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Putins heimlicher Imperialismus

Der „große Satan“ Amerika verliert zunehmend seine letzten Verbündeten im Mittleren Osten. Nach dem vom früheren US-Präsidenten George W. Bush hinterlassenen „Scherbenhaufen“ hat Präsident Barack Obama trotz Avancen in Richtung Muslime seine wichtigsten Verbündeten vor den Kopf gestoßen.
Putins Initiative könnte das strategische Gefüge im Nahen Osten auf den Kopf stellen.
In Ägypten hat Obama entscheidend zum Sturz Hosni Mubaraks beigetragen und den jetzigen „starken Mann“, Präsident Abdel Fattah al-Sisi, zum Militärdiktator erklärt. Mit Israel befinden sich die Beziehungen seit Jahren auf einem Tiefpunkt – gewiss nicht nur wegen des demokratisch gewählten Premierministers Benjamin Netanjahu. US-Außenminister John Kerry macht vorsorglich Israel dafür verantwortlich, falls der amerikanische Kongress den Wiener Atomvertrag mit dem Iran ablehnen sollte. Israel werde in der Welt noch mehr isoliert und diffamiert sein. Netanjahu wird „Angstmache“ vorgeworfen. Die Amerikaner wollen den Israelis verbieten, Angst vor dem Iran und seinem Atomprogramm zu haben, obgleich Teheran immer wieder tödliche Drohungen gegen das „zionistische Gebilde“ veröffentlicht, mit und ohne Atomprogramm. „Tod Israel!“ wird da vom früheren Präsidenten Mohammed Chatami und auf der Straße skandiert. In YouTube-Filmchen wird demonstriert, wie Tel Aviv in Flammen aufgeht. Obama kann sich wohl nicht vorstellen, dass das jüdische Volk und Israel derartige Rhetorik seit Hitler, Gamal Abdel Nasser, Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und der Hamas mit Millionen Toten bezahlen mussten. Solange Israel der einzige Staat der Welt ist, dem diplomatisch in der UNO, militärisch und mit täglichen Terroranschlägen die Auslöschung angedroht wird, verlässt sich Israel nur auf sich selbst. Trotz enger Kooperation mit den USA seit 1970 hat Israel niemals ein Verteidigungsbündnis unterzeichnet. Und Israel vertieft bewusst seine Beziehungen mit Indien, China, Singapur und auch mit Russland. Da gibt es auch militärische Zusammenarbeit. Doch neben der Beteiligung an Ausstellungen ist das wahre Ausmaß der Kooperation streng geheim. Das alles gilt umso mehr für Russland. 1990 sind immerhin eine Millionen Russen nach Israel eingewandert. Der frühere Außenminister Israels, Avigdor Lieberman, konnte ohne Dolmetscher mit Präsident Wladimir Putin reden. Beide Länder teilen auch gemeinsame Interessen, über welche nicht offen gesprochen werden kann oder darf. Beide wünschen ein politisches Überleben des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Die Russen rüsten seit Jahrzehnten das syrische Regime militärisch auf und verfügen im syrischen Tartus über ihren einzigen Militärhafen im Mittelmeer. Für Israel ist Syrien zwar ein grausamer Erzfeind. Aber die Assads haben seit 1973 das Entflechtungsabkommen auf den Golanhöhen fast ohne Verletzungen eingehalten. Die Alternativen wären Terrorgruppen wie IS, Al-Nusra, Al-Qaida oder sonstige Extremisten, auf die keinerlei Verlass ist. Syrien und weiter westlich die Hisbollah werden bekanntlich auch vom Iran unterstützt, mit Waffenlieferungen, Raketen, Beratern und Revolutionsgarden.

Goodbye Washington, hello Moscow

Diese Konstellation nutzt Putin jetzt, um sein Land anstelle der Amerikaner in Position zu bringen. Gemäß des Mottos „Goodbye Washington, hello Moscow“, wie die Nachrichtenorganisation „Christian Science Monitor“ titelte, traf sich Putin mit dem ambitionierten saudischen Verteidigungsminister Prinz Mohammed Bin Salman. Putin bot angeblich militärisches Gerät, damit die Saudis ihre Abhängigkeit von den Amerikanern mindern könnten. Er empfahl den Saudis, von ihrer Unterstützung der Rebellen in Syrien zu lassen, während er gleichzeitig versprach, auf den Iran Druck auszuüben, die Huthi-Rebellen im Jemen fallen zu lassen. Die Saudis fühlen sich durch die Huthis akut bedroht und führen einen erbarmungslosen Krieg im Jemen, ihrem „Hinterhof“. In Teheran ruft niemand „Tod den Russen!“. Das Atomabkommen wird allein den Amerikanern angelastet, während die Russen dem Iran sogar beim Atomprogramm mit dem zivilen Reaktor in Buscheir geholfen haben. Eine Annäherung der Saudis an Russland könnte deren Widerstand gegen das Atomkommen mindern. Das entspricht einem Interesse Teherans. Für Moskau kommen noch gewaltige wirtschaftliche Interessen hinzu, wie der Bau russischer Atomreaktoren in Saudi-Arabien oder die Lieferung von S-300 Luftabwehrsystemen an den Iran. Die Russen haben keine moralischen Hemmungen wie der Westen und sind deswegen freier in der Wahl ihrer Partner und Verbündeten. Welche Auswirkungen dieser russische Vorstoß auf Israel und seine Interessen zu Syrien, Saudi-Arabien oder dem Iran haben werden, lässt sich nicht absehen, wie Experten im israelischen Fernsehen sagten. Putins Initiative wird mit Interesse verfolgt, zumal sie das strategische Gefüge im Mittleren Osten auf den Kopf stellen könnte. Da Israel den USA oder der EU kaum mehr vertraut, weil diese sich in Sachen Zweistaatenlösung und Siedlungspolitik ideologisch deutlich gegen Israel gestellt haben, wäre eine russische Vormachtstellung in Nahost eine neue und in jedem Fall beachtenswerte Entwicklung. (uws) Dieser Beitrag erschien zuerst bei www.audiatur-online.ch

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