Suche
Close this search box.

Verdacht: Betrüger erfanden pädophile „christliche Sekte“

Ultraorthodoxe Juden warnen vor einer „christlichen Sekte“, die Kinder missbrauche. Doch dann stellt sich nicht nur heraus, dass diese Gruppe nicht existiert. Vielmehr haben sich die Israelis womöglich selbst an Minderjährigen vergangen.
Das ultraorthodoxe Viertel Sanhedria: Eine christliche Sekte hat die Polizei hier nicht entdeckt
JERUSALEM (inn) – Vor zwei Jahren nahm die Jerusalemer Polizei Ermittlungen wegen einer „christlichen Sekte“ auf, die angeblich im nordwestlichen Stadtteil Sanhedria operierte. Ultraorthodoxe warfen ihr vor, Hunderte Kinder zwischen vier und zehn Jahren entführt zu haben. Diese hätten sie sexuell missbraucht und zum Religionsübertritt gezwungen. Doch nun steht fest: Eine solche Sekte existiert nicht. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass eine große Anzahl von Kindern gewaltsam zum Christentum konvertiert worden wären. Die Ermittler gehen vielmehr davon aus, dass die ultraorthodoxen Juden durch ihre Warnungen vor der angeblichen Sekte in ihrer Gemeinschaft Spenden sammeln wollten. Wie viel Geld dadurch aus Israel und aus dem Ausland zusammenkam, lässt sich nicht genau feststellen, wie die Tageszeitung „Ma‘ariv“ berichtet. Die mutmaßlichen Betrüger sollen auch versucht haben, Gelder von staatlichen Einrichtungen zu erhalten, um „gegen die Sekte zu kämpfen“. Den Ermittlungen zufolge besteht in einzelnen Fällen tatsächlich der Verdacht auf Missbrauch eines Kindes. Aber sie haben weder eine Beziehung zueinander noch eine Verbindung zu der angeblichen Sekte. Die Polizei schließt nicht aus, dass die Verdächtigen die Kinder möglicherweise selbst missbraucht haben. Ein Mann und eine Frau mussten am Dienstag vor Gericht aussagen. Ihnen werden Kindesmisshandlung und Betrug zur Last gelegt. Vorerst bis zum 16. August befinden sich die beiden Israelis in Hausarrest. Über Einzelheiten zu den Verdächtigen wurde auf Antrag des Verteidigers eine Nachrichtensperre verhängt.

Bereits 2012: Gerüchte über pädophile Christen

Im Jahr 2012 hatte die Polizei im Jerusalemer Stadtteil Nachlaot einen der größten Pädophilenringe der israelischen Geschichte aufgedeckt. Damals verbreiteten sich Gerüchte, christliche Missionare stünden hinter dem Missbrauch von fast 100 ultraorthodoxen Kindern und Jugendlichen. Die Ermittlungen ergaben jedoch, dass eine solche Gruppe nicht in dem Viertel aktiv war. Darauf weist die Onlinezeitung „Times of Israel“ hin. Der geisteskranke Ultraorthodoxe Binjamin Satz war in jenem Fall der Hauptangeklagte. Er wurde 2013 wegen Sodomie und sexueller Handlungen an siebenjährigen Kindern zu 15 Jahren Haft verurteilt. (eh)

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen