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Neues Archäologiezentrum in Israel

Interessierte können in Zukunft Archäologen bei der Restaurierungsarbeit über die Schulter schauen. Das dafür vorgesehene Zentrum in Jerusalem ist allerdings noch nicht fertiggestellt.
Beim neuen Archäologiezentrum geht es zehn Stockwerke hinunter

Die Israelische Altertumsbehörde ist verantwortlich für alle Ausgrabungen im Heiligen Land und offizieller Eigentümer aller zwei Millionen Funde der vergangenen Jahrzehnte. Bis 2018 soll sie in einen neuen Campus umziehen. Obgleich noch nicht fertiggestellt, soll der Komplex am 19. Oktober von Premierminister Benjamin Netanjahu feierlich eingeweiht werden, für das allgemeine Publikum aber erst ab 2018 zugänglich sein.
Der berühmte Architekt Mosche Safdie, der schon die National-Galerie in Kanada und die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem entworfen hat, setzte ein graues Zeltdach, ähnlich dem Sonnenschutz bei Ausgrabungen, über den zehn Stockwerke tief in die Erde gebauten unterirdischen Campus. Die Kosten für den Bau belaufen sich auf 100 Millionen Euro, weitgehend gedeckt durch Spenden und staatliche Zuwendungen. Am Fuß der Zeltplane entsteht gerade ein kleiner Wasserteich, in den die Besucher Münzen werfen dürfen, wie am römischen Trevi-Brunnen. „Das soll Glück bringen“, sagte der Archäologe Usi Dahari bei einer ersten Pressetour durch den Komplex.

Erst ausstellen, dann erforschen

Das Publikum wird künftig zwischen kleinen Ausstellungen frischer Funde durch Fenster die Labors beobachten können. Dort werden Mosaiken restauriert, Scherben zu Töpfen zusammengesetzt und Schnipsel von Tote-Meer-Rollen restauriert, untersucht und digitalisiert.
Die jetzt schon vorgestellten Funde sind erst vor wenigen Wochen aus einem im Mittelmeer untergegangenen Schiff vor Caesarea mit einzigartigen Figuren und Geräten aus Bronze bei einer Unterwasser-Grabung gerettet worden. „Wir stellen sie aus, noch ehe sie erforscht und wissenschaftlich publiziert worden sind“, erklärte Dahari. Künftig soll dazu ein Film gezeigt werden, um den Besuchern zu vermitteln, wie Archäologen im Meer vorgehen.
In riesigen unterirdischen Hallen werden die Besucher kunstvoll beleuchtete Amphoren, steinerne Grabkästen und andere, in riesigen Mengen gesammelte Funde aus den Depots der Altertumsbehörde bewundern können. „Wer die schönsten Stücke aus der Nähe betrachten will, muss in die Museen gehen. Wir bieten hier Qualität durch Quantität.“
Alles ist unterirdisch. Dies soll den Blick auf die Knesset, die Hebräische Universität, das Israelmuseum mit dem Schrein der Tote-Meer-Rollen und dem benachbarten Museum der biblischen Länder frei lassen.

Mosaiken bilden Schwerpunkt

Dahari erklärte, dass die archäologischen Funde aus anderthalb Millionen Jahren, von der prähistorischen Zeit und bis in die islamische Epoche, sichtbar gemacht werden sollten, anstatt in unzugänglichen Depots zu lagern. Zwischen den Labors und Büroräumen sind jetzt schon einige Säle mit Ausstellungen bestückt worden.
Darunter finden sich vorgeschichtliche Urnen aus Galiläa, feine Gläser aus Gräbern, aus Stein gehauenes Kochgeschirr oder aus Keramik, und immer wieder Mosaiken. Die sind teilweise noch nie der Öffentlichkeit gezeigt worden, während andere schon Weltreisen hinter sich hätten, wie das gewaltige „und wohl schönste Mosaik im ganzen Land“ aus Lod. Doch die Mosaiken mit bunten Abbildungen von Tieren, Göttern oder Inschriften werden in dem Archäologie-Campus nur zwecks Restaurierung zwischengelagert. „Grundsätzlich sollen sie alle wieder an ihren ursprünglichen Fundort zurückgebracht werden“, sagt Dahari den Journalisten. Eine erste große Präsentation im Saal für wechselnde Ausstellungen zeigt vorgeschichtliche Funde, „damit uns niemand vorwerfen kann, der jüdischen, christlichen oder muslimischen Periode den Vorzug gegeben zu haben“.
Gewisse Räume wird das Publikum nicht betreten dürften, weil sie unter scharfer Kontrolle klimatisiert werden müssen. Während Keramik und Glas unproblematisch seien, müssten organische Stoffe, darunter die 15.000 Fragmente der Tote-Meer-Rollen und Kleidungsstücke, extrem trocken aufbewahrt werden, um nicht zu Staub zu zerfallen. Nur fünf Experten ist es erlaubt, sie zu berühren. Metalle wie Eisen oder Bronze müssten in gewisser Feuchtigkeit und bei bestimmten Temperaturen lagern. Die vier unterschiedlich klimatisierten Kammern werden nur vom Personal betreten.

Tote-Meer-Rollen sicherheitshalber nach Westjerusalem gebracht

Das traditionelle Rockefeller-Museum in Jerusalem solle unverändert bestehen bleiben, mitsamt allen archäologischen Funden. Allein die dort seit 1948 eingelagerten Tote-Meer-Rollen habe Dahari „sicherheitshalber und aus politischen Gründen“ nach Westjerusalem holen lassen, für den Fall, dass Ostjerusalem im Rahmen künftiger Verträge an die Palästinenser übergeben werden sollte. „Die Tote-Meer-Rollen mit den 2.000 Jahre alten hebräischen Bibelabschriften und anderen Texten auf Pergament und Papyri sind weltweit der bedeutendste archäologische Fund aller Zeiten, nicht nur für Juden“, sagt der Archäologe. (uws)Wie fremde Götzen bekämpft wurden (inn)
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