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Israelische Ehrung für palästinensischen Dichter

Die israelische Ortschaft Taibe hat ihre Hauptstraße nach dem palästinensischen Nationaldichter Darwisch benannt. Eine Woche vor der Zeremonie hatte Verteidigungsminister Lieberman dessen Werk mit „Mein Kampf“ gleichgesetzt.
Von israelischen Arabern und Palästinensern verehrt: Mahmud Darwisch
TAIBE (inn) – Mahmud Darwisch stammt zwar aus Galiläa, gilt aber als der palästinensische Nationaldichter. Vor acht Jahren verstarb er in den USA und wurde in Ramallah beigesetzt. Nun hat ihn die arabisch-israelische Ortschaft Taibe südöstlich von Netanja in besonderer Weise geehrt – die Hauptstraße trägt seit dem gestrigen Donnerstag seinen Namen. Bürgermeister Schuaa Massarwa Mansur sagte bei der Zeremonie laut der Tageszeitung „Yediot Aharonot“: „Der Dichter Darwisch ist eine symbolische nationale Ikone, und es ist uns eine Ehre. Die Benennung der Straße nach seinem Namen ist ein Zeichen der Würdigung zur Wahrung seines Erbes und der Verewigung seiner Erinnerung.“ Darwisch sei „der Dichter der Liebe, der Toleranz und der Geduld“. Die Benennung der Straße gehöre zu den wichtigsten Projekten seiner bisherigen Amtszeit. Der stellvertretende Knessetpräsident Ahmad Tibi bezeichnete Darwisch als „nationalen und internationalen Dichter“. Er sei sein Freund gewesen. Auch wenn der Zeitpunkt zufällig sei, handele es sich um eine gute Antwort auf diejenigen, die einen Vergleich zwischen Darwisch und Adolf Hitler gezogen hätten. „Es ist eine Ironie des Schicksals, dass ein Mensch mit faschistischen Werten Darwisch, einen Mann der Werte Freiheit und Liebe, mit Hitler und dessen Stellvertreter vergleicht.“

Kritik an Liebermans Hitler-Vergleich

Damit bezog sich der Abgeordnete des arabischen Parteienbündnisses „Vereinigte Liste“ auf Verteidigungsminister Avigdor Lieberman. Dieser hatte vor einer Woche den Chefredakteur des Militärsenders „Galei Zahal“, Jaron Dekel, einbestellt. Anlass war eine Sendung über das Gedicht „Personalausweis“ von Darwisch. Sie gehörte zu einer Serie über prägende israelische Texte im Programm „Universität auf Sendung“. Lieberman sagte bei dem Gespräch, Hauptaufgabe des Senders sei es, „soziale Solidarität zu stärken und nicht soziale Risse zu erweitern“. Darwisch rufe in seinen Gedichten zur Vertreibung von Juden auf. Sein Werk könne nicht als Teil von Israels Geschichte gewertet werden. „Mit derselben Logik könnten wir den Mufti Al-Husseini zur israelischen Geschichte hinzufügen oder eine Glorifizierung der literarischen Wunderwerke von Hitlers ‚Mein Kampf‘ ausstrahlen“, erläuterte der Verteidigungsminister seinen Widerspruch gemäß der Tageszeitung „Ha‘aretz“. Der Abgeordnete Tibi kritisierte den Vergleich nach dem Treffen als „rassistisch, brutal und wahnhaft“. Er warf Lieberman Ignoranz vor. Der Vorsitzende der „Vereinigten Liste“, Ajman Odeh, schloss sich der Kritik an: „Nur eine hasserfüllte, böse Person kann einen Vergleich zwischen der wundervollen, menschenliebenden Dichtung von Darwisch und dem Werk von Hitler ziehen“, zitiert ihn die Onlinezeitung „Times of Israel“. „Ha‘aretz“ betont indes, die Gedichte seien zum Geschichtsbewusstsein der israelischen Araber zu rechnen.

Wohnsitze in Galiläa, Libanon und den USA

Mahmud Darwisch wurde 1941, also noch während der britischen Mandatszeit, in El-Birweh in Westgaliläa geboren. Im Juni 1948 floh er mit seiner Familie in den Libanon. Später kehrten sie nach Galiläa zurück. Darwisch schloss sich der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) an. Am 9. August 2008 starb er in einem Krankenhaus in Houston im US-Bundesstaat Texas an den Folgen einer Herzoperation. Er wurde 67 Jahre alt. Auf eigenen Wunsch wurde der palästinensische Nationaldichter in Ramallah im Westjordanland begraben. (eh)

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