Massensterben von Seeigeln bedroht Korallenriffe

Verschwinden die Seeigel, kann das schlimme Folgen für Korallenriffe haben. Die sind ohnehin schon in keinem guten Zustand. Nun vernichtet ein erst kürzlich identifizierter Erreger riesige Seeigel-Bestände.
Von dpa

Foto: Frédéric Ducarme | CC BY-SA 4.0 International

Ein Exemplar der betroffenen Seeigelgattung vor der Küste des Oman

TEL AVIV (dpa) – Ein Massensterben von Seeigeln im Mittelmeer und im Roten Meer bedroht auch die Korallenriffe der Region. Betroffen sei unter anderem das Riffsystem nahe der israelischen Küstenstadt Eilat, hieß es in einer Mitteilung der Universität Tel Aviv vom Mittwoch. Als wahrscheinlicher Auslöser der Epidemie unter Seeigeln werden bestimmte Wimperntierchen genannt.

Seeigel sind wichtig für die Gesundheit von Korallenriffen. Sie fressen Algen, die sonst die Korallen überwuchern und abtöten. Die Riffe seien ohnehin schon extrem bedroht, nun komme noch ein weiterer Faktor hinzu, hieß es.

Eilat liegt am Golf von Akaba. Dort sei die gesamte Population binnen weniger Monate ausgelöscht worden, schreiben die Wissenschaftler. Ein infizierter Seeigel könne innerhalb von nur zwei Tagen zu einem Skelett ohne Gewebe werden.

Seeigelart erstmals 2006 gesichtet

Betroffen ist die Art Diadema setosum, Gewöhnlicher Diadem-Seeigel genannt. Sie war 2006 erstmals auch im Mittelmeer beobachtet worden und hatte sich seither in der Region stark ausgebreitet.

Ein auf Wimperntierchen zurückgehendes Massensterben von Diadem-Seeigeln war zunächst im Januar 2022 auf den US-amerikanischen Virgin Islands aufgefallen. In den Monaten darauf wurden ähnliche Beobachtungen in weiten Teilen der Karibik gemacht.

Äußerst schnelle Ausbreitung

Dann waren auch das Mittelmeer und rasch auch das Rote Meer betroffen. Die Epidemie breite sich in noch nie dagewesenem Tempo aus, hieß es von der Universität Tel Aviv. Für eine Region des Golfes von Akaba etwa sei erfasst, dass dort binnen weniger Wochen Tausende Seeigel starben, bis es keine lebenden Tiere mehr gab. Ähnlich sei die Entwicklung auch andernorts.

Der israelische Zoologe Omri Bronstein warnte, man müsse umgehend handeln, um noch gesunde Diadem-Seeigel zu retten. „Wir müssen einen Zuchtbestand dieser Art bewahren, in isolierten Wassersystemen, fern von Meerwasser.“ Nur so könne man die Tiere retten und in Zukunft wieder vermehren.

Die Analysen der Forscher zum Sterben des Gewöhnlichen Diadem-Seeigels wurden in den Fachmagazinen „Frontiers in Marine Science“ und „Royal Society Open Science“ veröffentlicht.

Über den einzelligen Parasiten als Ursache hinter dem Massensterben von Seeigeln in der Karibik hatte ein Forschungsteam im April im Fachmagazin „Science Advances“ berichtet. Dort ging die Zahl Atlantischer Diadem-Seeigel (Diadema antillarum) in den betroffenen Gebieten um 85 bis 95 Prozent zurück. Über das Risiko für andere Seeigel-Arten ist bisher wenig bekannt.

Massensterben bereits in der 1980er Jahren

Wimpertierchen bestehen aus nur einer Zelle und haben kleine Härchen auf ihrer Oberfläche, mit denen sie sich bewegen können. Sie kommen häufig im Wasser vor und sind oft harmlos. Allerdings wurden Verwandte der nun gefundenen Wimpertierchen bereits für Massensterben bei anderen Meerestieren wie Haien verantwortlich gemacht.

Bereits in den 1980er Jahren hatte es in der Karibik ein Massensterben von Diadema antillarum gegeben. Fast 98 Prozent der Population verschwanden damals, der Grund blieb unklar. Die Population erholte sich zwar später etwas, das Massensterben hatte aber – zusammen mit anderen Faktoren – bereits zu einem raschen Abbau vieler Korallenriffe geführt.

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4 Antworten

  1. Gott wird schon einen Grund haben, warum er den Seeigeln zürnt. Vermutlich haben sie sich nicht an Speisevorschriften oder sonstige Gebote gehalten.

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    1. Es könnte doch auch an uns Menschen liegen und unserem Umgang mit der Natur. Vielleicht wil Gott uns etwas damit sagen.

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  2. Nicht nur der Mensch, sondern alle Lebewesen sind von Gott geschaffen worden, und auf die hat er auch ein Auge, indem er jeder Art eine ökologische Nische zugewiesen hat. Kommt es zu solchen Vorfällen, wie oben geschildert, ist meist die höchste Spezies Mensch durch Verschmutzung und Zerstörung als Verursacher auszumachen. Deshalb werden Zuchtstationen zur Erhaltung der Population aufgebaut. Wenn die Ursachen für den Rückgang bekannt und abgestellt werden, ist eine Auswilderung möglich. Allerdings ist zu bedenken, dass Zuchterhaltungsprogramme auch das Risiko einer Veränderung der Genbanken der jeweiligen Spezies bewirken können, die ein Überleben im ursprünglichen Habitat zum Scheitern bringen können.

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