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Israelfreund Brähmig nicht mehr im Bundestag

Klaus Brähmig war mehr als zwanzig Jahre für die CDU Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Bei der Bundestagswahl 2017 hat er sein Mandat überraschend an Frauke Petry verloren. Seine Liebe zur Heimat und zum Heiligen Land sind geblieben.
Klaus Brähmig (CDU) war 27 Jahre Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Er musste nach der Bundestagswahl 2017 seinen Platz im Parlament für Frauke Petry räumen.

PIRNA (inn) – Das Herz von Klaus Brähmig schlägt für seine Heimat, die Sächsische Schweiz. Und für Israel, das kleine Land im Nahen Osten, das „gegen übermächtige und aggressive Nachbarn standhält“, wie er sagt. 27 Jahre lang hat Brähmig sein Mandat im Deutschen Bundestag für den Wahlkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge verteidigt. Er ist radikalem Gedankengut entgegengetreten, das in der Gegend, die vom Sandstein geprägt ist, oft fruchtbaren Boden findet. Stets hatte er das Direktmandat im Wahlkreis erobert, sich der Probleme der Menschen vor Ort angenommen. Hier, in der Sächsischen Schweiz, lebt Brähmig seit nunmehr 60 Jahren. Hier ist er aufgewachsen, hier hat er seine Lehre zum Elektriker gemacht, später den Meister. Er kennt die Gegend und die Menschen darin so gut wie seine eigene Westentasche. Dachte er.

Am Abend des 24. September, der Bundestagswahl 2017, als Brähmig die ersten Ergebnisse der Wahl erreichten, musste er sich eines Besseren belehren lassen. Noch am Abend war dem erfahrenen CDU-Mann klar, dass er seinen Wahlkreis und damit das Direktmandat an Frauke Petry krachend verloren hatte. Damit hatte keiner gerechnet, am wenigsten er selbst. Die ehemalige AfD-Politikerin und Ex-Sprecherin der Partei hatte sich den Wahlkreis 158 für die Bundestagswahl auserkoren. Der galt bis dahin als CDU-Hochburg und Bastion mit Klaus Brähmig als dem treuen Lehnsmann darin.

Petry lebt im Landkreis Leipzig, der ist mehr als 100 Kilometer entfernt vom Wahlkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Deshalb musste Brähmig vor der Wahl gegen eine Art Geist kämpfen, denn die AfD-Politikerin hatte oft anderes zu tun, als sich um die Menschen und ihre Probleme im Wahlkreis zu kümmern. Sie schaffte dennoch den Sprung in den Bundestag mit dem Ticket der AfD. Nur, um wenige Tage nach der Wahl zunächst ihrer Fraktion und dann schließlich der ganzen Partei den Rücken zu kehren.

Selbst die Mitbewerber rechneten mit Brähmigs Sieg

Von Betrug an den Wählern will Brähmig im Gespräch dennoch nichts wissen. „Es kann ja in diesem Fall nicht um eine juristische, sondern nur um eine moralische Bewertung gehen“, erklärt er die Abkehr von Petry von ihrer einstigen Partei. „Ich selber nehme die Niederlage an. Ich habe den Wahlkreis nicht gewinnen können, habe keine Vertragsverlängerung von den Wählern bekommen.“

Eigentlich, sagt er, müsse die Frage nach Wahlbetrug an die Region und die Wähler darin gestellt werden. „Das wäre eine spannende Sache“, findet er. „Ich bin Demokrat. Das bedeutet, man gewinnt, oder man verliert.“ Er selbst stellt sich lieber die Frage, warum er die Stimmungen der Menschen im Wahlkreis nicht richtig erkannt hat. Es sei klar gewesen, dass die Zweitstimmen schwierig würden, weil da die Bundespolitik hineinspiele. Im Wahlkampf hatte Brähmig vor allem auf Themen gesetzt, die die Menschen vor Ort im Wahlkreis berühren. „Kein Mensch, auch nicht meine Mitbewerber von SPD, Grüne, FDP und Linke, hätte gedacht, dass die Erststimmen für mich nicht reichen“, sagt Brähmig rückblickend. Aus seinem Umfeld habe keiner mit dem Erfolg von Petry im Wahlkreis gerechnet.

Aber woran hat es gelegen? „Ich denke, es gibt verschiedene Punkte, über die die Wähler gar nicht nachdenken und in der Summe aus dem Bauch heraus entscheiden“, sagt er rückblickend. Das habe er im Nachgang auch oft gehört. „An dir hat es nicht gelegen“, hätten ihm viele nach der Wahl gesagt. Schuld für den herben Wahlverlust der Union sei die Kanzlerin und ihre Flüchtlingspolitik gewesen. Brähmig sieht das differenzierter, will darüber nur aus seinem Wahlkreis sprechen. Obwohl er den Kurs der Regierungschefin in der Flüchtlingsfrage selber öffentlich kritisiert hatte.

Dabei waren die Ausländer in seinem Wahlkreis gar kein Problem. „Wir haben hier einen der niedrigsten Anteile von Ausländern an der Gesamtbevölkerung überhaupt.“ Zur Zeit seien das etwa 1.500 Personen bei insgesamt rund 260.000 Einwohnern im Wahlkreis. „Das sind Promille, die kaum messbar sind“, sagt er. Die AfD-Themen, die in Rundfunk und Fernsehen „herumgegeistert“ seien, hätten den Wahlkreis gar nicht betroffen. „Das Ergebnis ist daher ein Phänomen, das ich nicht nachvollziehen kann“, sagt Brähmig.

Auch Mitarbeiter der Kirche haben AfD gewählt

Brähmig ist in mehr als 30 Vereinen der Region aktiv, hat als CDU-Abgeordneter zwei Hochwasser der Elbe überstanden und dabei geholfen, deren Schäden zu beseitigen. Auch gegen die Flut der Arbeitslosigkeit im Wahlkreis hat er sich erfolgreich gestemmt. „Bei 22 Prozent Arbeitslosigkeit konnte ich fast 60 Prozent der Stimmen gewinnen. Nun, bei einer Arbeitslosigkeit von fünf Prozent im Wahlkreis wurde ich abgewählt.“ Mit der Wahlanalyse ist er noch nicht fertig. „Ich vermute“, sagt Brähmig, „dass sich in der Summe die Menschen für ein neues Gesicht entschieden haben. Das haben am Ende sehr viele gemacht.“

In Sachsen gibt es im Vergleich zu anderen Bundesländern im Osten viele Christen. Nicht wenige engagieren sich, wie Brähmig selbst, für Israel. Viele Christen in den neuen Bundesländern teilen mit Brähmig eine Faszination für das kleines Land, das gegen eine übermächtige Macht an Menschen, Wirtschaft und Militär seiner Widersacher immer wieder standhält. „In der DDR sind wir antiisraelisch erzogen worden. Israel war der Erzfeind des Sozialismus und des Kommunismus.“ Aus der Abneigung der Kommunisten gegen Israel habe sich gerade unter Christen ein besonderes Verhältnis zum Heiligen Land herausgebildet. „Natürlich sind bei den AfD-Wählern auch Christen dabei. Das geht bis in die Mitarbeiterschaft der Kirche“, erklärt Brähmig, der selber einmal im Kirchenvorstand aktiv war. Das sei ohnehin öffentlich bekannt.

„Man muss“, sagt er, „wenn man etwas für das christliche Abendland tun will, deshalb nicht mit Reichsfahnen in Dresden herumlaufen.“ Brähmig sorgt lieber dafür, dass die Taufglocke seiner Kirche wieder an ihren angestammten Platz im Kirchturm kommt. Die hatten Nazis einst einschmelzen lassen im Zweiten Weltkrieg. Schon im nächsten Jahr soll die Glocke in Österreich gegossen werden. Dafür hat er schon eifrig Geld gesammelt.

Dass so viele ihm das Misstrauen in der Wahlkabine ausgesprochen haben, sei bitter für ihn, gesteht er ein. „Deshalb bin ich aber nicht gram. Auch ohne Mandat habe ich noch genügend Möglichkeiten, für meine Region und auch für Israel weiterhin etwas zu tun und mich zu engagieren“, sagt er. Die Situation am Wahlabend habe er dann, so sagt er, mit „Respekt, Ehre und Demut“ angenommen. So will er auch weiter vorangehen. Dazu muss sich Brähmig „zuerst einmal ordnen“, wie er selber sagt. Der Wahlabend allerdings, sagt er rückblickend, sei für ihn wie „ein Sprung aus dem Flugzeug ohne Fallschirm“ gewesen, auf den er nicht vorbereitet war.

Von: nob

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