TEL AVIV (inn) – Ein deutscher Film über 14 Holocaust-Überlebende aus Breslau weckt auch in Israel Interesse. Nach Touren in den USA, Großbritannien und Polen wird „Wir sind Juden aus Breslau“ bis zum 25. April in Programmkinos in Tel Aviv, Jerusalem, Haifa, Sderot und Holon gezeigt. Besonders bei jungen Menschen habe man starke Reaktionen auf den Film erlebt, der sich auch mit der aktuellen Situation in Polen befasst, erzählen die Regisseure Karin Kaper und Dirk Szuszies in Tel Aviv.
Der Dokumentarfilm stellt 14 jüdische Zeitzeugen vor, die in jungen Jahren den Nazi-Terror erlebt haben. Darunter ist auch Anita Lasker-Wallfisch, eine der letzten Überlebenden des Mädchenorchesters in Auschwitz. Sie hatte am Holocaust-Gedenktag im Januar im Bundestag eine vielbeachtete Rede gehalten.
Nach einer Vorführung in der Tel Aviver Cinemathek meldeten sich am Montagabend aus dem Publikum mehrere Zuschauer, die ebenfalls aus Breslau stammten – vor dem Holocaust die Stadt mit der drittgrößten jüdischen Gemeinde nach Berlin und Frankfurt. 1929 lebten noch rund 25.000 Juden in Breslau.
DVD mit ungekürzten Interviews
Auch bei bisherigen Vorstellungen hatten viele Zuschauer nach Schilderungen der Regisseure irgendeinen Bezug zu der Stadt. „Es ist unglaublich, was Breslau für Kreise gezogen hat“, sagt Regisseur Szuszies. Zentrales Anliegen des Films sei gewesen, „die Zeitzeugen nochmal zu Wort kommen zu lassen, bevor sie sterben“. Einer der Protagonisten ist inzwischen schon verstorben.
Bemerkenswert sei „die große Vielfalt“ der Persönlichkeiten und Hintergründe der Zeitzeugen, sagt Kaper, die für ihre Arbeit mit dem Kulturpreis Schlesien ausgezeichnet wurde. Der Film „Wir sind Juden aus Breslau“, der im November 2016 in der heute polnischen Stadt Premiere hatte, ist inzwischen auch als DVD mit ungekürzten Interviews mit allen Zeitzeugen erhältlich.
Von: dpa