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Geplantes „Muezzin-Gesetz“: Religionsführer fordern Dialog

Eine Gesetzesvorlage wendet sich dagegen, dass Muezzine in Israel Lautsprecher verwenden. Führende jüdische und muslimische Vertreter sprachen sich bei einem Treffen mit Staatspräsident Rivlin für eine andere Lösung aus.
Dialog statt Gesetzgebung: Rivlin mit seinen jüdischen und muslimischen Gästen

JERUSALEM (inn) – Der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin hat jüdische und muslimische Religionsführer in seiner Residenz in Jerusalem empfangen. Anlass für das Treffen am Dienstag war ein Gesetzesvorschlag, der Lautsprecher für Muezzine verbieten soll. Die Gäste sprachen sich für eine Lösung aus, für die ein neues Gesetz nicht nötig ist. Stattdessen sollten Vertreter der unterschiedlichen Glaubensrichtungen miteinander reden.

Rabbiner für gemeinsamen Aufruf

Einen Erfahrungsbericht von Koexistenz lieferte Rabbi Josef Jaschar. In seiner Stadt Akko leben Juden und Araber seit vielen Jahren zusammen. Der Weg der Verständigung sei nicht frei von Problemen, gab der jüdische Geistliche zu. Es gebe auch Hass. „Aber wir reden. Wir sind in Verbindung. Ich mache sie nicht zu Zionisten oder Juden.“ Auch in Akko hätten Muslime mit der Erhöhung der Lautstärke provoziert. Doch im Dialog sei das Problem zu überwinden. „Ich lade alle ein, zu kommen und zu sehen, wie das vor Ort geschieht. Das Gespräch ist stärker als ein Gesetz.“
Der aschkenasische Oberrabbiner von Jerusalem, Arieh Stern, sieht nach eigener Aussage einen Bedarf an einem gemeinsamen Aufruf zur Verständigung. Dieser müsse von der höchsten jüdischen und muslimischen Führung im Land ausgehen, im religiösen und im politischen Bereich. Der Aufruf müsse einerseits gewährleisten, dass die Orte, an denen die Lautstärke des Muezzin ein Problem darstellt, behandelt würden. Andererseits müsse er bewirken, dass der aktuelle Gesetzgebungsprozess gestoppt werde.

Muslimische Vertreter: Lautstärke an problematischen Orten senken

Auch der Präsident des Scharia-Gerichtes, Scheich Abdel Hakim Samara, nahm an dem Treffen teil. „Wir können mit Zustimmung und Reden zu einer Lösung kommen an jedem Ort, an dem die Lautsprecher ein Problem darstellen“, zitiert ihn eine Mitteilung des Präsidialamtes. „Man kann zu Lösungen kommen, selbst ohne dass das Schwert des Gesetzes geschwenkt wird. Wir alle stimmen überein, dass es Handlungsbedarf gibt, um die Lautstärke an problematischen Orten zu senken. Wir werden dafür handeln, auch unabhängig vom Gesetz.“
Der Vorsitzende des Imamrates Scheich Muhammad Kiwan, sagte: „Die Menschenwürde muss uns weisen. Wir werden aufeinander achten. Wir sind miteinander verbunden, wir haben keine andere Wahl. Ich hoffe, dass wir durch Verständigung zu Vereinbarungen kommen können, ohne solche Gesetze.“
Die Imame seien mit der Bitte in die Öffentlichkeit getreten, die Lautstärke in allen gemischten Ortschaften zu verringern, ergänzte Scheich Kiwan. „Unser Schicksal ist eins und unsere Zukunft ist eins.“ Ingenieure sollten zur Untersuchung herbeigezogen werden. „Wir werden einen Aufruf an alle Beter herausgeben, dass sie für Rücksichtnahme und die Verringerung der Lautstärke an jedem Ort eintreten sollen, der ein Problem darstellt.“ Der Rat vertritt etwa 400 Imame in Israel.

Rivlin: Jüdische Gebete, Muezzin und Kirchenglocken verflochten

Rivlin hatte sich zum Auftakt des Treffens geäußert: „Jerusalem hat immer alle Stimmen miteinander verflochten, jüdische Gebete mit den Stimmen des Muezzin und den Kirchenglocken. Ich bin der Sohn eines Koranübersetzers, der die 613 Gebote hielt.“ Er wolle gemeinsam mit seinen Gästen nach einem Weg suchen, der trotz der Gegensätze beschreitbar sei.
Der Ministerielle Gesetzgebungsausschuss hat das „Muezzin-Gesetz“ am 13. November gebilligt. Die Knesset hat hingegen noch nicht darüber abgestimmt, die für den gestrigen Mittwoch angesetzte erste Lesung wurde vertagt. Bereits in den vergangenen Jahren hatten Abgeordnete ähnliche Gesetzesvorlagen eingereicht, die aber nicht umgesetzt wurden. (eh)Rücksicht auf Muslime: Likud-Werbung verboten (inn)
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