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Randnotiz: „Kalter Ernstfall“ in Jerusalem

„Es wird empfohlen heute Lebensmittel und andere Vorräte zu kaufen, für die Möglichkeit eines Ernstfalles morgen. Desweiteren wird empfohlen Radio zu hören, um weitere Anweisungen zu bekommen.“

Ein Blatt mit diesen Hinweisen, Notrufnummern und Namen und Telefonnummern von „Madrichim“ (israelische Studenten, die sich für ausländische Studenten und Neueinwanderer als Ansprechpartner zur Verfügung stellen) bekam ich in meinem Hebräisch-Sprachkurs an der Hebräischen Universität in Jerusalem ausgehändigt und sogar als eMail geschickt, damit es auf jeden Fall gelesen wird.

Der „Ernstfall“ ist freilich keine drastische Eskalation der politischen Lage, sondern Schneefall in Jerusalem!

„Wenn es in Jerusalem schneit, dann ist der Skopusberg (auf dem sich ein großer Teil der Hebräischen Universität befindet) abgeschnitten, eine Enklave. Also kauft euch Lebensmittel, und stellt euch darauf ein. Hört im Radio, ob die öffentlichen Verkehrsmittel fahren und ob an der Uni Vorlesungen stattfinden werden“, gibt unsere besorgte Lehrerin uns Ratschläge.

Am Anfang der Stunde bittet sie mich, ein bißchen von Deutschland zu erzählen, da ich Silvester dort verbracht habe.

„Gehen in Deutschland auch alle Leute nach draußen wenn es schneit? Fahren dann auch Busse? Und werden die Schulen und Universitäten geschlossen?“

Erstaunt nimmt sie zur Kenntnis, daß in Deutschland normalerweise wegen Schneefall nicht die Schulen geschlossen werden, außer bei Extremsituationen. Wir reden weiter über das bevorstehende Ereignis. „Wißt ihr eigentlich wieviele Schneepflüge es in Jerusalem gibt? Einen!! Deshalb sind ja auch die meisten Straßen gesperrt!“

Doch dann hat sie es plötzlich sehr eilig weiter zu unterrichten, und noch ein neues Thema zu beginnen, denn sie meint: „Ich befürchte, daß wir morgen wegen dem Schnee keinen Unterricht haben werden.“

(Die Autorin, Judith Schug, studiert Judaistik an der Hebräischen Universität.)

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