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Luft nach oben bei israelischem Nachrichtensender

TEL AVIV (inn) – Seit der vergangenen Woche sendet der internationale Nachrichtenkanal „i24News“ in drei Sprachen aus Tel Aviv. In Deutschland ist er über das Internet empfangbar. Ein Blick ins Programm zeigt: Da ist noch Luft nach oben.
So sieht der neue Sender auf dem Bildschirm aus.

Das 24-stündige Programm wird in englischer, arabischer und französischer Sprache produziert und über verschiedene Kabelanbieter sowie das Internet ausgestrahlt. 150 Mitarbeiter jüdischen, christlichen und muslimischen Glaubens haben hierzu neue Studios im Hafen von Jaffa nahe Tel Aviv bezogen (Israelnetz berichtete). 20 Auslandskorrespondenten werden ebenfalls beschäftigt. Der Sender ging mit gut zwei Wochen Verspätung On Air und wird hauptsächlich von dem französisch-israelischen Unternehmer Patrick Drahi finanziert. Er ist auch Chef des israelischen Telekommunikationskonzerns HOT.
Der Vorstandsvorsitzende von „i24News“, Franck Melloul, sagte laut einem Bericht der französischen AFP zum Sendebeginn: „Wir wollen mit Vorurteilen gegen Israel aufräumen.“ Viele Israelis seien unzufrieden mit der negativen Voreingenommenheit gegenüber dem jüdischen Staat, die auf vielen internationalen Fernsehsendern zu spüren sei. Gleichwohl solle „i24News“, darauf legten die Redaktionsleiter wert, objektiv berichten. Zufrieden sei man dann, wenn wütende Briefe sowohl von israelischen als auch von palästinensischen Zusehern einträfen. Das Programm, bestehend aus Nachrichten, Magazinen und Reportagen, soll sich zu etwa 70 Prozent mit internationalen und zu 30 Prozent mit regionalen Nachrichten befassen.

Aufgeregte Moderatoren, holpriger Sendeablauf

Die Sets des Senders sind in den Newsroom integriert und in einer kühlen, modernen Optik gehalten. Die Moderatoren sind sichtlich aufgeregt und leger gekleidet, Herren gern ohne Krawatte. Es fällt auf, dass sich der Sendebetrieb erst einspielen muss: So wird beispielsweise die Wiederholung einer Talkshow im Vormittagsprogramm mittendrin abgebrochen, stattdessen werden in einer Endlosschleife die gleichen drei Programmtrailer gezeigt. Studiogäste werden oftmals nicht verkabelt, sondern sprechen in aufgestellte Mikrofone – ein für eine Nachrichtenstudio ungewohnter Anblick.
Werbekunden hat der Sender, der sich auch über Werbung finanzieren will, zumindest für das Tagesprogramm noch nicht an Land gezogen – die Pausen werden mit Programmhinweisen und dem eigenen Logo gefüllt. Die Sendeschienen am Vor- und Nachmittag werden teils mit Wiederholungen aus dem Abendprogramm des Vortags bestückt – so kommt es, dass „i24News“-Zuschauer 17 Stunden nach der Geburt von Herzogin Kates Sohn noch immer „Warten auf das Royal Baby“ auf ihrem Bildschirm lesen können. Der Hinweis „Aufzeichnung“ wird nirgends eingeblendet, stattdessen „Live aus London“. Böse Zungen würden hier von Praktikanten-TV sprechen.
„i24News“ will nach eigenen Angaben Israel mit dem Rest der Welt verbinden – und langfristig mit „Al Jazeera“, „France 24“ und ähnlichen Sendern konkurrieren. Dafür muss der Sender professioneller werden, Übung bekommen und sich den ein oder anderen Kniff in der Präsentation bei den Kollegen aus den USA abgucken. Und er muss sich bei Großereignissen und „Breaking News“ bewähren – was im Nahen Osten schneller der Fall sein kann, als man erwartet.

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