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Palästina auf Sinai ausweiten?

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hat die Idee abgelehnt, israelische Politiker haben sie begrüßt und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi behauptet, nie einen solchen Vorschlag gemacht zu haben: Es geht um ein angebliches Angebot Ägyptens, Teile der Sinai-Halbinsel dem Gazastreifen zuzuführen, um dort palästinensische Flüchtlinge anzusiedeln.
El-Arisch am Mittelmeer - es gibt Berichte, laut denen Ägypten den Palästinensern Land zwischen der Stadt auf der Sinai-Halbinsel und dem Gazastreifen angeboten haben soll.

Israelische und arabischen Medien hatten in den vergangenen Tagen berichtet, Al-Sisi habe den Palästinensern angeblich den Plan unterbreitet, ihnen im Norden der Sinai-Halbinsel 1.600 Quadratkilometer zwischen dem Gazastreifen und der Stadt El-Arisch zu überlassen. Dieses Gebiet ist fünfmal so groß wie der Gazastreifen. Dort sollten palästinensische Flüchtlinge angesiedelt werden und ein blühendes, entmilitarisiertes Staatsgebiet mitsamt Tiefseehafen und Touristenstränden unter der Kontrolle der palästinensischen Verwaltungsbehörde mit Sitz in Ramallah entstehen. Im Tausch für dieses territoriale „Geschenk“ sollte sich der palästinensische Präsident Mahmud Abbas mit den ohnehin unter palästinensischer Verwaltung stehenden Städten wie Nablus, Bethlehem, Ramallah und Hebron begnügen. Ein Rückzug Israels auf die Waffenstillstandslinien von 1949 würde sich erübrigen. Die meisten israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland könnten bei Israel bleiben.
Was arabische Medien als Idee des ägyptischen Präsidenten verbreitet haben und viele offene Fragen des Nahostkonflikts lösen könnte, hat Abbas postwendend als inakzeptabel zurückgewiesen. Israelische Politiker reagierten trotz offener Fragen wie die zur Zukunft Jerusalems überwiegend positiv. Premierminister Benjamin Netanjahu sei von den Ägyptern unterrichtet worden und die Amerikaner fanden angeblich Gefallen an der Idee.
Der Plan ist nach Angaben der Nachrichtenagentur afp nicht neu und wurde schon 1956 vorgebracht, als Ägypten Besatzer im Gazastreifen war. Damals hatten sich die heutigen Palästinenser noch nicht konstituiert und daher auch noch keinen Staat für sich beansprucht. Mit Zustimmung von Ägypten und Jordanien hätten die Palästinenser dort ihren Staat längst errichten können. Doch vor 1968 hat niemand von Palästinensern oder gar einem palästinensischen Staat im heutigen Westjordanland und dem Gazastreifen geredet. Damals wie heute ging es darum, Israel wieder verschwinden zu lassen und an seiner Stelle einen arabischen Staat zu errichten.

Lösung des Flüchtlingsproblems macht unpopulär

Laut einer aktuellen palästinensischen Umfrage ist die Popularität von Präsident Abbas unter den Palästinensern unter 30 Prozent gesunken, während Ismail Hanije, der ehemalige Hamas-Regierungschef aus Gaza, sogar im Westjordanland mehr als 60 Prozent der Wählerstimmen erhielte. Zudem leidet der 2006 zuletzt demokratisch gewählte Abbas unter mangelnder politischer Legitimität.
In dieser innenpolitischen Lage könnte Abbas es sich gar nicht leisten, die wahre „Kernfrage“ des Nahostkonflikts, nämlich die Rückkehr von mehr als fünf Millionen Flüchtlingen in ihre alten Heime in Israel ausgerechnet im ägyptischen Sinai zu lösen. Israelis wie Palästinensern ist klar, dass eine Überschwemmung des jüdischen Staates mit fünf Millionen Arabern ein Ende Israels mit demografischen Mitteln bedeutet.
Die UNO hält mit der allein für die „arabischen Flüchtlinge aus Palästina“ geschaffenen Organisation UNRWA an dem „Rückkehrrecht“ fest, und verewigt somit das Flüchtlingsleid der Palästinenser im Libanon, in Syrien, Jordanien und sogar im Gazastreifen und dem Westjordanland. Alle anderen Flüchtlinge in der Welt genießen kein „Rückkehrrecht“. Laut UNO-Prinzipien sollen sie „umgehend einem normalen Leben, im Gastland oder in ihrer Heimat“ zugeführt werden. Allein bei den Palästinensern vererbt sich der Flüchtlingsstatus auf Kinder und Urenkel.
Alle Versuche Israels, die Flüchtlingslager in den besetzten Gebieten aufzulösen, scheiterten am Widerstand Ägyptens, der internationalen Gemeinschaft und der Palästinenser.
So verlangte Ägypten vor dem israelischen Rückzug aus dem Sinai 1982 im Rahmen des Friedensvertrags, alle in das UNO-Lager „Camp Canada“ im Sinai umgesiedelten Flüchtlinge aus Gaza wieder in den überfüllten Gazastreifen zurückzunehmen. Bei Nablus, gegenüber dem Flüchtlingslager Balata, hatte Israel ein Wohnviertel mit Infrastruktur errichtet. Doch die Flüchtlinge von Balata wurden mit Drohungen daran gehindert, umzuziehen. Später zogen dort Bonzen der „Palästinensischen Befreiungsorganisation“ (PLO) ein.
Abbas hat ein Zeichen gesetzt, als palästinensische Flüchtlinge aus dem Jarmuk-Camp bei Damaskus Zuflucht in den „Palästinensergebieten“ gesucht haben, nachdem viele von ihnen verhungert und zwischen die Fronten des brutalen Bürgerkriegs in Syrien geraten waren. Jordanien hatte ihnen die Einreise verweigert, während der Libanon nur Syrer einlässt, aber von Palästinensern aus Syrien unbezahlbare Visa-Gebühren verlangt.
Die Israelis stimmten einer Aufnahme der Flüchtlinge aus Syrien in den Autonomiegebieten zu, forderten aber, dass sie per Unterschrift auf das „Rückkehrrecht“ verzichten. Das konnte Abbas nicht akzeptieren. Also verweigerte er ihnen die Einreise und überließ sie ihrem Schicksal in Syrien, dem Hungertod oder bei den Kämpfen getötet zu werden.
Die Idee des ägyptischen Präsidenten einer Erweiterung des Gazastreifens auf den Norden des Sinai hätte das schwierigste humanitäre Problem des Nahen Ostens seit 66 Jahren lösen und den Konflikt entschärfen oder gar beenden können. Doch die Absage von Abbas beweist erneut, dass es der palästinensischen Führung nicht um die Menschen und eine Lösung humanitärer Probleme geht, sondern allein um „Palästina“ und um die „Heimkehr“ aller Palästinenser in das Gebiet des heutigen Israel. Im Klartext ist Abbas eine Vernichtung Israels als jüdischer Staat wichtiger als das Wohlergehen der unterdrückten Flüchtlinge im Libanon, in Syrien, Jordanien und sogar in Gaza und im Westjordanland.
Inzwischen hat Al-Sisi laut der ägyptischen Zeitung „Al-Ahram“ die Meldungen über den Sinai-Vorschlag dementiert und vor dem nationalen Lehrertag gemeint, dass niemand derartige Vorschläge machen dürfe. So ist eine verlockende Idee wohl gestorben, noch ehe sie ernsthaft diskutiert werden konnte.

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Eine Antwort

  1. Dabei ist dies die Lösung des Konflikts. Thies van der Hoeven, ein Niederländer, hat angekündigt, dass er auf der Sinaihalbinsel blühende Landschaften entwickeln könnte.
    Was wollen die Palästinenser mehr als ein geschenktes Land, das fruchtbar gemacht wird.

    0

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