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„Nicht normal, aber sehr intensiv“

Seit einer Woche ist in Berlin die Ausstellung „Israelis & Deutsche“ zu sehen. Mit ihren Ecken und Kanten symbolisiert sie den Charakter deutsch-israelischer Beziehungen.
„Israelis & Deutsche: Die Ausstellung“ eröffnet einen audio-visuellen Zugang zu 50 Jahren deutsch-israelischen Beziehungen
Mit einer Anlehnung an den israelischen Schriftsteller Amos Oz hat Bundestagspräsident Norbert Lammert am vergangenen Donnerstag die Ausstellung „Israelis & Deutsche: Die Ausstellung“ im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages eröffnet. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel seien demnach „nicht normal, aber sehr intensiv“, sagte Lammert. In diesem Duktus präsentiert sich auch die Ausstellung zum Thema. Die Schautafeln sind skulpturartig geformt, auch die Video- und Audiostationen haben deutlich erkennbar Ecken und Kanten, sind alles andere als glatt oder konturlos und dürfen so als Sinnbild für die deutsch-israelischen Beziehungen gelten. Die Schaustationen wurden gefertigt aus industriell verzinktem Stahlblech, die mittels eines aufwendigen Verfahrens mit hochauflösenden Grafiken, Texten und Bildern bedruckt wurden. Der industrielle Charme vermittelt den Eindruck, als sei die Geschichte der Beziehungen beider Länder noch nicht abgeschlossen, noch nicht stabil, noch kein fertiges Produkt. Die Ausstellung richtet sich mit einem Appell an den Besucher: Den Prozess weiter führen und auf eine mögliche Vollendung hin weiter arbeiten. In der Ausstellung ziehen sich Chronologie und Diplomatiegeschichte an einem pinken Faden an den Raum-Skulpturen entlang, die Geschichte visuell und akustisch erlebbar machen. Die Kulturpädagogin Alexandra Nocke hat die Ausstellung im Auftrag der Deutsch-Israelischen Gesellschaft kuratiert. Sie sagt: „Mir war es wichtig, auch hinter diese Geschichte zu blicken.“ Die Ausstellung zeigt zum Teil unbekannte Momente aus 50 Jahren offizieller diplomatischer Beziehungen und eröffnet so neue Perspektiven. Historische Fotografien und bisher unveröffentlichte private literarische Quellen wie Briefe gewähren dem Besucher an den Raum-Skulpturen Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt der Akteure. Eine Reihe von Video-Interviews zeigen die vielschichtigen zwischenmenschlichen Beziehungen von Deutschen und Israelis vom Kriegsende bis zur Gegenwart.

Ein Volkswagen-Händler in Israel

In eben diesem Zwischenmenschlichen liegt der Fokus der Ausstellung. Deutlich wird das am Beispiel des Automobilhändlers Felix Burian. Der gebürtige Wiener Jude war nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 gemeinsam mit seinen Eltern ins Mandatsgebiet Palästina ausgereist, wo er 1946 seine eigene Autowerkstatt eröffnete. Burian war 1960 der erste Händler in Israel für Autos der Marke „Volkswagen“. Werbeanzeigen veröffentlichte Burian damals sowohl in der hebräischen als auch in der deutschen Presse des Landes. „Man hat den Käfer angestänkert, in der Zeitung und so weiter, aber mich persönlich nicht. Ich habe Leute überzeugt, indem ich gesagt habe, wir haben heute viel größere Feinde als die Deutschen, und die Deutschen bezahlen“, erklärte Burian der Kuratorin. Die Ausstellung sei zu sehen als Teil der deutsch-israelischen Beziehungen, sagt Nocke, sowie als Ansporn und Auftrag. Sie gebe einen Einblick in den Austausch zwischen Deutschen und Israelis und ein „aktives Miteinander“ über die Dauer von 50 Jahren. „Wir alle können die Beziehungen mitgestalten“, sagt Nocke. Die Wanderausstellung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft ist noch bis zum 13. November im Berlin zu sehen und kann gemäß den Zutrittsbedingungen des Deutschen Bundestages nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden. Die Schau wurde vom Auswärtigen Amt gefördert. Interessierte finden weitere Informationen auf der Webseite der Ausstellung in deutscher und in englischer Sprache. Dort gibt es auch das Magazin zur Ausstellung als Download. (nob)

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