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Kongress: Israel braucht mehr Verständnis!

Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Militär haben auf einer Konferenz des Jüdischen Nationalfonds am Sonntag in Stuttgart um mehr Verständnis für Israel geworben. Angesichts des wachsenden Antisemitismus’ müssten die Beziehungen zwischen beiden Staaten gestärkt werden.
Michael Wolffsohn klärte über Missverständnisse zwischen Deutschland und Israel auf.

Der Historiker Michael Wolffsohn sprach beim Kongress „Natürlich für Israel“ vor mehr als 1.100 Zuhörern über grundsätzliche Unterschiede zwischen Deutschland und Israel, die zu Missverständnissen führen. So hätten beide Staaten aus dem Zweiten Weltkrieg die Lehre „Nie Wieder“ gezogen. Allerdings meinten beide damit etwas anderes: Für Deutschland bedeute „Nie wieder“, nie wieder Täter zu sein, für Israel hingegen, nie wieder Opfer zu sein. Aus diesem Grund zögen die Israelis einen wehrhaften Staat vor. Der Staat beschütze aus Sicht der Israelis Menschenleben. Die Deutschen hingegen seien gegenüber der israelischen Rüstungs- und Sicherheitspolitik skeptischer eingestellt.
Ein weiteres Missverständnis ergebe sich ebenfalls aus der Vergangenheit: Während in Deutschland die Formel „Land für Frieden“ funktioniert habe – Deutschland hat nach dem Weltkrieg die Ostgebiete abgetreten und dafür Frieden erhalten – gelte die Formel für Israel nur selten. So habe sich Israel aus dem Südlibanon und aus dem Gazastreifen zurückgezogen, heute werde der jüdische Staat aus diesen beiden Gebieten bedroht. „Wir müssen verstehen, dass die eigenen Schlussfolgerungen nicht für den Nahen Osten zutreffen.“

Israelischer General: Umgang mit Schwachen macht uns menschlich

Ein Generalmajor der Reserve, Doron Almog, betonte in seinem Vortrag, dass die Stärke Israels nicht nur im Militärischen, sondern auch in der Sorge um die Schwachen der Gesellschaft liege. Am Umgang mit den Schwachen zeige sich die Menschlichkeit einer Gesellschaft. Almog selbst hatte einen behinderten Sohn. Dies sei Ansporn gewesen, die Dorfanlage Nachalat Eran zu gründen, in der Behinderte ein Zuhause finden. Almog rief dazu auf, die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel zu stärken. „Wir sind durch unsere gemeinsame Tragödie verbunden. Nun wollen wir gemeinsam eine bessere Welt schaffen.“

Israel eint Politiker von CDU und SPD

Mit Christian Lange und Gunther Adler (beide SPD) sprachen zwei Parlamentarische Staatssekretäre, die sich für Israel einsetzen. Lange erklärte, es sei für ihn undenkbar gewesen, dass in Deutschland Rufe ertönen wie „Jude, Jude, feiges Schwein, komm heraus und kämpf’ allein“ – so geschehen bei Demonstrationen gegen die israelischen Militäraktionen im Gazastreifen im Sommer 2014. „Ich will es nicht als selbstverständlich hinnehmen, dass jüdische Einrichtungen Polizeischutz brauchen“, sagte er. Adler ergänzte, dass die Medien in Deutschland bei ihrer Berichterstattung über den Nahostkonflikt oftmals „Ursache und Wirkung durcheinanderbringen“.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Steffen Bilger lobte Israel als Technologiestandort. „Die Israelis sind offen für Fortschritt und neue Technologien – wir Deutschen sind da noch zurückhaltender“, erklärte er. Beim Thema Antisemitismus träfen sich oft rechts- und linksextreme Ideologien. Die Politik sei gefordert, junge Menschen für das Thema Israel zu sensibilisieren. Bilger selbst habe sich durch sein kirchliches Engagement begonnen, für Israel zu interessieren: „Viele Christen fühlen eine Verantwortung für Israel“, sagte er.
Harald Eckert, Gründer der Organisation „Christen an der Seite Israels“, wurde mit dem „Goldenen Olivenzweig“ für seine jahrzehntelangen Bemühungen um Solidarität mit Israel geehrt. Die große Fachausstellung von Werken und Unternehmen mit Bezug zu Israel war stark von Anbietern mit christlichem Hintergrund geprägt.
Veranstaltet wurde der Kongress vom Jüdischen Nationalfonds (JNF) anlässlich des 50. Jahrestags der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Der Weltpräsident des Nationalfonds, Efi Stenzer, dankte allen Spendern für ihre Unterstützung, die in Israel sichtbar werde. In der Negev-Wüste wachse heute ein „deutscher Wald“, sagte er. Der JNF setzt sich vor allem für die Aufforstung und die Gewinnung von Trinkwasser in Israel ein.

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