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Kinder an die Scho‘ah heranführen

Das Mädchen Marisha hat den Holocaust überlebt, wie ein Rabbi es ihr einst prophezeit hat. Jahrzehnte später wird ihre Geschichte veröffentlicht – für Kinder. Es ist eine Geschichte vom Durchhalten, Aufgeben und Hoffen, die behutsam an das Thema Holocaust heranführt. Eine Rezension von Dana Nowak
Das Buch ermöglicht Kindern eine erste Begegnung mit dem Thema Holocaust
Der Zweite Weltkrieg tobt. Millionen Menschen sind auf der Flucht. Unter ihnen ist auch das jüdische Mädchen Marisha mit seinen Eltern. „Meine Tochter wird leben! […] Und sie wird es der ganzen Welt erzählen!“, diese Worte schrie Marishas Mutter deutschen Soldaten entgegen, als sie sich während ihrer Flucht in Polen stellte, um ihre Tochter zu retten. Es waren die letzten Worte, die Marisha von ihrer Mutter hörte. Mehr als 70 Jahre später erzählt die Autorin Gabriele Hannemann ihre Geschichte unter dem Titel „Marisha – Das Mädchen aus dem Fass“. Marisha Dulberg, 1934 in der heutigen Ukraine geboren, verbringt fünf Jahre lang eine unbeschwerte Kindheit auf dem Land. Doch mit dem Einmarsch der Deutschen in Polen im Jahr 1939 ändert sich für das kleine Mädchen alles. Wie die anderen Juden auch muss die Familie ihr Hab und Gut aufgeben und in ein Ghetto ziehen. Marisha versteht nicht, warum ihre Familie plötzlich gehasst wird, von Menschen, die einst freundlich waren. Ihre Mutter träumt in dieser schweren Zeit von „Eretz Israel“. Marisha erfährt, dass im Mandatsgebiet Palästina ihre Tante Leah lebt. Diese Adresse steht für Hoffnung und Marisha muss sie auswendig lernen. Als schließlich Marishas kleiner Bruder und ein Mädchen erschossen werden, das für Marisha wie eine Schwester war, beschließt die Familie zu fliehen. Dabei kommt es zu einer Begegnung mit deutschen Soldaten, bei der sich die Mutter für ihre Familie opfert. Vater und Tochter müssen sich trennen, da niemand bereit ist, zwei Flüchtlinge aufzunehmen. Marisha wird von polnischen Bauern aufgenommen. Die folgenden anderthalb Jahre muss sie sich in einem Fass verstecken. Nur eine Stunde am Tag darf sie ihr Versteck verlassen, wenn ein Kind der Familie ihr Lebensmittel bringt. Das Mädchen durchlebt eine fürchterliche Zeit, doch es überlebt. Im Alter von zwölf Jahren bekommt Marisha schließlich die Möglichkeit, mit dem Schiff „Exodus“ ins Mandatsgebiet Palästina zu gelangen. Nach vielen Umwegen kommt sie schließlich bei ihrer Tante Leah an. Ein neues Leben beginnt. Aus Marisha wird in Israel Malka, die Königin.

Keine Gute-Nacht-Geschichte

Hannemann erzählt Marishas Geschichte in der „Ich“-Form. Dadurch baut sie eine besondere Nähe zum Leser auf. Einfühlsam ermöglicht sie Kindern eine erste Begegnung mit dem Thema Holocaust. Gedacht ist die Lektüre für Kinder ab zehn Jahren. Fotos aus Marishas Leben und Illustrationen der israelischen Künstlerin Inbal Leitner bereichern das Buch. Der Autorin ist es gelungen, diese schwere und traurige Geschichte behutsam und kindgerecht zu erzählen – so, dass Kinder nicht selbst traumatisiert werden. Fremde Wörter sind rot gedruckt und werden in einem Glossar erklärt. Eine Landkarte am Ende des Buches zeigt Marishas lange Reise. Ob Eltern ihre Kinder dieses Buch allein lesen lassen, hängt ganz von Gemüt und Entwicklung des Kindes ab. Am besten lesen sie das Buch gemeinsam mit ihrem Kind. Trotz der kindgerechten Aufbereitung ist es schwere und traurige Kost. Es wird Fragen und Gesprächsbedarf bei den Kindern wecken. Besonders geeignet ist das Buch als Lektüre für den Schulunterricht. (dn) Gabriele Hannemann: „Marisha – Das Mädchen aus dem Fass“, , Ariella, 80 Seiten, 12,95 Euro ISBN 9783945530061,

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