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„Niederländer haben Sympathie für jüdische Werte“

JERUSALEM (inn) – Zwischen Israel und den Niederlanden besteht eine natürliche Verwandtschaft. Diese Ansicht haben die Regierungschefs der beiden Länder am Sonntag bei einem Treffen in Jerusalem geäußert.
Lobt die niederländischen Beziehungen zu Israelis und Palästinensern: Mark Rutte

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu begrüßte seinen Gast Mark Rutte mit den Worten: „Sie sind ein guter Freund, ein Meister der niederländisch-israelischen Beziehungen und ein Meister von Frieden und Wohlstand. Ich heiße Sie in diesem Geist willkommen.“ Laut einer Mitteilung seines Büros ergänzte er: „Die Niederlande sind unser natürlicher Partner. Es ist ein kleines Land.“ Im Laufe der Geschichte sei es sehr starken Mächten ausgesetzt gewesen. Unternehmertum und Expertenwissen prägten das Volk. „Ich denke, dass es hier in vielen Weisen eine Parallele und eine natürliche Verwandtschaft gibt.“
Beide Länder hätten Kapazitäten für Innovationen, sagte Netanjahu. „Ich denke, die niederländisch-israelische Zusammenarbeit kann produktiv sein, nicht nur für uns, sondern auch für die Völker, denen wir dienen.“
Der Regierungschef des jüdischen Staates erinnerte an seinen Besuch der alten portugiesischen Synagoge in Amsterdam im vergangenen Jahr: „Sie ist eine der großen Synagogen der Welt. Ich denke, sie ist ein Spiegelbild der Rolle, die der freie Staat der Niederlande in unserer Geschichte gespielt hat, indem er ein Zufluchtsort für portugiesische Juden war. Wir wissen, dass sie dort nicht nur einen geistigen und körperlichen Hafen fanden, sondern ein Volk, das grundsätzlich, so würde ich sagen, Sympathie gegenüber jüdischen Werten empfindet.“ So hätten hebräische Wörter wie „Masal“, das in Verbindung mit „tov“ die Bedeutung „Glück“ hat, Eingang in die niederländische Sprache gefunden.

„Verbindung in Yad Vashem besonders gespürt“

Der niederländische Regierungschef Rutte sagte bei einem Arbeitsessen: „Als Sie letztes Jahr die Niederlande besucht haben, Herr Netanjahu, wurden Sie gefragt, was die Beziehung zwischen unseren beiden Ländern am besten beschreibt. Ihre Antwort war: ‚Vertrautheit‘. Es ist ein Wort mit mehreren Bedeutungen, aber sie alle implizieren ein Gefühl der Wärme. Vertrautheit heißt Verwandtschaft, Freundschaft und Zuneigung. Es bedeutet, man kennt sich so gut wie ein altes Ehepaar. Es heißt, man hat viel gemeinsam erlebt.“
Der niederländische Premierminister fügte an: „Kurz, es sagt etwas über die natürliche – und gleichzeitig emotionale – Verbindung zwischen den Niederlanden und Israel aus. Ich habe jene Verbindung heute Morgen wirklich gespürt, als ich Yad Vashem besuchte. Diese beeindruckende Gedenkstätte erinnert auch an die vielen niederländischen Juden, die im Holocaust ermordet wurden. Außerdem ehrt Yad Vashem 5.269 niederländische Staatsangehörige als ‚Gerechte unter den Völkern‘ für ihre Bemühungen, den Juden in ihrer Stunde der Not zu helfen. Diese Zahl wird bald 5.270 betragen, wenn der Diplomat Joseph Kolkman die Auszeichnung posthum erhält. Kolkman half verfolgten Juden, als er niederländischer Vizekonsul in Perpignan war.“

Beide Völker ignorieren rote Ampel

Weiter zitiert das Büro des niederländischen Regierungschefs Rutte: „Unsere Völker teilen eine gemeinsame Mentalität und eine Kultur der Offenheit. Niederländer und Israelis reden nicht um den heißen Brei herum. Wir sagen genau, was wir denken. Und wir können auch eigensinnig sein. Vor einigen Jahren hat es ein Diplomat in der israelischen Botschaft in Den Haag so dargestellt: Es ist egal, wo man in der Welt ist; wenn man sieht, wie jemand die Straße an einer roten Ampel überquert, kann man darauf wetten, dass es entweder ein Niederländer oder ein Israeli ist.“
Ein Abkommen über eine Zusammenarbeit, das er mit Netanjahu unterzeichnet hat, biete mehrere Möglichkeiten: „Als Erstes, gemeinsame Ideen zu entwickeln. Und dann, sie Wirklichkeit werden zu lassen. Tacheles, wie ihr sagt.“ Rutte ergänzte: „Ihr Pioniergeist passt perfekt zur niederländischen Unternehmenskultur.“
Als Beispiel nannte der Politiker die Schneider-Kinderklinik im israelischen Petach Tikva: „Das israelische Start-up RealView tat sich mit dem niederländischen multinationalen Philips zusammen, um eine neue Technologie zu testen, die während Operationen holographische 3D-Bilder liefern kann. Chirurgen in dem Krankenhaus konnten ein 3D-Bild von dem Herz anschauen und manipulieren, an dem sie arbeiteten. Dieses revolutionäre System wird größere Folgen für die Zukunft der medizinischen Wissenschaft haben. Das kann geschehen, wenn die klügsten Menschen aus unseren beiden Ländern ihre Köpfe zusammenstecken.“

Niederländisch-palästinensisches Forum

Bereits am Samstag hatte Rutte in Bethlehem bei der Eröffnung des ersten Kooperationsforums zwischen den palästinensischen Gebieten und den Niederlanden gesprochen: „Heute schreiben wir die ersten Worte eines neuen Kapitels in den Beziehungen zwischen unseren beiden Völkern. Lassen Sie uns daraus keine Geschichte von Begrenzungen und Hindernissen machen, sondern eine von Unternehmertum und Initiative. Eine Geschichte von Gelegenheiten, die wir zusammen ergreifen können, von einer erfolgreichen gemeinsamen Zukunft.“
Der Regierungschef verwies darauf, dass sein Land im vorigen Jahr 54 Millionen Euro für palästinensische Programme zur Verfügung gestellt habe. Dazu gehörten Projekte zum Wassermanagment und für Flüchtlinge. Die Niederlande seien einer der größten Exportmärkte für palästinensische Produkte in Europa.
Das Forum war den Themen Wasser, Energie und Nahrungsmittel gewidmet. Die zentrale Frage lautet nach Ruttes Einschätzung: „Wie können wir das gegenseitige Wissen und Know-how nutzen, um Neues zu schaffen und wirtschaftlichen Wohlstand für unsere Völker zu erlangen?“
Der niederländische Premierminister nannte ein Beispiel dafür, wie wertvoll die bilateralen Beziehungen sein könnten: „Am Projekt ‚Ernten mit hohem Wert‘ beteiligen sich Bauern in Gaza und im Westjordanland. Sie arbeiten mit niederländischer Unterstützung daran, die landwirtschaftliche Produktion zu steigern und eine Beglaubigung zu erhalten, so dass sie die Erfordernisse das internationalen Marktes einhalten können.“ Die Exporte des Projektes boomten, und im Jordantal sei Raum für weiteren Erfolg. Auch die akademische Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Wassers sei nützlich.

„Stadt Rawabi ist Beweis für Unternehmergeist der Palästinenser“

Rutte ging auch auf die Stadt Rawabi ein, die derzeit im Norden des Westjordanlandes gebaut wird – „eine grüne Stadt, einzigartig in der Region“. Er fügte hinzu: „Sie ist mit den neuesten verfügbaren Technologien ausgestattet. Sie hat eine Milliarde Dollar an Investitionen aus aller Welt angezogen, wodurch sie zum größten Bauprojekt auf palästinensischem Gebiet überhaupt wurde. Und sie ist ein Beweis für die Ausdauer und den Unternehmensgeist der Palästinenser.“ Das nächste derartige Forum ist 2015 in den Niederlanden geplant.
Nach der Veranstaltung traf Rutte mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas und dem Premierminister im Westjordanland, Rami Hamdallah, zusammen.

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