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Mein Leben zwischen Kippa, Küche und Koriander

Seit seinem Sieg bei der Kochshow „MasterChef“ ist Tom Franz in Israel ein Star. Auch in den deutschen Medien ist der Rheinländer kein Unbekannter: „Kulinarischer Botschafter“ oder „Brückenbauer“ wird er gerne genannt. In seinem neuen Buch erzählt Tom Franz, wie aus dem Anwalt aus katholischem Elternhaus ein strengreligiöser Jude wurde. Eine Rezension von Dana Nowak

Er hält den Schabbat, kocht streng koscher und betet drei Mal am Tag. Tom Franz ist religiöser Jude und lebt in Israel. Doch das war nicht immer so: eigentlich kommt er aus Erftstadt bei Köln. Der Rheinländer liebte Partys und schöne Frauen; Alkohol und leichte Drogen gehörten für ihn zum Feiern dazu. Gott spielte in seinem Leben lange Zeit keine Rolle.

Wie es zu diesem extremen Wandel kam, erzählt Tom Franz in einfacher und leicht verständlicher Sprache in seinem Buch „Sehnsucht Israel. Mein Leben zwischen Kippa, Küche und Koriander“. Dabei erfährt der Leser zudem vieles über das Judentum, den Holocaust, die Geschichte Israels sowie das Alltagsleben im Land.

Seine erste bewusste Begegnung mit Israelis hatte Tom Franz im Alter von 16 Jahren. Damals besuchten Austauschschüler sein Gymnasium bei Köln. Franz schreibt später in seinem Buch von einer Begegnung, die sein Leben veränderte. Bis dahin waren ihm Juden eher aus dem Geschichtsunterricht bekannt – europäische Juden, die von den Nazis verfolgt und grausam getötet wurden. „Die schönen Seiten der Juden hatten wir nie zu hören bekommen“, schreibt Franz. Für ihn stellte sich die Frage „Was ist eigentlich ein Jude?“. Er fand die Israelis spannend – feiern ohne Alkohol war dem jungen Deutschen bis dahin fremd. Die Lebensfreude der Israelis faszinierte ihn. Von da an begann er, sich über das Judentum und Israel zu informieren – nicht ganz einfach in einer Zeit ohne die Suchmaschine Google.

Nach dieser Begegnung hält Tom Franz intensiven Briefkontakt zu einigen Israelis. Später hat er die Gelegenheit zu einem Gegenbesuch. Das Land zieht ihn in seinen Bann: Tom Franz ist fasziniert – von der warmen Luft, die Spuren exotischer Blüten und Gewürze enthielt sowie dem Essen, das so fremd duftete. Die Religion hingegen interessiert ihn noch nicht.

Nach einer Ausbildung als Bankkaufmann meldet sich Tom Franz als Freiwilliger bei der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) für einen Einsatz in Israel. Er arbeitet im Tel Aviver Reuth-Krankenhaus. Die Verpflegung dort ist nicht gerade üppig und Franz ist hungrig. Geld, um Essen zu gehen, hat er als Volontär nicht. Aus der Not heraus beginnt Franz selbst zu kochen. Auf dem Markt kauft er frische, preiswerte Zutaten und experimentiert damit. Das Kochen entwickelt sich zu einem Hobby.

„Israel-Schwärmerei“ auf dem Prüfstand

Sein Interesse für Israel und das Judentum lässt nicht nach, auch nicht, als Franz wieder in Deutschland ist. Um diese „Israel-Schwärmerei“ auf die Probe zu stellen, geht er im Rahmen eines Jura-Studiums nach Spanien. Doch das Judentum zieht ihn noch stärker an als bisher. Ein Drogenrausch lässt die Sehnsucht nach Gott so groß werden, dass ihm klar wird: „es musste nicht speziell Israel sein, aber zwangsläufig das Judentum“.

Von da an beginnt ein jahrelanger spannender Prozess, der schließlich dazu führt, dass Tom Franz ultra-orthodoxer Jude wird. Von Drogen lässt er die Finger. Aus dem Frauenhelden wird ein treuer Ehemann und Vater; aus dem Partymenschen ein Mann, der die Ruhe des Schabbats liebt.

Ohne seine Frau Dana wäre Tom Franz nicht Israels „MasterChef“ geworden. Sie ermutigt den Hobbykoch immer wieder, an der Castingshow teilzunehmen. Die ersten beiden Staffeln lässt Franz verstreichen. Er hat Bedenken, als Deutscher teilzunehmen. Schließlich kann „Kritik an meinem Essen leicht in Kritik an meiner Person umschlagen“.

Dana lässt währenddessen nicht locker. Aufgrund ihres Drängens und einiger privater Herausforderungen meldet sich ihr Mann schließlich 2013 zur dritten Staffel – und gewinnt. Mittlerweile hat Tom Franz mehrere Kochbücher herausgegeben und träumt davon, in Deutschland ein eigenes Restaurant zu eröffnen.

Die sehr persönlich erzählte Geschichte von Tom Franz kann vor allem jungen Lesern die Themen Israel und Judentum näherbringen. Doch es ist nicht nur ein Buch für Israel-Interessierte. Es erzählt vor allem eine ermutigende Geschichte vom Durchhalten, vom Träumen, vom Suchen und Finden.

Tom Franz: „Sehnsucht Israel. Mein Leben zwischen Kippa, Küche und Koriander“, Gütersloher Verlagshaus, 256 Seiten, 20 Euro, ISBN: 978-3-579-08680-4

Von: Dana Nowak

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