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Siedler erschießt Palästinenser nach Steinangriffen

Palästinenser greifen ein israelisches Fahrzeug mit Steinen an. Ein Siedler gibt Schüsse ab, ein Mann wird tödlich getroffen. Palästinensische Regierung und Vereinte Nationen verurteilen den Schützen.
Der Krankenwagenfahrer wurde festgenommen, weil er offenbar den Siedler am Entkommen gehindert hatte

NABLUS (inn) – Palästinensische Demonstranten haben am Donnerstag im Westjordanland israelische Fahrzeuge mit Steinen beworfen. Ein Siedler wähnte sich nach eigener Aussage in Lebensgefahr und eröffnete das Feuer mit seiner Pistole. Dadurch starb ein Palästinenser, ein Fotojournalist der Nachrichtenagentur AP wurde leicht verletzt. Der Vorfall ereignete sich bei Hawara in der Nähe der Autonomiestadt Nablus.

Armeeangaben zufolge nahmen israelische Sicherheitskräfte in der Nacht zu Freitag zwei Palästinenser fest. Einer von ihnen sei am Donnerstag „aktiv an Angriffen auf Zivilisten und Fahrzeuge beteiligt“ gewesen. Der andere Palästinenser hatte mit seinem Krankenwagen die Straße blockiert, als der Siedler versuchte, dem Mob zu entkommen. Zudem beschlagnahmten die Sicherheitskräfte einen Bus, der Demonstranten an den Ort der Protestaktion gebracht hatte. Anlass für die Demonstration war der Hungerstreik, in dem sich zahlreiche palästinensische Häftlinge seit dem 17. April befinden.

Als der Siedler am Ort der Protestaktion vorbeifuhr, umstellten Palästinenser sein Fahrzeug. Sie traten danach und warfen Steine. Ein Video zeigt, wie der Israeli versuchte, durch die Menge zu entkommen. Doch der Krankenwagen stand ihm im Weg. Kurz nach dem Angriff erschien ein Militärjeep. Die Soldaten zerstreuten die Menge mit Tränengas und anderen Mitteln zur Auflösung von Massenkundgebungen, schreibt die Onlinezeitung „Times of Israel“. Ein Militärsprecher teilte mit, Hunderte Palästinenser hätten während der gewaltsamen Demonstration Steinbrocken auf vorbeifahrende Autos geworfen.

Palästinenser und UN verurteilen Siedler

Das palästinensische Gesundheitsministerium identifizierte den Getöteten als Mutas Bani Schamsa. Der 23-Jährige stammte aus der Ortschaft Beita bei Nablus. Der verletzte Fotograf ist Madschdi Eschtaja. Die AP forderte eine vollständige Untersuchung des Vorfalles.

Die palästinensische Regierung im Westjordanland verurteilte die tödlichen Schüsse. Sprecher Tarek Rischmawi sprach in einer Pressemitteilung von einem „Verbrechen, das einer langen Reihe von israelischen Verbrechen gegen das palästinensische Volk hinzugefügt wurde“. Er rief die internationale Gemeinschaft und Menschenrechtsgruppen auf, ernsthafte Schritte zu unternehmen, um die Täter zur Verantwortung zu ziehen. Dies meldet die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA.

Der Sonderkoordinator der Vereinten Nationen für den Nahostfriedensprozess, Nikolai Mladenov, ließ verlauten: „Ich verurteile die heutige Tötung eines Palästinensers durch einen israelischen Siedler und die Verwundung eines Fotojournalisten im besetzten Westjordanland.“ Er forderte, dass der Zwischenfall unverzüglich untersucht werde und der Siedler Rechenschaft ablege. Alle Verdächtigen müssten strafrechtlich verfolgt werden.

„Ich sah den Tod vor Augen“

Der Schütze, ein Vater von acht Kindern, lebt in der nahegelegenen Siedlung Itamar. Er sagte dem Fernsehsender „Kanal 2“, die Palästinenser hätten ihn „beinahe gelyncht“. „Gott sei Dank habe ich es geschafft, hier herauszukommen“, ergänzte er. „Ich habe den Tod vor Augen gesehen.“ Donnerstagnachmittag wurde er von der israelischen Polizei zu dem Vorfall vernommen, aber anschließend auf freien Fuß gesetzt.

Beim Auto des Siedlers wurde die Windschutzscheibe zerschmettert, außerdem sind Dellen an der Tür entstanden. Der Vorsitzende des Regionalrates Samaria, Jossi Dagan, bekundete völlige Unterstützung für „den Bewohner, der sein Leben und das Leben derjenigen um ihn herum gegen Angreifer verteidigt hat“.

Von: eh

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