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Israel feiert Jerusalemer Einheit und äthiopische Alijah

JERUSALEM (inn) – Israelische Politiker haben die Bedeutung der Stadt Jerusalems für das jüdische Volk betont. Zudem würdigten sie die äthiopischen Juden, die für ihre Einwanderung große Opfer gebracht hatten.
Netanjahu sprach während der Zeremonie von seinen Jugenderinnerungen an Jerusalem
„Das Hissen unserer Flagge an der Klagemauer war das zweitwichtigste Ereignis nach der Ausrufung des Staates Israel.“ Diese Ansicht hat der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu am Sonntag bei einer Zeremonie auf dem Munitionshügel geäußert. Anlass war der diesjährige Jerusalemtag, Jom Jeruschalajim. Netanjahu erinnerte an seine eigene schöne Kindheit in Jerusalem. „Aber es gab auch eine andere Wirklichkeit, an die wir uns erinnern, von Mauern, Scharfschützen, Niemandsland, Minenfeldern“, ergänzte er laut einer Mitteilung seines Büros. „Schon 49 Jahre ist Jerusalem von seinen Fesseln befreit, und wir werden nicht zu dieser Wirklichkeit zurückkehren.“ Die Stadt sei unteilbar. Einen oder zwei Tage nach der Befreiung sei er selbst zur Klagemauer gegangen, sagte der Regierungschef, der damals 17 Jahre alt war. „Ich erinnere mich an die Menschenmassen, und ich erinnere mich, dass ich einen Stein berührte, und ich erinnere mich an die gewaltigen Gefühle, die in mir aufkamen, wie in jedem anderen. Diese seelische Erhebung umgab das gesamte Volk – im Land und in der Diaspora.“ Netanjahu kritisierte die UNESCO, die unlängst eine Verbindung der Juden zum Tempelberg geleugnet hatte. Er fügte hinzu, Jerusalem habe 70 Namen. Einer laute: „Stadt des Friedens“ (Ir Schalom). „Ich will Frieden“, sagte der Premierminister. Aber dieser sei nur durch direkte Verhandlungen möglich, das hätten die Abkommen mit Ägypten und mit Jordanien bewiesen. Friede komme nicht „durch internationale Diktate“. Damit spielte er auf den Nahostgipfel vergangenen Freitag in Paris an.

Vision vom biblischen Zoo?

In seiner Ansprache zitierte Netanjahu aus dem biblischen Propheten Sacharja (Kapitel 2, Vers 8): „Jerusalem soll ohne Mauern bewohnt werden wegen der großen Menge der Menschen und des Viehs, die darin sein wird.“ Er habe über das „Vieh“ nachgedacht. Aber es könne sein, dass sich die prophetische Vision „auf den biblischen Zoo bezog, der bei uns in der Stadt gedeiht“. Bei der Zeremonie sprach auch Staatspräsident Reuven Rivlin: „Unsere Augen waren zu dir erhoben, Jerusalem. Vor 49 Jahren wurden unsere Gebete beantwortet“, sagte er gemäß der Tageszeitung „Yediot Aharonot“. „Die Stadt öffnete ihr verschlossenes Herz für ihre Liebhaber, die an ihre Tore klopften. Hier, auf diesem heldenhaften Hügel, einem der Symbole des Heldentums des Staates Israel, fand eine blutige Schlacht statt, in der mehr als 180 Kämpfer, in denen das Feuer Jerusalems brannte, getötet wurden.“ Jerusalem sei nicht nur ein Geländestreifen. „Es ist ein geistiges Erbe, der Geist des jüdischen Volkes.“ Indes beteiligten sich Tausende Juden am traditionellen Marsch zur Altstadt. Viele schwenkten israelische Flaggen, manche trugen T-Shirts mit Bildern eines wiedererbauten Tempels. Nach Angaben von Polizeisprecher Micky Rosenfeld waren 2.000 Polizisten in und um die Altstadt im Einsatz. „Über 30.000 Menschen haben an dem Marsch zur Westmauer über das Damaskustor und das Jaffator teilgenommen“, teilte die Polizei mit. „Es gab keine Berichte über Zwischenfälle.“

Gegen Rassismus, für Integration

Zeitgleich mit dem Jom Jeruschalajim gedachte Israel der rund 4.000 Äthiopier, die umkamen, als sie Israel erreichen wollten. Bei einer Zeremonie auf dem Herzlberg betonte Netanjahu laut Mitteilung seines Büros, Rassismus sei unerträglich, er habe keinen Platz in Israel. „Ihr seid Fleisch von unserem Fleisch, Gewebe vom Gewebe des Volkes, Gleiche unter Gleichen.“ Der Regierungschef ergänzte, auch in der Dunkelheit des Exils habe immer ein Lichtstrahl der Hoffnung den Weg des jüdischen Volkes beleuchtet – Jerusalem, Zion. Dies hätten besonders die äthiopischen Juden erfahren. „Über lange Generationen hinweg habt ihr an dem Traum der Rückkehr nach Jerusalem festgehalten, und die Hoffnung hat sich erfüllt – ihr habt es geschafft, nach Hause zu gelangen.“ Als Beispiel für eine gelungene Integration nach einer harten Reise nannte er Rachel Jissachar, die hochschwanger mit einem dreijährigen Kind aufgebrochen war. „Sie hat heute vier Kinder, ist Sozialarbeiterin mit einem Magisterabschluss, Koordinatorin für Aufnahme und Einwanderung in der Stadt Rischon LeZion.“ In ihrem Buch „Die Kraft des Glaubens“ beschreibe sie die Schwierigkeiten des Weges von dem Dorf im Norden Äthiopiens an die sudanesische Grenze und im Flüchtlingslager im Sudan. Sie schreibe über den furchtbaren Durst in der Wüste, die Krankheiten, die Räuber, die Marschierenden, die ihre Kraft verließ und die hastig am Wegesrand begraben wurden. Tausende Mitglieder der äthiopischen Gemeinschaft in Israel nahmen an der Zeremonie teil. Unter ihnen waren Familien, die ihre Angehörigen in den sudanesischen Wüsten verloren hatten. Auch die neue Einwanderungsministerin Sofa Landver war zugegen.

Rivlin: Äthiopische Einwanderung bekanntmachen

Staatspräsident Rivlin sprach von den mit der Immigration verbundenen Herausforderungen. „Die israelische Gesellschaft muss weiter ihre Fehler verbessern und das Land noch attraktiver für Einwanderer machen, die Alijah machen“, fügte er nach einem Bericht der „Yediot Aharonot“ an. „Selbst eine Modellgesellschaft – wie die israelische Gesellschaft – wird mit Blut, Schweiß und Tränen erkauft. Mit harter Arbeit und permanenter Reform.“ Die „einzigartige Geschichte der äthiopischen Alijah“ müsse noch mehr bekannt werden. Denn diejenigen, die umkamen, inhaftiert oder als Geiseln gehalten wurden, blieben „ein untrennbarer Bestandteil der Geschichte Israels“. Bei der Operation „Mose“ hatte Israel 8.000 Äthiopier aus einem sudanesischen Flüchtlingslager über Brüssel ins Land geschmuggelt. Die Geheimaktion begann am 21. November 1984 und endete am 5. Januar 1985, als sie von den sudanesischen Behörden aufgedeckt wurde. (eh)

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