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Der Abschuss einer russischen Transportmaschine vor Syrien

Beim Abschuss eines russischen Flugzeugs durch syrische Raketen wurde Israel beschuldigt. Aus den verschiedenen Lagern kamen widersprüchliche Aussagen. Eine Zusammenfassung von Ulrich W. Sahm
Ein russisches Aufklärungsflugzeug Iljuschin in der Luft (Symbolbild)

Der Abschuss einer russischen Iljuschin vor der Küste von Syrien bei Latakia hat viel Verwirrung ausgelöst. 15 russische Besatzungsmitglieder seien dabei ums Leben gekommen. Gemäß russischen Quellen sind es mal 14 oder auch 16 Tote. Unterschiedlichen Quelle gaben an, dass es sich nicht um eine Transportmaschine, sondern um ein militärisches Aufklärungsflugzeug gehandelt habe, das über dem Mittlmeer kurz vor der Landung auf dem Militärfughafen von Latakia stand.

Seit dem Abschuss der Maschine am Montag haben sich alle Beteiligten in widersprüchliche Vorwürfe verwickelt und sich gegenseitig die Verantwortung zugeschoben. So hat der russische Präsident Wladimir Putin zunächst die Israelis für den Tod der Russen verantwortlich gemacht, diese Aussage dann aber wieder zurückgezogen. Die Israelis schickten eine Delegation mit dem Luftwaffenchef nach Moskau, um den Russen neueste Erkenntnisse zu dem Vorfall zu übergeben. Syriens Präsident Baschar al-Assad schickte ein Beileidstelegramm an Putin und bezichtigte die Israelis. Was da wirklich passiert ist, bleibt unklar.

Israelischer Soldat griff zum roten Telefon

Entsprechend der bestehenden Absprachen zwischen Israel und Russland habe ein Russisch sprechender israelischer Soldat über ein rotes Telefon die Russen in Syrien vor militärischen Flugaktivitäten der Israelis gewarnt. Die Meldungen gehen auseinander, ob die Warnung nur eine Minute vor dem Abschuss ausgesprochen worden sei, zu spät, um der Iljuschin die Chance zu geben, aus dem Kriegsgebiet zu verschwinden – oder schon früher.

Dann hieß es, dass israelische F-16 Kampfjets (oder F-15) die russische Maschine als „Schutzschild“ benutzt hätten. Weil die Syrer einen israelischen Angriff auf den Flughafen von Latakia befürchteten, hätten sie mit ihren russischen S-200-Luftabwehr-Batterien geschossen. Ein israelischer Reporter fasste es folgendermaßen zusammen: Von den Russen (an Syrien) gelieferte Abwehrsysteme hätten russische Raketen abgeschossen und so das russische Flugzeug zum Absturz gebracht.

Eine unklare Rolle spielte auch eine französische Fregatte im östlichen Mittelmeer. Sie habe bei einem Angriff auf den Militärflughafen von Latakia die israelischen Kampfjets mit Raketenfeuer unterstützt. Das meldete die russische Nachrichtenagentur „Sputniknews“ in ihren ersten Meldungen zu dem Vorfall. Inzwischen ist das französische Kriegsschiff aus den Nachrichten verschwunden.

Hisbollah-Chef spricht von „biblischer Arroganz“

Der libanesische Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah behauptete, dass der Abschuss der russischen Maschine das Resultat „biblischer Arroganz“ der Israelis gewesen sei. Sie hätten angeblich eine Lieferung zielgenauer iranischer Raketen an die Hisbollah zerstören wollen. Nasrallah dementierte israelische Behauptungen, wonach der Iran über Syrien die Hisbollah beliefere: „Das sind alles Lügen.“ In einem Kondolenzbrief an Putin behauptete der syrische Präsident, dass die russische Maschine „versehentlich“ von der syrischen Luftabwehr getroffen worden sei. Doch Israel sei daran schuld gewesen, weil es Syrien mit Drohnen und Kampfbombern angegriffen habe.

In jedem Fall hat der Abschuss der Iljuschin vor allem zu neuen Spannungen zwischen Moskau und Jerusalem geführt. Die Israelis fürchten, dass die bisher angeblich gut funktionierende Kooperation zwischen den Militärs Schaden nehmen könne. Bekanntlich greifen auch die Israelis in das Geschehen in Syrien ein, vor allem um Waffenlieferungen von dem Iran an die Hisbollah im Libanon zu verhindern. Ebenso stören sich die Israelis an iranischer Militärpräsenz nahe ihrer Grenze. Damit es zu keinen Zusammenstößen mit den Russen komme, haben beide Länder „rote Telefone“ und andere direkte Kommunikationswege eingerichtet. Alle Parteien, Russen, Israelis und Syrer, reden inzwischen von einem „bedauerlichen Zwischenfall“.

Von: Ulrich W. Sahm

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