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Der Traum von der weißen Weihnacht

Weiße Weihnachten sehnen Viele herbei. Wirklichkeit wird dies selten. Einige glauben ohnehin, Jesus sei im Herbst geboren. Wie dem auch sei: Der Zusammenhang von Weihnachten und Schnee geht über Romantik hinaus. Eine Beobachtung von Krista Gerloff
Schnee ist in den Wintermonaten in Israel keine Seltenheit

Wer in der Adventszeit arabische Dörfer in Galiläa besucht, kann ein wenig von der europäisch-amerikanischen Weihnachtsatmosphäre spüren, die ins Heilige Land transportiert wird. Denn was hat schon der bärtige Mann mit der roten Kapuze und Schlitten, den Elche durch schneebedeckte Landschaften ziehen, mit dem Kind, das in Betlehem geboren wurde, zu tun? Er ist aber auch in der arabischen Weihnachtskultur in Schaufenstern und Läden sehr präsent.
Wir lieben Romantik, verschneite Landschaft, Glöckchen und Sternchen, schön eingepackte Geschenke und den leuchtenden Weihnachtsbaum. Wir träumen von der weißen Weihnacht: Das Lied „White Christmas“, von Bing Crosby gesungen, wurde angeblich die am meisten verkaufte Schallplatte weltweit. Auch viele Juden werden von der Weihnachtsatmosphäre angezogen, weshalb amerikanische Juden meinen, sich vehement dagegen wehren zu müssen. Ihre Laubhütten behängen sie nichtsdestotrotz aber auch mit leuchtenden Lichterketten – wie einen Weihnachtsbaum.

Ungewöhnliches Weihnachtsdatum

Unter messianischen Juden sind einige davon überzeugt, dass Jesus gerade am Laubhüttenfest geboren wurde. Wer auf Englisch „am Laubhüttenfest geboren“ googelt, trifft auf viele Erklärungen und findet sogar das genaue Datum. Wie kommen sie darauf?
Das Lukas-Evangelium berichtet, was der Engel Gabriel zu Maria, die die Mutter von Jesus werden sollte, sagte. Unter anderem teilte er ihr mit, dass ihre Verwandte Elisabeth im sechsten Monat schwanger sei. Der Mann von Elisabeth, Zacharias, war Priester aus der Abteilung Abia. Es war König David, der kurz vor seinem Tod die Priester in 24 Abteilungen aufgeteilt hatte (1. Chronik 24,10). Abia hat die achte Abteilung erhalten. Wenn man davon ausgeht, dass 24 Abteilungen zwölf Monate im Jahr im Tempel gedient haben, würde auf die achte Abteilung die zweite Hälfte des vierten Monats fallen.
Nach der Bibel ist der erste Monat derjenige Monat im Frühjahr, in dem der Auszug aus Ägypten stattgefunden hat, ungefähr in der Zeit unserer Monate April und Mai. Der Dienst des Zacharias wäre dann auf die Zeit von Juli bis August gefallen. Nach Abschluss seines Dienstes ist Zacharias nach Hause gegangen und seine Frau Elisabeth wurde schwanger. Das müsste dann etwa im fünften Monat des jüdischen Kalenders gewesen sein. Elisabeth hat ihre Schwangerschaft fünf Monate geheim gehalten, also bis zum zehnten biblischen Monat. Im sechsten Monat ihrer Schwangerschaft hat es der Engel Gabriel aber Maria verraten. Das wäre dann der elfte Monat gewesen, der in etwa auf Januar oder Februar fällt.
Nach der Erscheinung des Engels eilte Maria zu Elisabeth, um mit eigenen Augen zu sehen und natürlich auch, um über das alles mit jemandem reden zu können. Lukas verrät uns noch, dass sie dort drei Monate blieb – also bis zur Geburt von Johannes im April oder Mai. Maria konnte der älteren Elisabeth helfen und dabei selber einiges lernen. Kurz bevor Maria zu Elisabeth kam, war sie selbst schwanger geworden. Als Johannes dann auf die Welt kam, war Maria etwa im vierten Monat. Demnach hätte Jesus etwa im September oder Oktober geboren werden müssen, also in der Zeit des Laubhüttenfestes. Das würde auch erklären, warum in der Gegend um Jerusalem alle Unterkünfte überfüllt waren, denn das Laubhüttenfest war das dritte große Wallfahrtsfest der Juden.

Bedingter Reisekomfort

Das Wetter im israelischen Herbst ist sehr wechselhaft. Die Tagesdurchschnittstemperaturen bewegen sich um 25 Grad, nachts liegen die Temperaturen um 15 Grad. Wenn Maria und Josef kein Sandsturm auf dem Weg begegnet sein sollte, hätten sie angenehme Bedingungen zum Reisen gehabt, soweit man das als angenehm bezeichnen kann, hochschwanger auf einem Esel reiten zu müssen. Ich bin selbst schon einmal auf einem Esel geritten. Danach tat mir alles weh, obwohl ich nicht schwanger war. Wir wissen auch nicht sicher, ob Maria und Josef einen Esel hatten. Aber wir hoffen, dass das der Fall war. Normalerweise sind sie wohl zu den Festen zu Fuß nach Jerusalem gewandert, wie aus der Geschichte vom zwölfjährigen Jesus hervorgeht.
Für die lange Flucht nach Ägypten konnten sie gut das Gold gebrauchen, das sie von einem der weisen Männer aus dem Osten bekommen hatten. Vielleicht konnten sie sich davon gar zwei Kamele leisten. Die koptischen Christen sind bis heute sehr stolz darauf, dass die heilige Familie damals bei ihren Vorfahren Zuflucht gefunden hat. Auf der Sinaihalbinsel bewahren sie einen Stein auf, der einen Fußabdruck des Babys Jesus zeigen soll.
Ochse und Esel sind erst sehr viel später in die Geschichte und die Lieder gekommen. Den Anlass dazu bot eine Stelle aus dem ersten Kapitel des Jesaja-Buches: „Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn, aber Israel kennt’s nicht, und mein Volk versteht‘s nicht“ (Jesaja 1,3). Christen wollten mit Ochs und Esel an der Weihnachtskrippe daran erinnern, dass Israel verstockt ist und seinen Messias nicht erkennt.
Möglicherweise stammt auch die Vorstellung von Schnee an Weihnachten aus diesem Zusammenhang. Gott verspricht seinem Volk: „Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden“ (Jesaja 1,18). Schnee ist weiß und rein. Er fällt leise von oben und bedeckt viel Schmutz, genau, wie die Liebe viele Sünden bedeckt. Deswegen gehört der Schnee zu Weihnachten, ganz gleich, an welchem Datum der Herr Jesus geboren ist. Der Traum von der weißen Weihnacht ist also mehr als bloße Romantik. Es ist der Traum von einer reinen Welt ohne Sünde, vom Frieden und von der Freude, von Liebe und Familienglück. Es ist der Traum vom Erlöser. Und wir wissen, dass es kein Traum mehr ist. (kg)

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