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Reisetip: Das Davids-Turm-Museum – Ein Gang durch die Geschichte Jerusalems

„Die Christen glauben, daß das Grab Adams direkt unter dem Kreuz Jesu stand,“ erzählt der Fremdenführer einer kleinen Gruppe von Besuchern. „Jesu Blut tropfte dann in das Grab des ersten, der Sünde verfallenen Menschen. So wurden die Sünden weggewischt.“ Die Touristengruppe genießt die Sicht von einem der Türme der Davids Zitadelle auf die Altstadt.

Ein Rundgang durch dieses Museum mit seinen Türmen ist ein unvergeßliches Erlebnis. Jerusalem wurde so oft aufgebaut, zerstört und wieder aufgebaut. Alle seine Bewohner prägten das Bild der Stadt mit ihren Vorstellungen. Die ersten Zeugen von einer Existenz Jerusalems sind ägyptische Tonscherben, die viertausend Jahre alt sind. Jerusalem war eine blühende Metropole und dann wieder ein kleiner Ort ohne Bedeutung. Die relativ kleine Davidsstadt lag südlich der heutigen Mauern, die aus der osmanischen Periode stammen. In byzantinischer Zeit, während der arabischen Herrschaft bis zu den Kreuzzügen war Jerusalem wesentlich größer als die heutige Altstadt.

Aus der Zeit des ersten Tempels blieb der Hiskia-Tunnel erhalten, den König Hiskia bauen ließ. Er führt Wasser von der Gihon-Quelle zum Teich Siloah. Nach der Zerstörung durch Babylonier (586 v.Chr.) lag die Stadt 50 Jahre lang verwüstet. Unter persischer Herrschaft durften die Juden wieder zurückkehren. Der zweite Tempel und die Mauern Jerusalems wurden wieder aufgebaut.

Alexander der Große besiegte die Perser und Jerusalem kam mehr und mehr unter den hellenistischen Einfluß – eine Mischung griechischer und östlicher Kultur und Religion. Die Hasmonäer lehnten sich 168 v.Chr. dagegen auf und befreiten Jerusalem. Den vom Götzendienst verunreinigten Tempel reinigten sie. In der Hasmonäer-Periode wuchs Jerusalem, seine Mauer wurde verstärkt und ausgebaut.

Die Römer setzten Herodes den Großen zum Herrscher über Juda ein, der eine weitreichende Bautätigkeit entwickelte. Auf den Grundmauern einer seiner zahlreichen Festungen steht die heutige Davidszitadelle. Den Tempel aus der Zeit Esras baute er zu einem monumentalem Werk aus. Die „Klagemauer“ ist die westliche Stützmauer des herodianischen Tempels.

Nach der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n.Chr. machten die Römer im Jahre 135 n.Chr. Jerusalem dem Erdboden gleich. Unter dem Namen „Aelia Capitolina“ wollten sie der Stadt eine ganz neue Gestalt geben. Juden wurde der Zutritt bei Todesstrafe untersagt. Nur einmal pro Jahr durften sie kommen, um den Verlust ihres Tempels zu beweinen. Die Hauptstraßen der Altstadt verlaufen heute noch nach dem Stadtplan dieser römischen Kolonie.

In byzantinischer Zeit war das Christentum Staatsreligion. In Jerusalem entstanden viele Kirchen, wie z.B. die Grabeskirche. Ein Großteil dieser Gebäude wurden aber durch die Perser in den Jahren 614 bis 629 zerstört. Im 7. und 8. Jahrhundert bauten die Araber den Felsendom auf dem Tempelplatz und verwandelten die dort stehende Basilika in die al-Aqsa-Moschee.

Als im Jahre 1099 die Kreuzritter Jerusalem eroberten, richteten sie ein Blutbad unter Juden und Moslems an. Sie renovierten zerstörte Kirchen und bauten neue Klöster und Paläste. Den Felsendom und die al-Aqsa-Mosche weihten sie als Kirchen, was der kurdische Sultan Saladin kaum hundert Jahre später wieder rückgängig machte. Der Halbmond ersetzte das goldene Kreuz und die Kirche der heiligen Anna, von Kreuzrittern im 1140 erbaut, wurde zu einer islamischen Schule.

Die Moslems erlaubten den Juden wieder, sich in Jerusalem niederzulassen, sodaß am Ende der Mamelucken-Herrschaft (1250-1517) in der Stadt wieder drei jüdische Gemeinden aktiv waren. Den Baustil der Mamelucken charakterisieren der rote Stein, der schwarze Basalt und der weiße Kalkstein.

Mit der Herschaft des türkischen Sultan Suleiman begann 1517 die Zeit des Osmanischen Reiches, die genau vierhundert Jahre dauerte, bis 1917. Suleiman ließ die zerfallenen Mauern und Tore Jerusalems wieder aufbauen. Doch bald nach seinem Tod verlor Jerusalem wieder an Bedeutung.

Erst im 19. Jahrhundert kam ein Strom von Pilgern aus Europa. Jerusalem wurde modern durch Kutschen, Fahrräder und die europäische Zeitrechnung. Außerhalb der Mauern von Jerusalem entstanden beeindruckende Bauwerke: die katholische Notre Dame, der orthodoxe Russian Compound oder die deutsch-lutherische Augusta Victoria Kirche auf dem Ölberg. Das erste jüdische Viertel außerhalb der Mauern war Mischkenot Scha’ananim. Die Straße von der Hafenstadt Jaffa nach Jerusalem wurde gepflastert und gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es zwischen den beiden Städten eine Eisenbahnverbindung.

Aus der Zeit des britischen Mandats (1917-1948) stammt die Baubestimmung, die bis heute gilt, daß alle Häuser der Stadt mit dem „Jerusalem-Stein“ verkleidet werden müssen. Während des Unabhängigkeitskrieges 1948 besetzten die Jordanier den Ostteil der Stadt, einschließlich der Altstadt. Fast vierzig, teilweise jahrhundertealte Synagogen wurden vollkommen zerstört. Erst im Juni 1967, während des Sechstagekrieges, wurde die Stadt unter israelischer Herrschaft wiedervereinigt.

Die Davids-Zitadelle war ursprünglich eine der Festungen des Herodes. Der Nordost-Turm aus den Tagen von Byzanz als „Davidsturm“ bekannt. Archäologen haben festgestellt, daß an seiner Stelle zur Zeit des Herodes der „Phasael-Turm“ stand. Die Türken haben dann an dieser Stelle eine Mosche gebaut, deren Minarett heute untrennbar zur Stadtsilouette gehört.

Das Museum in der Davids-Zitadelle läßt die Geschichte Jerusalems nicht nur durch Modelle, Bilder und Figuren in zeitgenössischen Kostümen lebendig werden, sondern auch durch Zitate biblischer Propheten, Geschichtsschreiber und wichtiger Persönlichkeiten. Einzelne Schicksale werde beschrieben, wie z.B. die der aus Asien stammenden Mamelucken, die als Kinder von Moslems gefangen wurden, um von klein auf als Soldaten ausgebildet zu werden. Christen lernen ihre eigene Geschichte, aus der die blutigen Kreuzzüge nicht wegzudenken sind, mit jüdischen Augen zu sehen.

Im Innenhof befindet sich ein archäologischer Garten, in dem Funde angefangen von der Hasmonäer Zeit bis zur Osmanischen Periode ausgestellt sind. In einem der Türme wird ein Kurzfilm des Italieners Emanuel Luzatti angeboten. Kinder haben während der jüdischen Festzeiten die Möglichkeit, sich in Workshops zu betätigen und abends führt eine Multimedia-Show durch die zweitausendjährige Geschichte der Zitadelle. Immer wieder werden vorübergehende Ausstellungen in die einzigartige Kombination von moderner Technik und dem uralten Festungsareal gezeigt.

Wie das ganze Land Israel spürt auch das Museum in der Davidszitadelle die Folgen der Intifada. Seit September 2000 werden die Touristen immer weniger. „Aber dann kommen wenigstens israelische Gruppen?“, frage ich eine der Angestellten. „Im Gegenteil“, meint sie enttäuscht, „wenn Israelis sich überhaupt nach Jerusalem trauen, dann kommen sie ganz sicher nicht hierher in die Altstadt.“

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