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Eine Nachricht, die keine ist

Zahlreiche Nutzer in den Sozialen Medien empören sich darüber, dass Google „Palästina“ aus seinem Kartenmaterial entfernt habe. Dabei ist diese Behauptung längst als falsch bekannt. Trotzdem greifen auch einige Medien das Thema auf.
Wer die Levante kartografieren will, hat es nicht ganz einfach

MOUNTAIN VIEW (inn) – Dieses Pferd wird bereits seit Jahren geritten – dabei ist es tot und war im Grund auch nie lebendig: Im Internet empören sich dieser Tage wieder einmal tausende Nutzer darüber, dass das Wort „Palästina“ aus den Karten des Tech-Giganten Google „entfernt“ worden sei. Auch einige Medien greifen die Meldung auf, darunter mindestens zwei deutschsprachige Nachrichtenanbieter. So titelte das Boulevard-Blatt „Tag24“: „Google Maps löscht Palästina von seiner Landkarte.“ Ähnliches war im deutschsprachigen Angebot des russischen Senders „Sputnik“ zu lesen.

Das Problem: Es handelt sich um eine Falschmeldung. Denn Google hat bereits 2016 mitgeteilt, dass es „niemals eine Beschriftung ‚Palästina‘ bei Google Maps gegeben hat“. Also kann sie auch nicht entfernt worden sein. Dennoch wird die Falschbehauptung nun wieder aufgewärmt und unter Hashtags wie #FreePalestine durch die Sozialen Netzwerke gejagt.

Israelnetz hatte schon vor vier Jahren darüber berichtet. Die entsprechende Meldung erschien am Freitag plötzlich wieder ohne erkennbaren Anlass in unserer Kategorie „Meistgelesen“ – offenbar weil viele Nutzer durch die Online-Kampagne auf das Thema aufmerksam wurden und nach Hintergründen suchten.

„Palästina“ statt „Palästinensische Autonomiegebiete“

Streng genommen hat Google den Begriff „Palästina“ nicht nur nicht entfernt, sondern – im Gegenteil – die Suchmaschine verwendet diesen sogar. Wer heute in den Karten von „Google Maps“ nach „Palästina“ sucht, wird durchaus fündig. Das Programm zeigt dann die Landkarte Israels an. Einzig auf der Karte selbst wird die Bezeichnung „Palästina“ nicht erwähnt – anders als etwa in der Karte der Suchmaschine „Bing“, wo vom „Staat Palästina“ die Rede ist. Die Google-Karte spricht stattdessen von „Westjordanland“ und „Gazastreifen“. Zur Abgrenzung der Gebiete wird die Waffenstillstandslinie von vor dem Sechs-Tage-Krieg herangezogen. Dass die Gebiete als umstritten gelten, wird durch eine gestrichelte graue Linie angezeigt.

Selbst wenn der Nutzer als Suchwort „Palästinensische Autonomiegebiete“ eingibt, wandelt das Programm die Suche in „Palästina“ um. Schon 2013 hatte Google entschieden, sein Angebot in den palästinensischen Gebieten zukünftig „Google Palästina“ zu nennen. Damit reagierte das Unternehmen auf die Entscheidung der Vereinten Nationen, den Status der Palästinenser zu einem „Beobachter-Staat“ aufzuwerten. Israel kritisierte diesen Schritt des Tech-Konzerns damals.

Eine Anfrage von Israelnetz bei „Tag24“ nach den Hintergründen der aktuellen Meldung über die angebliche Löschung „Palästinas“ blieb bis Freitagnachmittag unbeantwortet. Inzwischen ist der Artikel allerdings von der Webseite verschwunden. Bis dato hatten deutlich über 15.000 Menschen die Nachricht gelesen – eine Nachricht, die keine ist.

Von: ser

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