Sie wollen ein „Zeichen der Versöhnung“ setzen. Die christliche Hilfsorganisation „GAiN“ (Global Aid Network) arbeitet schon seit 18 Jahren in Israel und unterstützt dort Holocaust-Überlebende. Am Dienstag startete ein Hilfskonvoi vom mittelhessischen Gießen aus, dem Sitz der Organisation, in den Gazastreifen, finanziert durch Spenden aus Israel und Deutschland.
Drei LKW mit bis zu 60 Tonnen Hilfsgütern stehen in der Zentrale bereit, um haltbare Lebensmittel, Matratzen und auch Kleidung nach Gaza zu bringen. Als Fahrer mit dabei sind „GAiN“-Geschäftsführer Klaus Dewald, der selbständige Spediteur Peter Kircher sowie ein weiterer ehrenamtlicher Fahrer.
Es ist der zweite Konvoi der Organisation, der aus Europa kommt. Denn normalerweise kauft sie die Waren direkt in Israel, um so auch frische Lebensmittel wie Obst liefern zu können. Bis jetzt konnten über „GAiN“ vor Ort 84 solcher LKW-Ladungen und rund 2.000 Tonnen Hilfsgüter im Wert von 1,5 Millionen Euro organisiert werden. Die Organisation schätzt, dass damit mindestens 15.000 Menschen unterstützt werden können.
Angespannte Sicherheitslage
Ziel der humanitären Hilfe der UN für den Gazastreifen sind 600 LKW pro Tag. Ein Großteil davon deckt das eigene World-Food-Programm sowie einige andere Hilfsorganisationen ab. Dazu kommen kleinere Organisationen wie „GAiN“, die ihren Beitrag leisten wollen, erklärt Geschäftsführer Raphael Funck. Dewald ergänzt, dass man Orte suche, in denen keine großen Organisationen vertreten sind.
Dabei setzt „GAiN“ auch auf Zusammenarbeit mit Großfamilien vor Ort, zu denen oft hunderte Menschen gehörten. Das führe zu einer sehr persönlichen Verbindung dort, erleichtere die Hilfe und erhöhe die Sicherheit. Denn auch wenn Plünderungen eher unwahrscheinlich sind, gebe es keine Garantien.
Ein Risiko bestehe jedoch weiterhin vor allem für die lokalen Partner. Sollten ihre Lieferungen der Hamas in die Hände fallen, würde „GAiN“ die Genehmigung entzogen. Bis jetzt, sagt Funck, sei aber alles gut gegangen. Trotzdem müsse man die Hilfsgüter sorgfältig auswählen. Verboten seien sogenannte Dual-Use-Güter, die für militärische Zwecke umfunktioniert werden könnten. So gebe es Früchte, deren Samen für den Bombenbau benutzt werden könnten, sagt Funck.
Hamas spekuliert auf militärischen Nutzen
Auch deshalb konzentriere sich „GAiN“ auf „Basics“, wie Lebensmittel. Neben dem militärischen Nutzen spekuliere die Hamas auf hochwertige Waren, die sie verkaufen könne. Deshalb sei bei den in Israel gekauften Lieferungen auch immer leicht Verderbliches dabei. Zusätzlich überwachten die israelischen Behörden die Lieferungen mit Drohnen, sodass Probleme direkt auffielen. Andere Organisationen ließen ihre Transporte auch von Soldaten begleiten.
Die aktuelle Ladung besteht aus Sachspenden. Vor allem von Unternehmen erhält die Organisation oft Großspenden. Allerdings hätten sie gerne auch Babynahrung mitgenommen, erzählt Dewald. Im Moment gebe es diese aber weder in Europa noch in Israel in entsprechenden Mengen zu kaufen.
Der Konvoi fährt die italienische Küstenstadt Monfalcone, zwischen Triest und Venedig, an. Dort werden die Waren auf ein Schiff verladen, das diese ins die israelische Küstenstadt Aschdod bringt. Für die Fahrer geht es mit dem Zug zurück nach Deutschland, um von dort nach Israel zu fliegen. Wenn die Zoll- und Sicherheitskontrollen erledigt sind, wird die Ware komplett ausgeladen und jede Palette einzeln gescannt.
Dann geht es weiter zum Grenzübergang Kerem Schalom, wo die Hilfsgüter nochmals überprüft und in LKW aus Gaza verladen werden. Diese werden von einheimischen Fahrern nach Chan Junis gebracht. Dort hat „GAiN“ ein eigenes Lager, von dem aus die Verteilung beginnt. Die Reise wird etwa zwei Wochen dauern.
Größere Perspektive: Versöhnung
Ziel von „GAiN“ und seinem israelischen Partner ist es, 25 LKW pro Woche in den Gazastreifen zu schicken, wobei Transporte aus Europa die Ausnahme sind. Die Hilfsgüter sollen in Vorbereitung auf den nahenden Winter auch warme Kleidung enthalten. Auch der starke Regen und die Überschwemmungen der vergangenen Woche hätten für eine deutlich angespanntere Situation gesorgt. Die Menschen versuchten, „sich im wahrsten Sinne des Wortes über Wasser zu halten“.
Die Organisatoren hoffen, dass sich die Sicherheitslage entspannt und sie auch bald selbst in den Gazastreifen fahren können. Langfristig planen sie, wie sie beim Wiederaufbau helfen könnten. Durch ihre israelische Partnerorganisation nähmen sie vor Ort eine Bereitschaft für eine „positive und friedvolle Zukunft“ wahr, berichtet Funck. Auch darum setze „GAiN“ seine Arbeit fort: als Zeichen dafür, dass Israelis, Deutsche und Menschen aus aller Welt den Palästinensern helfen wollen und sie nicht vergessen.
Von: Anja Elisabeth Edelmann
10 Antworten
„Gain“ ist eine gute Hilfe, ganz im Gegensatz zu den UN-Organisationen.
Gott gebe allen Helfer/innen die Kraft für ihre Werke, vor allem Schutz vor den Terroristen, diese sind ja leider überall vorhanden und vermindern den Erfolg von wahren Hilfen für die Menschen.
Ich verstehe nicht ganz, wer soll sich mit wem versöhnen ? Die Deutschen mit den Palästinensern ? Die Palästinenser mit den Israelis (oder umgekehrt), die Israelis mit den Deutschen ? Humanitäre Hilfe ist immer gut, aber das Drumherum gibt mir Rätsel auf.
@Antonia – genau das hab ich mich auch gefragt!
Die Wege des Herrn sind unergründlich. 😉
gesegneten Buß- und Bettag
Antonia, das „Zeichen der Versöhnung“ gilt für die Beziehung zwischen Palästinensern und Israelis. GAiN arbeitet ja mit einer israelischen Partnerorganisation, die die Hilfe sehr vorantreibt. Am Anfang hatten deren Mitarbeiter befürchtet, bei anderen Israelis auf Ablehnung zu stoßen. Das war aber nicht der Fall. Auch viele Spenden kommen aus Israel.
Danke für die Aufklärung.
GAiN zeigt den Unterschied zwischem konkretem und positiven Handeln von echten Hilfsorganisationen und dem politischen Aktivismus, wie er beispielsweise von den Leutchen mit der Gaza-Flotte betrieben wurde oder bei diversen Demonstrationen und Protestcamps zutage tritt.
Ich erinnere mich daran, dass in einem Heft von GAiN mal thematisiert wurde, dass es innerhalb der Mitarbeiterschaft durchaus unterschiedliche Positionen zum Nahostkonflikt gebe. Das Fazit war aber, glaub‘ ich, dass es ihnen nicht um Schuldzuweisungen und politische Lösungen geht, sondern um Hilfe für alle Menschen, die dieser bedürfen, und darum, diese durch ihr Tun Gottes Liebe nahe zu bringen. – Dies ist sehr löblich und solches werden auch die Notleidenden im Gazastreifen zu schätzen wissen. Mögen die Güter sie erreichen.
Verwiesen sei an dieser Stelle auch (nochmal*) auf Hilfe aus Israel für Menschen im Gazastreifen. Leider gibt es das umgekehrt so wohl nicht. – Die Einen wollen Israel nicht helfen, manche, und davon leider nicht wenig, es sogar zerstören und die Anderen können es nicht, weil sie es wirtschaftlich nicht vermögen oder weil man sie nicht lassen würde. (Bedrohung) Mögen wieder bessere Zeiten kommen, wie sie der Prophet Sacharja angekündigt hat.
* In den meisten Medien wird eben eher mal die israelische Siedlergewalt thematisiert. Die gehört sich freilich nicht, ist aber auch nicht repräsentativ für die Einstellung der vielfältigen israelischen Gesellschaft und, meines Erachtens nach, auch nicht für die gesamte Siedlergemeinschaft/Siedlungsbewegung, gegenüber ihren arabischen Nachbarn.
Komme nicht ganz mit! Die Moslems müssen sich um Versöhnung kümmern – nicht die Christen! Die Moslems verfolgen Christen – nicht umgekehrt! Ich höre nie einen islam. Würdenträger, der Untaten an Christen verurteilt!
@Jean Roth
Warum sollten sie? Christen und Juden sind Ungläubige und wie die zu behandeln sind, steht im Koran.
Sie haben natürlich recht, ich meinte das ironisch!