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Internationale Kritik an Raketenhagel aus Gaza

Zehntausende Israelis im Grenzgebiet zum Gazastreifen mussten die vergangenen beiden Nächte in Schutzbunkern verbringen: Radikale Palästinenser aus dem Küstenstreifen nahmen den Süden des Landes unter Dauerbeschuss. Mittlerweile gibt es eine Feuerpause.
Viele Häuser an der Grenze zum Gazastreifen verfügen über angebaute Bunker, in die sich die Bewohner bei Raketenalarm flüchten

JERUSALEM / GAZA (inn) – Israel stand von Samstagmorgen bis Sonntagabend unter Dauerbeschuss aus dem Gazastreifen: Radikale Palästinenser haben rund 700 Raketen auf den Süden des jüdischen Staates abgefeuert. Dabei kamen vier Israelis ums Leben. Am Montagmorgen berichteten israelische Medien, Ägypten und die Vereinten Nationen hätten eine Waffenruhe vermittelt.

Der palästinensische Beschuss und die israelischen Reaktionen kamen in den frühen Morgenstunden zum Stillstand. Die israelische Armee hob die Sicherheitsauflagen für die Bürger in Südisrael auf. Schulen und Straßen wurden wieder geöffnet. Die Menschen waren angewiesen worden, sich zu Hause beziehungsweise in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten. Allerdings halten sich weiterhin Einheiten der Armee an der Grenze zum Gazastreifen bereit, falls es erneut zu Kampfhandlungen kommen sollte.

Die Gewalt hatte am Freitagabend begonnen, als ein palästinensischer Schütze aus dem Gazastreifen zunächst zwei Soldaten in Israel durch Schüsse verwundete. Im Anschluss daran starteten Palästinenser den Raketenbeschuss. Bis zum frühen Montagmorgen feuerten sie insgesamt rund 700 Geschosse auf Israel ab.

Armee weist Verantwortung für Tod von Schwangerer zurück

Die israelische Luftwaffe reagierte mit dem Beschuss von rund 320 terroristischen Zielen im Gazastreifen. Dabei wurden mindestens 23 Palästinenser getötet. Elf von ihnen waren laut der Armee Terroristen. Zudem kamen eine schwangere Frau und ein Baby ums Leben. Die Hamas macht Israel dafür verantwortlich. Die Armee weist dies jedoch zurück. Vielmehr sollen die Palästinenser durch eine fehlgeleitete palästinensische Rakete getötet worden sein.

Am Sonntag tötete die Luftwaffe gezielt den palästinensischen Verbindungsmann Hammad al-Chudari. Der 34-Jährige soll iranische Gelder an die Hamas und andere Terror-Gruppen im Gazastreifen vermittelt haben. Damit habe er geholfen, die Angriffe auf Israel zu finanzieren, so die Armee.

Raketen treffen Wohnhäuser, Fabrik und Auto

Die palästinensischen Raketenangriffe haben in Israel vier Todesopfer gefordert. Zudem wurden mehrere Wohnhäuser direkt getroffen. Am Sonntag kam ein vierfacher Familienvater ums Leben, als eine Rakete ein Wohnhaus in Aschkelon traf. Bei dem Mann handelt es sich um den 58-jährigen Mosche Agadi. Später schlug ebenfalls in Aschkelon eine Rakete in einer Fabrik ein. Dabei wurde der 47-jährige Said al-Hamamdeh getötet. Er hinterlässt sieben Kinder. Zwei Israelis wurden verwundet.

Kurze Zeit darauf wurde ein weiterer Mann schwer verletzt, als eine Rakete sein Auto traf. Mosche Feder erlitt schwere Verwundungen am Bein und verlor viel Blut. Der 60-Jährige starb im Krankenhaus.

Am Sonntagabend forderten die Angriffe ein viertes Todesopfer. In Aschdod wurde ein Mann von einem Raketensplitter getroffen, als er in den Schutzraum rannte. Der 21-jährige Pinchas Menachem Presuasman hinterlässt seine Frau und einen Sohn.

Internationale Reaktionen

Die Kampfhandlungen riefen zahlreiche internationale Reaktionen hervor. US-Präsident Donald Trump erklärte am Sonntag, sein Land stehe zu 100 Prozent hinter Israel, das seine Bürger gegen die tödlichen Angriffe der Terrorgruppen Hamas und Islamischer Dschihad verteidige. An die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen gerichtet sagte Trump: „Dieser Terror gegen Israel wird Ihnen nichts außer mehr Leid bringen.“ Er rief die Menschen in Gaza auf, die Gewalt zu beenden und auf Frieden hinzuarbeiten. Dieser sei möglich.

Die Außenbeauftragte der Europäischen Union, Federica Mogherini, verurteilte die palästinensischen Angriffe ebenfalls: „Die willkürlichen Raketenangriffe von palästinensischen Kämpfern im Gazastreifen müssen sofort eingestellt werden. Die Europäische Union bekräftigt ihr grundlegendes Engagement für die Sicherheit Israels.“ Mogherini bekundete den Hinterbliebenen der israelischen Opfer ihr Beileid und wünschte den Verletzten schnelle Besserung. Die Angriffe brächten unaussprechliches Leid über die Israelis. Zudem könnten sie die Bemühungen zunichte machen, die bereits unternommen wurden, um das Leiden der Bevölkerung im Gazastreifen zu lindern.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres äußerte sich „zutiefst besorgt“ über die Eskalation der Gewalt. Er verurteilte die palästinensischen Raketenangriffe „auf das Schärfste“. Beide Seiten rief er zu äußerster Zurückhaltung auf.

Berlin: „Angriffe auf Zivilisten durch nichts zu rechtfertigen“

Zahlreiche europäische Regierungen kritisierten den palästinensischen Beschuss ebenfalls. Das Auswärtige Amt teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter mit: „Wir verurteilen den massiven Raketenbeschuss aus Gaza nach Israel scharf. Angriffe auf Zivilisten sind durch nichts zu rechtfertigen. Israel hat das Recht, sich zu verteidigen und seine Bevölkerung zu schützen.“ Zugleich mahnte Berlin beide Seiten zu Zurückhaltung an.

Tschechiens Präsident Milos Zeman betonte, „als echter Freund Israels verurteile ich scharf diese terroristische Bombardierung des Landes, das uns so nahe steht. Wir dürfen jetzt nicht schweigen, sondern müssen laut zu Israel stehen.“

Das polnische Außenministerium sprach von willkürlichem Raketenfeuer auf israelische Städte und von Terror, der nicht akzeptiert werden dürfe. Österreich und Estland verurteilten die Angriffe auf Israel ebenfalls scharf.

Auch die Außenminister der beiden als pro-palästinensisch geltenden Länder Schweden und Irland meldeten sich zu Wort. Der irische Außenminister Simon Conveney erklärte: „Ich verurteile unmissverständlich das wahllose Raketenfeuer aus Gaza in den vergangenen beiden Tagen, das zu zivilen Toten und Verletzungen geführt hat.“ Diese Maßnahmen unterminierten die Sache des palästinensischen Volkes. Die ungerechte Behandlung und das Leid der Menschen im Gazastreifen würden niemals durch Gewalt oder Terroranschläge gelöst.

Die schwedische Außenministerin Margot Wallstrom warnte vor einer Eskalation der Lage in Südisrael und beklagte den „tragischen Verlust von Leben“. Sie äußerte jedoch keine explizite Verurteilung des palästinensischen Raketenbeschusses. Schweden ist das einzige EU-Mitglied, dass Palästina als Staat anerkannt hat.

Türkei verurteilt Israel

Die Türkei verurteilte hingegen lediglich die Gegenangriffe Israels scharf. Das Außenministerium forderte die internationale Staatengemeinschaft dazu auf, „rasch einzuschreiten, um Spannungen in der Region abzubauen, die mit Israels unverhältnismäßigem Vorgehen gestiegen sind“.

Israels Staatspräsident Reuven Rivlin besuchte am Sonntag Einwohner im Grenzgebiet zum Gazastreifen, um seine Solidarität zu zeigen. Er lobte die Bewohner Südisraels für ihre Standhaftigkeit und Ruhe. Diese sei inspirierend für ganz Israel. Der Vorsitzende des Eschkol-Regionalrates, Gadi Jarkoni, wies im Gespräch mit dem Staatsoberhaupt darauf hin, dass die Bürger bei jedem Alarm ernsthafte psychische Verletzungen davontrügen. Im Anschluss an den Besuch bei den Zivilisten traf sich Rivlin mit Kommandeuren der Armee-Einheiten an der Grenze.

Hamas: „Konflikt ist nicht zu Ende“

Unterdessen sieht sich Israels Premierminister Benjamin Netanjahu mit Kritik seitens der Opposition konfrontiert. Der Vorsitzende der Partei „Blau-Weiß“, Benny Gantz, nannte die Waffenruhe eine Kapitulation Israels vor Terroristen. Damit öffne Netanjahu die Tür für weitere Angriffe. Auch der Vorsitzende der Arbeitspartei, Avi Gabbai, kritisierte die Waffenruhe. Netanjahu teilte unterdessen mit, Israels Luftwaffe habe die Terrorgruppen Hamas und Islamischer Dschihad hart getroffen. Die Armee bereite sich auf weitere Kämpfe vor.

Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri erklärte dazu: „Der Widerstand konnte Netanjahus Armee abschrecken und seine Nase durch den Dreck ziehen.“ Er fügte laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ hinzu: „Unsere Botschaft ist, dass diese Runde vorbei ist, aber der Konflikt wird nicht enden, bis wir unsere Rechte zurückerhalten.“

Von: dn

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