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Palästinenser überfährt Siedlerin

Ein Mann überfahrt eine Frau auf einer Schnellstraße und verletzt sie tödlich. Normalerweise ist das „nur“ eine schreckliche Tragödie. In diesem Fall jedoch ist er Palästinenser, sie Israelin, der Vorfall ereignet sich nahe einer israelischen Siedlung. So kommt die Frage auf: Unfall oder Anschlag?
Einsatzkräfte in der Nacht auf Freitag. Sichern sie eine Unfallstelle oder den Ort eines Anschlags?

ARIEL (inn) – Die 42-jährige Israelin Hava Roisen ist am Donnerstagabend von einem palästinensischen Autofahrer erfasst und getötet worden. Der Vorfall ereignete sich auf der Route 60 im Westjordanland nahe Roisens Wohnort, der ultra-orthodoxen Siedlung Immanuel rund 45 Kilometer von Jerusalem. Der Knackpunkt dabei: Handelt es sich um einen Unfall oder war es Absicht und somit ein Terroranschlag?

Die Meinungen gehen auseinander. Fakt ist soweit: Der Mann beging zunächst Fahrerflucht, wurde später aber nahe des palästinensischen Dorfes Dschit gesehen. Dort stellte er sich der palästinensischen Polizei. Ein Sprecher der Palästinensischen Autonomiebehörde sagte der Onlinezeitung „Times of Israel“, der 63-jährige Fahrer behaupte, es handle sich um einen Unfall, nicht um einen Terroranschlag.

Fahrer spricht von Angst vor Vergeltung

Als Grund für seine Fahrerflucht habe der Mann Angst angegeben. Er habe befürchtet, getötet zu werden, wenn er anhalte. Damit bezieht er sich darauf, dass sich der Unfall im Gebiet israelischer Siedlungen ereignete. Der Mann werde in palästinensischer Verwahrung bleiben und nach palästinensischem Recht belangt werden, sagte der Sprecher.

Das israelische Militär stellte indes eigene Ermittlungen an. Laut vorläufigen Ergebnissen handelt es sich „höchstwahrscheinlich“ um einen Unfall. Die Möglichkeit eines Anschlags schließe das Militär trotzdem noch nicht völlig aus.

Roisen war aus der früheren Sowjetunion nach Israel eingewandert und hatte dort als Fotografin gearbeitet. Für ihren Beruf war sie viel im Land unterwegs – nach Angaben eines Anwohners von Immanuel häufig per Anhalter. Womöglich befand sie sich deswegen an der Straße, als sich der Mann in seinem Auto näherte.

Siedler vermuten Anschlag

Der Vorsitzende der Regionalverwaltung von Samaria, Jossi Dagan, erkennt bei dem Vorfall indes Anzeichen eines terroristischen Anschlags. Er betonte, die fragliche Kreuzung sei gut beleuchtet. Es seien nirgendwo Bremsspuren zu erkennen, die darauf hindeuteten, dass der Fahrer versucht habe, anzuhalten oder auszuweichen. „Das ist ein weiterer Terroranschlag, ein kaltblütiger Mord an einer Einwohnerin Samarias auf einer zentralen Straße im Staat Israel“, sagte der Siedlerführer. „Aber wir Einwohner von Samaria werden weiter stark bleiben und das Leben heiligen.“

Der Begriff „Staat Israel“ bezieht sich streng genommen nicht auf das Westjordanland, das in weiten Teilen lediglich unter israelischer Militärverwaltung steht. So hat das israelische Parlament keine gesetzgeberische Kraft in dem Gebiet.

Nach Angaben eines Sprechers der Lokalverwaltung von Samaria befindet sich der Ort in der Nähe der Stelle, an der im Januar ein Rabbi von einem Hamas-Terroristen erschossen worden war.

Nach dem Vorfall hatten rund 30 israelische Siedler an der Unfallstelle protestiert. Nach einigen Meldungen hebräischsprachiger Medien hätten sie dabei vorbeikommende Palästinenser mit Steinen beworfen.

Von: rmj

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