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Erstes Bundesverdienstkreuz zurückgegeben

TEL AVIV (inn) - Der 74 Jahre alte israelische Reiseführer Motke Schomrat hat am Freitagmorgen die deutsche Botschaft in Tel Aviv aufgesucht und Botschafter Harald Kindermann "mit großem Schmerz" sein Bundesverdienstkreuz zurückgegeben. Damit protestierte er gegen die Ehrung der israelischen Anwältin Felicia Langer, die heute in Tübingen lebt.

Schomrat erzählte am Telefon, dass er immer „sehr stolz“ auf sein Bundesverdienstkreuz gewesen sei. Es wurde ihm 1995 für seine „Verdienste für die Versöhnung zwischen dem jüdischen und deutschen Volk“ vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog verliehen. „Ich habe es immer meinen Gruppen im Bus erzählt und viel Applaus dafür geerntet“, sagte Schomrat.

Botschafter Kindermann habe Schomrat und seine Frau in seinem Büro empfangen. Eine Stunde lang hätten sie ein „sehr nettes und freundschaftliches“ Gespräch geführt, unter anderem über die Geschichte Israels und jüdischen Selbsthass. Kindermann habe den Beschluss von Schomrat sehr bedauert, aber auch Verständnis gezeigt: „Wäre ich Israeli, hätte ich wohl auch so gehandelt.“ Schomrat äußerte sich sehr beeindruckt über den Botschafter und habe mit ihm abgesprochen, auch künftig in Kontakt zu bleiben.

Protest aus Deutschland

Schomrat ist der erste, der die Rückgabe des Bundesverdienstkreuzes nicht nur androht, sondern auch verwirklicht. In Deutschland haben inzwischen der Schriftsteller Ralph Giordano, der Historiker Arno Lustiger und der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Nürnberg, Arno S. Hamburger, in offenen Briefen Bundespräsidenten Horst Köhler aufgefordert, die Ehrung Felicia Langers wieder rückgängig zu machen. Andernfalls sähen sie sich gezwungen, ihre eigene Ehrung abzugeben, um nicht in einer Reihe mit der israelischen Anwältin und Menschenrechtsaktivistin stehen zu müssen.

Langer wurde von mehreren Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter dem Vorsitzenden der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Johannes Gerster, und der Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, vorgeworfen, Hass gegen Israel geschürt zu haben. Auch habe sie eine Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern oder gar zwischen Juden und Deutschen eher gestört. Schomrat sagte: „Was hat Langer für Deutschland getan, dass ihr dafür eine solche Ehrung gebührte? Sie hat doch nur Hass geschürt und gegen Israel gehetzt.“´

Schomrat stammt aus Köln. Er hat den Krieg zunächst in einem Kloster nahe dem belgischen Ort Dimant und später im KZ Mechlen in Belgien überlebt, von wo Juden ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert worden seien. Sein Vater sei im KZ Dachau am Tag der Befreiung gestorben.

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