibel zu finden ist.
Kopie der Schlacht von Lachisch aus dem Palast des Sanherib im Britischen Museum
Wer heute seinen Feind zerstören will, ruft nicht nur „Tod den USA“ oder „Tod Israel“, sondern verbrennt dessen Flaggen und trampelt auf ihnen rum. In biblischer Zeit, in der Regierungszeit des Königs Hiskia von Jehuda vor fast 3.000 Jahren, gab es keine Flaggen. Damals symbolisierten die jeweiligen Götzen die „nationale Identität“, wie wir das heute nennen würden. Der israelische Archäologe Sa‘ar Ganor legte in der Stadt Lachisch das größte bisher entdeckte Stadttor aus der Eisenzeit mitsamt Zeugnissen einer solchen „Flaggenverbrennung“ in biblischer Zeit offen. Das Stadttor von Lachisch (24,50 mal 24,50 Meter) ist bis zu einer Höhe von vier Metern erhalten, freigelegt und soll konserviert werden. Jeweils drei Kammern liegen beiderseits der Straße. Hier konzentrierte sich das politische wie das gesellschaftliche Leben. Auf den Bänken mit Armlehnen saßen Stadtväter, Richter, Gouverneure, Könige und Beamte. Hier wurden angelieferte Waren wie Getreide umgeladen. Davon zeugen „offizielle“ Tonsiegel mit der eingeprägten Inschrift „für den König“ und dem Namen eines hohen Beamten wie „lnhm Avadi“.

Abgesägte Hörner deuten Machtwechsel an

Eine mit weißem Gips verputzte Kammer führte zu einem Raum mit einer Bank, auf der wohl Opfer dargebracht worden sind. Eine Öffnung in der Ecke des Raumes führte zum Allerheiligsten. Darin fanden die Archäologen zwei vierhörnige Altäre, deren Hörner jedoch abgesägt waren. Das sei ein Zeugnis für die „religiöse Reform“ unter Hiskia. Heute würde man das „Revolution“, „Umsturz“ oder „Machtwechsel“ nennen. Vergleichbar ist das mit dem Abmontieren aller Hakenkreuze nach 1945 oder kommunistischer Symbole nach dem Zusammenbruch der DDR und der Sowjetunion. Hiskia wollte dafür sorgen, dass sich Kulthandlungen nur noch auf Jerusalem konzentrierten. Deshalb musste er alle konkurrierenden Kultstätten ausschalten. Ganor sagte bei einer Vorstellung der Funde, dass unklar sei, wie die verehrten Gottheiten von Lachisch hießen: „Aber es ist klar, dass sie nicht koscher waren.“

Stilles Örtchen als Beweis für Bibelstelle

Die ultimative Entweihung des „Allerheiligsten“ entdeckten die Ausgräber in einer Ecke des Raumes: Ein Stein in der Form eines Stuhls mit einem Loch in der Mitte und einer Abfluss-Ritze. Solche Sitzsteine dienten in biblischer Zeit als Klosett. In 2. Könige 10,27 ist die Entweihung eines Baal-Heiligtums beschrieben: „Und sie rissen die Säule Baals ein, zerstörten das Haus des Baals und machten daraus eine Latrine.“ Erstmals fanden die Forscher jetzt einen archäologischen Beweis für diese Geschichte. Eine chemische Prüfung des Erdreichs unter dem Toilettenstuhl ergab, dass es sich um einen rein symbolischen Akt handelte. Das Klo wurde nie benutzt. Unter ähnlich gestalteten Steinen, etwa in Jerusalem, konnten Forscher genau eruieren, welches Fleisch und welche Gewürze die Menschen vor über 2.500 Jahren genossen haben. Offenbar wurde dieses Allerheiligste nach dem Platzieren des einschlägigen Steines zugemauert und unzugänglich gemacht. König Sanherib von Assyrien zerstörte das Tor von Lachisch im Jahr 701 vor Christus. Bei den Ausgrabungen wurden Pfeilspitzen und Schleudersteine gefunden. Sie bewiesen, dass der Zerstörung der Stadt eine Schlacht am Stadttor vorausging. Die militärische Kampagne des Sanherib gegen König Hiskia aus Juda ist in der Bibel (2. Könige 18 und 2. Chronik 32) beschrieben und wurde auf dem Lachisch Wandrelief im Sanherib Palast in Ninive bildhaft dargestellt. (uws)

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