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Hintergrund: Zur Anatomie der al-Aqsa-Intifada

Fast 1.500 Palästinenser und mehr als 500 Israelis sind seit Ausbruch der Al-Aqsa-Intifada palästinensisch-israelischer Gewalt zum Opfer gefallen. Dieses Zahlenverhältnis bestimmt das Bild der Welt vom Nahostkonflikt und ihre Meinung über den Umgang des israelischen Militärs mit der palästinensischen Bevölkerung. Es bildet den Nährboden, auf dem sich Behauptungen von Massakern so schnell und einfach zu vermeintlichen Fakten auswachsen.

Das International Policy Institute for Counter-Terrorism (ICT) legte jetzt eine statistische Untersuchung dieser Zahlen vor. Die Wissenschaftler unterteilten die Getöteten nach Alter, Geschlecht und ob sie sich zum Zeitpunkt ihres Todes aktiv an den Kämpfen beteiligt hatten. Dabei kamen sie zu erstaunlichen Ergebnissen.

– Mehr als 50 Prozent aller palästinensischen Toten waren nachweislich aktiv an Kämpfen beteiligt, während auf israelischer Seite weniger als 25 Prozent aller Toten als Kämpfende ums Leben kamen.

– Die Zahl der getöteten Israelinnen ist mehr als doppelt so hoch wie die Zahl ihrer palästinensischen Geschlechtsgenossinnen. Weniger als fünf Prozent der ums Leben gekommenen Palästinenser sind Frauen oder Mädchen.

– Ebenso ist die Anzahl der israelischen Zivilisten im Alter von 40 Jahren und darüber mehr als doppelt so hoch wie die vergleichbare Altersgruppe auf palästinensischer Seite.

– Die Statistik zeigt, daß die nicht am Kampf beteiligten Israelis, die in den vergangenen 20 Monaten getötet wurden, gleichmäßig über das gesellschaftliche Spektrum verteilt sind, entsprechend den zivilen Zielen, die palästinensische Terroristen gewählt hatten.

– Die palästinensischen Todesfälle dagegen sind auffallend auf ein Bevölkerungssegment beschränkt: Junge Männer im Alter zwischen 13 und 30 Jahren. Eindeutig widerlegt diese statistische Analyse die endlos wiederholte Anklage, Israel schieße wahllos auf die Palästinenser.

Don Radlauer, der das Projekt im Auftrag des ICT leitet, und seine Mitarbeiter sahen sich immer wieder Schwierigkeiten bei der Erfassung der einfachen Zahlen und Fakten gegenüber, besonders auf palästinensischer Seite. Besonders die langen, oftmals ähnlichen und dann sehr unterschiedlich geschriebenen arabischen Namen bereiteten manches Kopfzerbrechen.

Auch die Kategorisierung der Toten ist nicht einfach. So werden auf palästinensischen Märtyrerlisten Selbstmordattentäter zusammen mit unschuldigen Zivilopfern geführt. Arbeitsunfälle, bei denen z.B. Bomben vorzeitig explodiert sind, müssen anders bewertet werden als der Tod von Kollaborateuren, die von ihren eigenen Landsleuten umgebracht wurden. Unklar bleibt bei vielen Todesfällen von demonstrierenden Kindern, ob sie von vorne, d.h. von Israelis, oder von hinten, d.h. Palästinensern, erschossen wurden. Autopsien, die dies hätten sicherstellen können, wurden nie durchgeführt.

Während auf israelischer Seite „Soldaten im Einsatz“ leicht von „Zivilisten“ zu unterscheiden sind, besteht auf palästinensischer Seite eine Guerillasituation. „Wir haben uns im Zweifel für den Angeklagten entschieden“, erklärt Radlauer. Das bedeutet, daß beispielsweise „steinewerfende Kinder“ in dieser Studie grundsätzlich als „nicht-kombattant“ (nicht kämpfend) eingestuft wurden, während ein israelischer Zivilist, der in Afula erschossen wurde, nachdem er mit der eigenen Waffe einen Terroristen unschädlich machen wollte, als „Kämpfer“ bezeichnet wird.

Die zeitliche Verteilung der Todesfälle erlauben eine Unterscheidung von unterschiedlichen Phasen der Al-Aqsa-Intifada. So ist nach dem 11. September 2001 in deutlicher Anstieg der palästinensischen Todesfälle zu erkennen, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, daß sich die israelische Armee unmittelbar nach den Anschlägen auf Amerika weniger von der Weltöffentlichkeit beobachtet fühlte.

Im Dezember 2000 ist ein starker Rückgang der palästinensischen Todesfälle auffällig. Damals hatte die schwedische Königin Silvia den Mißbrauch von Kindern im palästinensisch-israelischen Konflikt öffentlich angeprangert. In der Folge fühlten sich palästinensische Kritiker ermutigt, dagegen vorzugehen. Die Intifada-Aktivisten hörten daraufhin auf, ganze Busladungen von Kindern „an die Front“ zu karren. Die Schecks von Eltern verletzter „Intifada-Kinder“ wurden in der Folge nicht mehr von den Banken in der PA eingelöst.

Die ICT-Analytiker kommen zu dem Schluß, daß „das Muster der palästinensischen Todesfälle unter Zivilisten das Resultat einer aktiven Propagandakampagne sind, die das ´Märtyrertum` glorifiziert. Junge Männer werden ermutigt, sich den israelischen Sicherheitskräften entgegen zu stellen und dabei ihr Leben zu riskieren.“ Radlauer spricht von einer „Selbstmordpropaganda“, die Kinder glauben mache, „Tod tut nicht weh“.

Der entscheidend höhere Anteil von israelischen Zivilisten unter den Opfern der Intifada deuten Radlauer und seine Mitarbeiter als Anzeichen dafür, „zu welchem Ausmaß palästinensische Terroristen Israelis ganz einfach für das ´Verbrechen` Israeli zu sein getötet haben“. Radlauers Frage: „Warum sehen wir immer nur darauf, welche Entscheidungen Israel trifft, während uns andererseits die Gefühle der Palästinenser interessieren – und nicht umgekehrt?“, bleibt unbeantwortet im Raum stehen.

Das ICT, das je zur Hälfte von privaten Spenden und Auftragshonoraren finanziert wird, aktualisiert die statistischen Daten der Toten auf beiden Seiten ständig und macht sie auf seiner Internetseite http://www.ict.org.il der Öffentlichkeit zugänglich.

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