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„Orange“ gegen Israel?

Der Chef des französischen Telekommunikationsunternehmens „Orange“ steht wegen negativer Aussagen über Israel in der Kritik. Am Freitag ruderte er zurück. Frankreichs Regierung sprach sich klar gegen einen Boykott aus.
So kaputt wie dieses Smartphone scheinen die Beziehungen zwischen dem Konzern „Orange" und Israel.

„Wenn ich könnte, würde ich morgen alle Geschäftsbeziehungen mit Israel abbrechen.“ Das sagte Stephane Richard, Geschäftsführer der französischen Telekommunikationsfirma „Orange“, bei einer Pressekonferenz in Kairo. Als Grund für die überraschende Äußerung nannte er die Siedlungspolitik und die Behandlung von Palästinensern durch Israel.
Richard ruderte am Freitag in mehreren Medien zurück und erklärte unter anderem der israelischen Zeitung „Yediot Aharonot“, ein Freund Israels zu sein und das Land sogar zu lieben. „Ich bin entsetzt über den Eindruck, ‚Orange‘ wolle sich aus politischen Gründen aus dem israelischen Markt zurückziehen“, sagte er. Von der internationalen Boykottbewegung gegen Israel, BDS, habe er bislang nichts gewusst. „Meine Worte wurden falsch interpretiert, und das tut mir sehr leid.“ Seine Firma bekomme zwar immer wieder E-Mails von Menschen, die fordern, nicht mit der israelischen Firma „Partner“ zusammenzuarbeiten, bislang habe man dem Druck aber nicht nachgegeben.
„Richard oder die französische Gesellschaft ‚Orange‘ hat uns nie angesprochen“, sagte der scheidende Direktor der israelischen Firma „Orange“, Chaim Romano, am Freitagmorgen im israelischen Rundfunk. Derweil reagieren israelische Politiker empört über Richards Ankündigung. Dieser Boykott Israels sei gleichzusetzen mit Antisemitismus. Uriel Lynn, Leiter der israelischen Handelskammer, bezeichnete die „überhebliche Äußerung“ von Richard als „Chutzpe“, die zudem gegen einen unterzeichneten Handelsvertrag verstoße und allein deshalb rechtlich geahndet werden sollte. Lynn sagte zudem, dass der Boykott israelischer Waren aus den besetzten Gebieten in erster Linie den Palästinensern schade, die dort als Arbeitnehmer angestellt seien.
Inzwischen stellt sich heraus, dass der Franzose Richard offenbar einen Alleingang gemacht hat, ohne die geschäftlichen Verbindungen zu Israel geprüft zu haben.

„Orange“ erhält Millionenbeträge aus Israel

In Wirklichkeit heißt die israelische Firma „Partner Communications Ltd.“. Sie benutzt lediglich das Logo von „Orange“ und Vorgaben für die Kundenbeziehungen sowie für das Geschäftsgebaren. Der Vertrag sei schon 1998 unterschrieben worden, als Orange noch britisch war und der in Hongkong registrierten „Hutchison Group“ gehörte, ehe die Firma von der französischen Telecom übernommen worden war.
Chaim Romano erklärte: „Die Franzosen haben keinerlei Mitspracherecht bei ‚Partner‘. Sie können uns keine Vorschriften machen. Die Erklärung von Richard ist einfach nur geschäftsschädigend.“ In Israel hat „Partner“ etwa drei Millionen Kunden und ist so einer der ganz großen Mobilfunkbetreiber. Für die Verwendung des Markenzeichens von „Orange“ zahle „Partner“ „Hunderte Millionen“. Romano drohte Richard persönlich und seiner Gesellschaft mit rechtlichen und „anderen“ Schritten. „Die könnten uns die seit Jahren gezahlten Lizenzgebühren für das Logo erstatten, und dann wäre diese Geschäftsbeziehung aufgelöst“, sagte Romano.
Der eigentliche Besitzer von „Partner“ ist der amerikanisch-israelische Geschäftsmann Haim Saban: „Ich bin stolz, die Kontrolle bei ,Partner‘ zu besitzen, eine israelische Firma, die lediglich das Orange-Markenzeichen geleast hat. Die Drohungen werden mich nicht abschrecken, und ich werde weiter für Israel aktiv bleiben und den globalen Kampf für eine Unterstützung Israels fördern.“
In Medienberichten heißt es, dass die französische Regierung 25 Prozent der Anteile von „Partner“ hält und unter Druck gesetzt wird, diese Kontakte mit Israel zu kappen, weil Partner auch im „besetzten“ Westjordanland (palästinensische) Kunden hat und dort Sendeantennen aufgestellt hat. Selbstverständlich hat die Gesellschaft auch Kontakte zum Militär, wobei französische Aktivisten der Telekommunikationsfirma vorwerfen, eine Rolle beim letzten Gazakrieg gespielt zu haben.

Politiker alarmiert von BDS-Bewegung

In Frankreich wird schon eine Klage gegen Richard eingeleitet, weil die französischen Gesetze eine Diskriminierung aus „nationalen“ Gründen verbieten. Bei einer öffentlichen Präsentation in Paris vor einem Jahr seien die weltweiten Geschäftsverbindungen gezeigt worden. Nur Israel fehlte. Der Chef von „Orange“ in Frankreich entschuldigte sich dafür. Das sei ein „Versehen“ gewesen. Doch ein israelischer Korrespondent in Paris erklärte, dass die Firma „Orange“ sich schon öfters mit anti-israelischen Aktivitäten hervorgetan habe.
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und Staatspräsident Reuven Rivlin forderten eine Entschuldigung für die Äußerungen des „Orange“-Chefs. Die kam am Freitag von Frankreichs Außenminister Laurent Fabius, der laut „Jerusalem Post“ erklärte, seine Regierung lehne jeden Israel-Boykott ab. Es oblige dem Chef von „Orange“, die unternehmerische Strategie seines Unternehmens zu bestimmen.
Die BDS-Bewegung, die weltweit zum Boykott jeglicher israelischer Waren aufruft und nicht nur aus den „illegalen Siedlungen“, wird von Israels Regierungsspitze inzwischen als „strategische Gefahr“ gesehen. Mehrere Minister sind vom Regierungschef Benjamin Netanjahu angewiesen worden, die Boykottbewegung mit allen Mitteln zu bekämpfen und den Schaden für Israels Ansehen und Wirtschaft abzuwenden.
Dieser Tage findet in Israel eine international beachtete Ausstellung zu militärischen Neuerungen statt. Aus aller Welt seien Delegationen gekommen, um die ausgestellten technologischen Erfindungen zu prüfen. Allein Firmen aus Großbritannien und Frankreich hätten die Präsentation boykottiert, „um sich mit Israel nicht zu identifizieren“. (uws)

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