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„Al Jazeera“ will Terroristen nicht Terroristen nennen

Auf „Al Jazeera America“ dürfen Terroristen nicht als Terroristen bezeichnet werden. Der Sender unterstützt Gewalttaten auf sprachlicher Ebene – unter dem Vorwand der Neutralität. Ein Kommentar von Moritz Breckner
Das Studio von Al Jazeera in Dohar. Um den amerikanischen Kanal des Senders gibt es eine Kontroverse.

Ein leitender Redakteur des amerikanischen Ablegers von „Al Jazeera“, Carlos van Meek, hat seine Mitarbeiter ermahnt, die Worte Extremist, Terrorist und Islamist nicht zu verwenden. „Wir wollen über Gruppen und Individuen anhand ihrer Taten berichten und den Zuschauern Kontext liefern, statt vereinfachende Etiketten zu benutzen“, heißt es in einer internen E-Mail, die von der Zeitschrift „National Review“ veröffentlicht wurde. Stattdessen könnte das Wort „Kämpfer“ benutzt werden. „Des einen Terrorist ist des anderen Freiheitskämpfer“, teilte der Journalist allen Ernstes mit, und bediente sich damit einer zynischen Floskel, die seit Jahren unter Terror-Verstehern zirkuliert.
Vielleicht will van Meek friedliche Muslime davor schützen, mit Islamisten in einen Topf geworfen zu werden. Das wäre ehrenwert und islamophil. Aber was glaubt van Meek, wer die Zuschauer von „Al Jazeera America“ sind? Der Sender ist ein Zweig von „Al Jazeera English“ und richtet sich an ein Publikum innerhalb der USA. Geht er davon aus, dass die in Amerika lebenden Muslime beleidigt sind, wenn die Terroristen von Boko Haram als Terroristen bezeichnet werden? Glaubt er, dass die in Amerika lebenden Muslime die Extremisten des IS gar nicht so extrem finden, sondern mit ihrem „Freiheitskampf“ mitfiebern? Wenn van Meek tatsächlich pauschal davon ausgeht, dass seine muslimischen Zuschauer Terroristenfreunde sind, kann ihm getrost „Islamophobie“ vorgeworfen werden, wie man das derzeit ja gerne tut. Oder will „Al Jazeera“ schlicht das linksliberale Publikum des Senders bedienen, wo Terroristen gerne mal zu Opfern des bösen Westens stilisiert und verstanden werden?

Auf sprachlicher Ebene Terror unterstützen

Es bleibt keine Schlussfolgerung als die, dass „Al Jazeera America“ sich nicht positionieren will in der Frage, ob beispielsweise die Mörder von „Charlie Hebdo“ Terroristen sind oder nicht doch Freiheitskämpfer. Das ist ein ziemlicher Skandal. Natürlich muss ein Journalist differenzieren zwischen Verbrechen und Terroranschlag. Aber das ist kein Grund, das Wort „Terrorist“ abzuschaffen. Seit 2001 hat es leider genügend Terroranschläge gegeben, um sie zu erkennen, wenn sie passieren. Und ideologisch motivierte Massenmörder, die Terroranschläge verüben, sind Terroristen. Punkt. Wer das unter der Vorgabe der Neutralität nicht benennt, unterstützt auf sprachlicher Ebene den Terrorismus.
„Dieser Müll hat der Glaubwürdigkeit des Senders geschadet“, urteilt Howard Kurtz, einer der wichtigsten Medienjournalisten der USA. Schade für „Al Jazeera America“, das 2013 mit dem Ziel angetreten war, die Denkmuster des arabischen Schwestersenders hinter sich zu lassen. Eine gute Nachricht zum Schluss: Weniger als 20.000 der 320 Millionen Amerikaner schalten den Sender ein.

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