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Universität, Staatspräsident und Fußballverein würdigen ermordete Studentin

Eine britische Studentin ist an Karfreitag bei einem Messerangriff in der Jerusalemer Straßenbahn ums Leben gekommen. Der Täter hoffte, danach von Soldaten erschossen zu werden. Ein englischer Fußballverein würdigte seinen verstorbenen Fan mit einer besonderen Geste.
Wurde ermordet, als sie von einer Ausgrabung zurückkehrte: Hannah Bladon

JERUSALEM (inn) – Nach dem tödlichen Angriff auf eine britische Studentin in Jerusalem hat das zuständige Magistratsgericht die Untersuchungshaft des Täters am Samstag verlängert. Die 21-jährige Hannah Bladon war am Freitag in der Straßenbahn von einem Palästinenser erstochen worden. Dieser hatte nach eigener Aussage gehofft, nach der Tat von Soldaten erschossen zu werden. Der Inlandsgeheimdienst Schabak teilte mit: „Dies ist ein weiterer von vielen Vorfällen, bei denen ein Palästinenser, der an psychischen oder persönlichen Problemen leidet, sich entschieden hat, als Ausweg aus seinen Problemen einen Angriff zu verüben.“

Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um den 57-jährigen Dschamil Tamimi aus dem Ostjerusalemer Viertel Ras al-Amud. Er war kurz vor dem Mord aus einer psychiatrischen Klinik in Nordisrael entlassen worden. Seine Familie teilte ihm daraufhin mit, dass sie keinen Kontakt wünsche – auch, weil er 2011 seine Tochter sexuell belästigt haben soll. Daraufhin habe er nichts mehr zu verlieren gehabt, sagte der Palästinenser laut der Tageszeitung „Yediot Aharonot“ im Verhör aus. Bereits früher hatte er versucht, sich das Leben zu nehmen, indem er in der Klinik eine Rasierklinge verschluckte. Er gestand, den Angriff geplant und das Tatmesser in der Altstadt erworben zu haben.

Tamimi stieg an der Haltestelle Damaskustor in die Straßenbahn. Neben ihm stand Hannah Baldon, die ihren Sitzplatz einer Frau mit Baby angeboten hatte. Der Palästinenser zog das Messer und stach auf den Oberkörper der jungen Britin ein. In der Bahn war ein Polizist außer Dienst mit seiner Familie unterwegs. Er löste die Notbremse aus, überwältigte den Angreifer und nahm ihm das Messer weg. Ein Zivilist half dem Polizisten. Durch den plötzlichen Stillstand des Zuges wurden eine schwangere Frau und ein Mann leicht verletzt.

Wegen des Pessachfestes hatten die israelischen Sicherheitskräfte die Palästinensergebiete abgeriegelt und die Alarmbereitschaft in der Hauptstadt erhöht. Deshalb waren Polizisten in der Nähe, die nach dem Halt in die Straßenbahn kamen und den Täter festnahmen. Baldon wurde ins Hadassah-Krankenhaus gebracht und erlag nach kurzer Zeit ihren Verletzungen.

Als Austauschstudentin in Israel

Die Britin studierte seit 2015 Religionswissenschaft, Theologie und Archäologie in Birmingham. Im Januar hatte sie sich einem Austauschprogramm an der Hebräischen Universität angeschlossen, das sie im September beenden wollte. Nach Angaben ihrer Familie befand sie sich auf dem Rückweg von einer archäologischen Ausgrabung, als sie ermordet wurde.

Die britische Tageszeitung „Guardian“ zitiert aus einer Mitteilung der Angehörigen, die über das Außenministerium in London veröffentlicht wurde: „Hannah war eine begabte Musikerin, gehörte zu den Mitarbeitern ihrer örtlichen Kirche und war Mitglied ihrer örtlichen Archäologengruppe. Sie sei eine begeisterte Rugbyspielerin und ein eifriger Fan des Fußballvereins Derby County gewesen. Weiter schrieb die Familie: „Ihr Tod hinterlässt so viele unerfüllte Versprechen. Unsere Familie ist erschüttert von diesem sinnlosen und tragischen Angriff.“ Derby County hielt am Montagabend vor seinem Zweitligaspiel gegen Huddersfield Town eine Schweigeminute im Gedenken an seine treue Unterstützerin ab.

Die Hebräische Universität kondolierte den Trauernden gemäß der Onlinezeitung „Times of Israel“. Sie verurteile Terrorakte gegen unschuldige Menschen, „und vor allem gegen eine Studentin, die nach Jerusalem kam, um zu studieren und ihren akademischen Horizont zu erweitern“. Staatspräsident Reuven Rivlin ließ verlauten, er sei „voller Traurigkeit“ über die Gewalt gegen Bladon. Israels „Gedanken und Gebete sind bei der Familie des Opfers“, ergänzte er.

Von: eh

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