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US-Botschafter Friedman plädiert für jüdische Einheit

Der neue amerikanische Botschafter Friedman verzichtet in seiner ersten politischen Ansprache im Amt weitgehend auf Politik. Dafür greift er ein Thema auf, das ihm bei der Beziehung zwischen Juden untereinander am Herzen liegt.
Fordert Juden in aller Welt auf, an einem Strang zu ziehen: Botschafter Friedman

JERUSALEM (inn) – Juden sind nicht nur von äußeren Feinden bedroht, sondern auch von innerer Spaltung. Das hat David Friedman am Dienstagabend in seiner ersten politischen Ansprache als Botschafter der USA in Israel betont. Auf die Pläne von US-Präsident Donald Trump für Friedensgespräche wollte er indes nicht eingehen. Als Begründung zitierte er ein englisches Sprichwort: „Diejenigen, die reden, wissen nicht, und diejenigen, die wissen, reden nicht.“ Doch die Israelis könnten gewiss sein, dass viele Mitarbeiter in der neuen Regierung das Herz am richtigen Fleck hätten, sagte er bei einer Preisverleihung in Jerusalem.

Die amerikanisch-israelischen Beziehungen wollte der Diplomat ebenfalls nicht thematisieren. „Es wäre eine gute Rede geworden, aber die halte ich Ihnen heute nicht“, sagte er schmunzelnd. Stattdessen wende er sich an diesem Abend als Jude und als Sohn eines Rabbiners, der sein Leben der jüdischen Einheit gewidmet habe, an seine Zuhörer.

Friedman erinnerte an die drei Talmudschüler, die vor drei Jahren von Palästinensern entführt und ermordet wurden. 18 Tage lang hätten Juden und auch Nichtjuden in der gesamten Welt für sie gebetet und gehofft. Später hätten die Eltern dann einen Preis für die innerjüdische Einheit gestiftet, der jeweils am Todestag der drei Jungen, dem 12. Juni, verliehen wird. Er selbst habe bereits zweimal an dieser Zeremonie teilgenommen.

Verbindung nicht im gemeinsamen Feind suchen

Ein Schlüssel für die Einheit zwischen Juden aller Couleur sei der gegenseitige Respekt, ergänzte der Amerikaner. Der Zweite Tempel in Jerusalem sei im Jahr 70 wegen „Sin’at Chinam“ zerstört worden. Dieser hebräische Ausdruck heißt wörtlich „kostenloser Hass“ und bedeutet übertragen: der Hass von Juden gegeneinander. Stattdessen müssten sie „Ahavat Chinam“ (kostenlose Liebe), also Liebe zueinander, praktizieren – gerade wegen der vielfachen Bedrohung von außen.

Direkt vor seiner Ansprache hatte der Botschafter den Golan besucht, wo in den vergangenen Tagen mehrere fehlgeleitete Granaten aus Syrien eingeschlagen sind. Er habe nach Syrien hinübergeschaut und festgestellt: Israel habe viele Feinde, man müsse nicht lange suchen. Die Rebellengruppen hassten einander, aber „alle hassen uns“. Es sei allerdings nicht ausreichend, sich hinter den gemeinsamen Feinden zu vereinen. Verbindend sei vielmehr „das gemeinsame Wunder von Geburt und Wachstum dieses wunderbaren Landes“. Juden teilten gemeinsame Werte, ebenso wie Israel und die USA.

Dabei gab Friedman zu, dass er selbst in früheren Jahren zu innerjüdischer Trennung beigetragen habe. Doch nun verspreche er, jeden Juden gleich welcher politischen Ansicht mit demselben Respekt zu behandeln. Er bat alle, eine neue Seite in den internen jüdischen Beziehungen aufzuschlagen. Zum Abschluss wünschte er den Zuhörern, dass sie unterschiedliche Leute zusammenführen könnten – auch durch die Musik.

Beiträge zur Stärkung der innerjüdischen Beziehungen geehrt

Friedman war Gastredner bei einer Preisverleihung des internationalen jüdischen Hilfswerkes „B’nai B’rith“, das 1843 gegründet wurde. Die Organisation hilft weltweit nach Katastrophen, ist aber auch um gute Beziehungen zwischen Israel und den Juden in der Diaspora bemüht. Und genau darum ging es bei den Awards.

Hält als Israeli die Verbindung zur Diaspora für wichtig: Janiv Pohoryles mit Juroren und dem Vorsitzenden des Bna'i-B'rith-Weltzentrums, Haim Katz (2.v.l.) Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
Hält als Israeli die Verbindung zur Diaspora für wichtig: Janiv Pohoryles mit Juroren und dem Vorsitzenden des Bna’i-B’rith-Weltzentrums, Haim Katz (2.v.l.)

Der Journalist Janiv Pohoryles erhielt einen Preis für die Stärkung der Verbindungen zwischen Israel und der jüdischen Diaspora durch den Journalismus. Er schreibt beim hebräischen Internetportal „ynet“ für das Ressort „Judentum“. Dort habe er auf kreative Weise israelischen Juden vermittelt, dass es für sie relevant sei, was Judentum in der Diaspora ausmache, hieß es aus der Jury als Begründung. Der Preisträger sagte in seiner Dankesrede, Juden in Israel und in der Diaspora könnten nicht aufeinander verzichten.

Bedankt sich mit einem Liedvortrag: David Broza Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
Bedankt sich mit einem Liedvortrag: David Broza

Im Bereich der Kunst wurde der Musiker David Broza geehrt. Er ist in Haifa, Tel Aviv und Spanien aufgewachsen. Weltweit gibt er Konzerte in der Diaspora, spielt aber auch vor israelischen Soldaten. In seinen Dankesworten sprach er von einer „untrennbaren zionistischen Verbindung“ zwischen den jüdischen Gemeinden der Welt. Der Sänger trug anschließend sein Lied „Mitachat Laschamajim“ (Unter dem Himmel) vor – sehr zur Freude des amerikanischen Botschafters, der dieses Stück nach eigener Aussage besonders schätzt.

Von: eh

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