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Lammert vor der Knesset: „Wunder der Geschichte“

JERUSALEM (inn) – Bundestagspräsident Norbert Lammert ist am Mittwoch vor der Knesset mit allen militärischen Ehren empfangen worden und hat im Plenum auf Deutsch eine denkwürdige Rede gehalten. Von den arabischen Abgeordneten wurde er boykottiert.
Bundestagspräsident Lammert (M.) mit Oppositionsführer Herzog, Knessetsprecher Edelstein, Staatspräsident Rivlin und Premier Netanjahu (v.l.)
Der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin beehrte Lammert ebenso mit seiner Anwesenheit wie Premierminister Benjamin Netanjahu. Die Besucherbühne war gefüllt mit Gästen, der Delegation des Bundestagspräsidenten und dem deutschen Botschafter. Kein einziger Abgeordneter verließ unter Protest den Saal, als Lammert nach schmeichelnden Worten in bestem und akzentfreiem Hebräisch zur deutschen Sprache überging. „Lammert könnte sich als Nachrichtensprecher beim israelischen Rundfunk melden“, meinte ein Knessetreporter, während die Abgeordneten abweichend von den üblichen Regeln applaudierten. Klatschen ist im israelischen Parlament nur bei Reden ausländischer Gäste erlaubt. Nicht alle Fraktionen waren vertreten. Die Sitze im mittleren Block hinter Netanjahus Platz an der Regierungsbank blieben leer. Die „Vereinigte Liste“ mit ihren 13 arabischen Abgeordneten boykottierte den deutschen Gast. Der Grund: Der Besuch des Bundestagspräsidenten sei ein „diplomatisches Ereignis“ und diene israelischer Propaganda. Daran wollten sich die arabischen Abgeordneten in der Knesset nicht beteiligen. Mit wohlgewählten Worten schilderte Lammert bemerkenswerte Augenblicke aus der Geschichte der Beziehungen beider Länder seit dem Holocaust. Er lobte den Mut beider Seiten, sie so positiv zu gestalten. „Schlicht normal dürfen sie niemals werden.“ In allen Bereichen seien die Beziehungen freundschaftlich, was Lammert als „Wunder der Geschichte“ bezeichnete. Lammert ging auch auf den Friedensprozess mit den Palästinensern ein. Es gebe eine „israelische Mitverantwortung für die Verhältnisse in der Region, für die Verhältnisse in den palästinensischen Gebieten“. Doch betonte er am Ende: „Vieles ist verhandelbar. Das Existenzrecht Israels ist es nicht.“ Lammert war der fünfte Deutsche, der in deutscher Sprache vor dem israelischen Parlament gesprochen hat. Zuletzt hatte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) einen Eklat ausgelöst, als er – falsch informiert – behauptete, dass Palästinensern nur 17 Liter Wasser pro Tag zustünden, Israelis jedoch 100 Liter. Am Mittwochabend gab es zu Ehren Lammerts im Chagall-Saal der Knesset ein Konzert, zu dem ein deutscher Violonist aus Berlin eingeflogen worden war. Gemeinsam mit israelischen Musikern spielte er Werke von Mendelssohn. Am Donnerstag stehen noch ein Besuch mit Kranzniederlegung in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sowie ein offizieller Empfang bei Staatspräsident Rivlin an. (uws)

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