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Betrachtung: Das „Aluminium-Tor“ nach Jerusalem

Der Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv steht für die Heimkehr von Juden aus aller Welt in das Land ihrer Vorväter. Viele Symbole des gesamten Komplexes weisen darauf hin. Welche Rolle dabei das Aluminium spielt, beschreibt der deutsche Spezialist Fred-Roderich Pohl aus eigener Anschauung.
Der Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv: Die ersten Arbeiten an dem Komplex begannen bereits zur Zeit des britischen Mandats Ende der 1930er Jahre.

Wer nach Israel reist, kommt in der Regel entweder per Schiff über den Hafen in Haifa an oder – vorwiegend – über den Flughafen in Tel Aviv. Das trifft für Millionen Touristen jedes Jahr zu, aber auch für die vielen Juden, die immer noch aus aller Herren Länder in ihr Heimatland zurückkommen. Christen glauben, dass das aufgrund von biblischen Verheißungen Gottes geschieht.
Jerusalem ist zugleich jüdisches, christliches und moslemisches Heiligtum. Daher kommen täglich tausende von internationalen Besuchern in diese Stadt auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Religion. „NaTBaG 2000“ heißt der Flughafen Ben-Gurion von Tel Aviv (TLV) in Israel, 20 Kilometer östlich der Stadt und nur 50 Kilometer von Jerusalem entfernt gelegen, der diese Heimkehr und den Touristenstrom in besonderem Maße illustriert. Die hebräischen Buchstaben NTBG stehen für „Nemal Te‘ufah Ben Gurion“, was „Ben-Gurion-Flughafen“ bedeutet. Und das „2000“ steht für das ursprünglich geplante Fertigstellungsjahr 2000, in dem das neue Terminal 3 eröffnet werden sollte. Aber die Wirren der israelischen Bürokratie und andere Widerwärtigkeiten führten dazu, dass dies erst im November 2004 geschehen konnte. Die Israelis haben diese Verzögerung mit großem Humor à la Ephraim Kishon und einer Portion orientalischer Schicksalsergebenheit zur Kenntnis genommen.

Das gelobte Land in einer Nussschale

Dafür entstand nun aber das größte und komplexeste Infrastrukturprojekt in Israels Geschichte, das sogar die Verlegung des Ajalon-Flusses erforderte. Mit der Eröffnung des Terminals 3 erhöhte sich die Passagierkapazität von 9 auf 16 Millionen Passagiere pro Jahr. Für den 24-Stunden-Betrieb sind nun 10.000 Arbeitsplätze entstanden. Der moderne und gleichzeitig religiös-symbolische Gesamtkomplex in der Ebene von Lod weist etliche Besonderheiten auf im Vergleich zu ähnlichen Flughafen-Projekten weltweit.
Die jüdischen Architekten der amerikanischen Firma SOM (Skidmore, Owen & Merrill) aus New York schufen zusammen mit einheimischen Architekten wie Safdie Architects, Amir Mann oder Ami Schinar sehr einfühlsam einen landestypischen Flughafen mit eigenem Charakter. Er stellt die jahrtausende alte Kultur, die jüdische Religion und das moderne Industrieland in einem Gebäude nicht nur funktionstüchtig, sondern auch symbolträchtig dar – geradezu das gelobte Land in einer Nussschale.
Schon von weitem oder gar aus der Luft ist die sonderbar abgeschnittene Weltkugel von 60 Metern Durchmesser zu sehen, die scheinbar über dem Flughafen „schwebt“. Diese überdimensionale „Schüssel“ über der „Rotunde“, dem Verteiler für die drei Abfertigungsfinger mit den jeweiligen Flugsteigen, ist das eigentliche Symbol des gesamten Komplexes. Es repräsentiert die vielen Juden, die aus der ganzen Welt in das „gelobte Land“ heimkehren. Für sie ist der Flughafen das „Tor nach Jerusalem“. Die offene Halb-Weltkugel bündelt das Regenwasser, das dann als Wasserfall am Verteilerpunkt der drei Flugsteige innerhalb des Gebäudes wieder sichtbar wird. Da es in Israel nur selten regnet, hat man den „Wasserfall“ der Rotunde künstlich durch Pumpen erzeugt, um das „lebendige Wasser“ darzustellen, das laut Bibel von Jerusalem ausgehen wird (Sacharja 14,8). Zusätzlich ist ein Wasserfall in einem meist heißen und relativ trockenen Land auch emotional eine Oase der Erholung.
Bereits wenn ankommende Passagiere ihren Koffer vom Gepäckband holen, sollen sie atmosphärisch unterschwellig mitbekommen, dass sie in Israel gelandet sind und nicht an irgend einem x-beliebigen anderen Flughafen. Die Stützsäulen der „Gepäckausgabe“ haben daher eine kunstvoll gestaltete Aluminiumbekleidung, die in ihrer Form die Menora, den siebenarmigen Leuchter der Juden, darstellen soll. Die Menora ist eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums und wurde bei Israels Staatsgründung in das Staatswappen aufgenommen. Es war eine technische Herausforderung für die örtlichen Metallbauer, aus den Aluminiumblechen die geschwungenen Linien der Menora dreidimensional herzustellen.
Bei der Ankunft sollen Reisende auch symbolträchtig an die gelobte Stadt Jerusalem erinnert werden. Dazu dienen die großen Quader aus dem klassischen „Jerusalem-Stein“ mit seiner gelben Farbe. Zugleich soll aber auch das moderne, aufstrebende Hightech-Industrieland Israel dargestellt werden durch die silberglänzenden einbrennlackierten Aluminiumbleche. Als moderner Werkstoff stellt das Aluminium den Kontrast dar zu der jahrtausendealten Tradition der Verwendung von behauenen Steinen als Baustoff.
Noch mehr typisches Israel zeigt der Ausgang des Terminals 3, der gleichzeitig auch der Eingang ist. Besucher werden von einem gegenüber liegenden großzügigen Garten in Terrassenform empfangen, zwischen dem Terminal und den unvermeidlichen Blechlawinen des Parkplatzes. Auf den verschiedenen Ebenen der Großterrassen wachsen großflächig Olivenbäume, Zitrusfrüchte, Palmen und andere landestypische Pflanzen mit ihren jeweiligen jahreszeitlichen Düften. Das ist ein Empfang oder Abschied der besonderen, ja unvergesslichen Art – eben landestypisch einmalig.
Die Rekordmenge von fast 1.000 Tonnen einbrennlackiertem Aluminium wurde für die tausende von Quadratmetern Großkassetten an den Fassaden innen wie außen verwendet. Hinzu kommen Menora-Säulenbekleidungen, die Dacheindeckungen, Parkhäuser, Hangars oder Tore. So spricht man schon scherzhaft vom Flughafen als dem „Aluminium-Tor nach Jerusalem“, dessen himmlische Tore eigentlich jedoch aus Perlen bestehen und goldene Straßen haben sollen (Offenbarung 21,21).

Ein Flughafen mit Charakter

In den vergangenen Jahrzehnten sind mehr als 2,5 Millionen Juden nach Israel zurückgekehrt. Viele flohen vor Pogromen, wie die ersten zionistischen Pioniere aus dem zaristischen Russland oder die Juden aus dem Nahen Osten, die nach der Gründung Israels 1948 gezwungen waren, die arabischen Länder zu verlassen. Andere kamen, nachdem sie schreckliche Kriege und Verfolgungen überlebt hatten, wie die circa 250.000 Juden, die den Holocaust überlebten. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus 1989 kamen mehr als eine Millionen Russisch sprechender Juden in einem massiven Einwanderungsstrom aus der ehemaligen Sowjetunion.
Der Strom ebbt nicht ab. Er wird eher noch internationaler. Ein wesentlicher Teil der Einwanderer reiste über den Flughafen in das Land ein. Sie erfüllten damit die uralten Verheißungen der Bibel mit ihren „klassischen“ Stellen: 5. Mose 30,3-4; Psalm 107,2 3; Jesaja 11,11; Jeremia 16,14+15 und 23,7-8; Hesekiel 36,24; Amos 9,14+15.
Den Architekten SOM ist ein Flughafen gelungen, dem nach der verspäteten Fertigstellung international viel Lob zuteil geworden ist. Dieser Flughafen hat „Charakter“, was bei einem so funktionalen Gebäude nur schwer zu erreichen ist. Jährlich erfreuen sich circa neun Millionen Flugpassagiere an der Symbolik dieses „Tores nach Jerusalem“. Dieses „Tor“ wird sich in nächster Zeit funktional noch durch zwei Großprojekte wesentlich verbessern: Der Highway 1 von Tel Aviv nach Jerusalem wird für etwa 520 Millionen Euro sechsspurig ausgebaut, und bis 2017 soll ein Hochgeschwindigkeitszug nach Jerusalem die Reisezeit wesentlich verkürzen.
Die jüdische Rückkehr nach Zion wird mit großem Segen für die ganze Menschheit verbunden sein, wie Jesaja prophezeit (2,1-3 und 66,12-13). Wer hätte gedacht, dass dabei der inzwischen zum modernsten Flughafen des Nahen Ostens gewählte Flughafen von Tel Aviv und seine Aluminiumbekleidung einmal eine bedeutende Rolle spielen würden? (inn)


Fred-Roderich Pohl (Dipl.-Betriebswirt, Jahrgang 1945) hat in mehr als 30 Jahren in Kooperation mit israelischen Architekten, Metallbauern und Bauingenieuren als Exportleiter des weltweit führenden Aluminium-Walzhalbzeugherstellers die Aluminium-Fassadenindustrie in Israel als Pionier mit aufgebaut. Er ist Mitglied der Gemeindeleitung einer evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in Norddeutschland.

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Eine Antwort

  1. Wir waren 2023 in Israel, aus Berlin gestartet und natürlich im Ben Gurion gelandet.Wir haben die wunderschöne große Weltkugel nicht mehr gesehen.Gibt es diese tolle Kugel nicht mehr ? Mit freundlichen Grüßen Herbert Schuchardt

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