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Eilat fürchtet das Ende seiner „Sauerstoffzufuhr“

Weil ein kleiner Tel Aviver Flughafen geschlossen werden soll, fürchtet die Tourismus-Metropole Eilat am Roten Meer die Isolation. Der Bürgermeister ist empört – und tritt mit seiner Stadt in einen Streik.
Bald vielleicht nicht mehr möglich: Eine Propellermaschine landet auf dem Sde-Dov-Flughafen nördlich von Tel Aviv

„In letzter Minute konnten wir das Schwert über dem Kopf entfernen“, freute sich der Knesset-Abgeordnete Itzik Schmuli im März 2017. Das israelische Parlament hatte gerade beschlossen, dass der Klein-Flughafen Sde Dov nördlich von Tel Aviv doch noch länger in Betrieb bleiben soll, anstatt innerhalb weniger Wochen zu schließen. Und so kam es dann auch: Heute starten und landen in Sde Dov immer noch täglich einige Dutzend Flugzeuge – noch. Denn im Sommer könnte das „Schwert über dem Kopf“ endültig herunterfallen und dem Regionalflughafen den Garaus machen: Für Juli ist der nächste Schließungstermin angesetzt.

Die Abwicklung des Flughafens ist seit vielen Jahren geplant und hätte eigentlich schon längst über die Bühne gehen sollen. Die Befürworter der Schließung möchten den Platz, den der Flughafen derzeit an der Strand-Promenade in Anspruch nimmt, gerne für Tausende Wohnungen, Hotels, Einkaufszentren und andere Bauten nutzen. Doch nicht zuletzt wegen seiner zahlreichen Feinde wurde das Projekt immer wieder hinausgeschoben.

Ticketpreise könnten steigen

Wenngleich auch Tel Avivs Bürgermeister Ron Huldai Kritik an dem „kurzsichtigen“ Schließungs-Plan übt, sitzen dessen Hauptgegner nicht in Tel Aviv selbst, sondern ausgerechnet an dem Punkt, der geographisch am weitesten von dem Flughafen entfernt liegt: In Eilat am Roten Meer. Die Tourismus-Stadt befürchtet, durch die Schließung des Flughafens vom Zentrum Israels abgeschnitten zu werden: Denn fast alle Maschinen, die in Sde Dov abheben, fliegen nach Eilat.

Würde der Flughafen nun dicht machen, zöge es auch weniger Menschen in den Süden Israels, so die Befürchtung. Denn die kleinen Fluggesellschaften Arkia und Israir müssten ihren Betrieb auf den vom Stadtzentrum deutlich weiter entfernten internationalen Ben-Gurion-Flughafen verlagern. Bereits 2014 hatte Israir gewarnt, dass die Zahl der Flüge nach Eilat dann um 30 Prozent einbrechen und die Ticketpreise steigen würden. Und auch der Umstieg aufs Auto ist keine wirklich attraktive Alternative: Vier bis fünf Stunden dauert die Fahrt von der Mittelmeermetropole ans Rote Meer.

Eilats Bürgermeister Meir Jitzchak Halevi sieht in Sde Dov daher die „Sauerstoffzufuhr“ seiner Stadt. Den Flughafen zu schließen würde bedeuten, diese Zufuhr zu kappen, warnen auch Vertreter der Hotelbranche. Zudem werde die Route zu medizinischen Zwecken genutzt, um Ärzte ein- und Patienten auszufliegen, heißt es wiederum aus den Krankenhäusern.

Der Sde-Dov-Flughafen von oben Foto: Wikipedia
Der Sde-Dov-Flughafen von oben

Stadt tritt in den Streik

Und so kämpft die 50.000-Einwohner-Stadt, die gerade selbst erst einen neuen Flughafen bekommen hat, mit allen Mitteln gegen das Aus des Airports in Tel Aviv zu diesem Zeitpunkt. Am Dienstag traten laut Medienberichten Bus- und Taxifahrer, Teile der Stadtverwaltung, Mitarbeiter von Einkaufszentren, medizinisches Personal und sogar Schulen für mehrere Stunden in den Streik. Fahrzeuge blockierten die wichtigsten Zufahrtswege und schnitten die Metropole so vom Rest des Landes ab. Bei einer Kundgebung erklärte Bürgermeister Halevi, die geplante Schließung sei „schockierend“ und „herzlos“ und werde der Stadt „schrecklichen Schaden“ zufügen. Sogar von einem „Hungerstreik“ war die Rede.

Ob diese Botschaft bei den Entscheidungsträgern ankommt, ist indes fraglich. In einem offenen Brief an Benjamin Netanjahu beklagte Halevi die fehlende Bereitschaft des Premierministers, sich seine Argumente anzuhören. Und da ist ja auch noch die andere Seite der Medaille: Die Unternehmen, die seit Jahren darauf warten, den Flughafenbereich nördlich von Tel Aviv endlich bebauen zu können. Die nächsten Monate werden zeigen, ob der Streit um den Flughafen doch noch in eine nächste Runde geht – und die Schließung vielleicht noch einmal verschoben wird.

Von: Sandro Serafin

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