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Iris Berben: Jerusalems Magie kann sich niemand entziehen

FRANKFURT/MAIN (inn) – Die Schauspielerin Iris Berben wirkt seit Jahren als Botschafterin für Israel. Den Nachrichten vom Nahostkonflikt will sie ein anderes Bild entgegensetzen – auch in ihrem neuen Jerusalem-Buch.
Engagiert stellte Berben das Jerusalem-Buch im Gespräch mit FAZ-Redakteur Kaiser vor
Iris Berben setzt sich ein für Toleranz sowie gegen Antisemitismus und Israelhass. Seit 1968 besuchte sie Israel unzählige Male – und bleibt fasziniert von diesem facettenreichen Land. Am Freitagabend hat die deutsche Schauspielerin in Frankfurt am Main den Bildband „Jerusalem: Menschen und Geschichten einer wundersamen Stadt“ vorgestellt – und ihren Zuhörer empfohlen, diese von Spiritualität erfüllte Stadt zu besuchen. Der Berichterstattung warf sie vor, das Bild von Israel sei immer mit Gewalt und Kriegen besetzt. Auch deshalb sagten Freunde zu ihr, wenn sie eine Reise plane: „Du fliegst nach Israel? Da ist doch Krieg!“ Im Gespräch mit dem Leiter des Ressorts „Deutschland und die Welt“ bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Alfons Kaiser, erzählte Berben von der Entstehung des Buches. Über die Literaturkritikerin Elke Heidenreich habe ihr Tom Krausz seine Jerusalembilder geschickt – mit der Bitte: „Sagen Sie doch mal was dazu!“ Überrascht stellte sie fest, dass da jemand den gleichen Blick hatte wie sie auf diese Stadt, auf diese Menschen mit ihrer Widersprüchlichkeit. Aus dem anfänglich geplanten Vorwort wurden immer mehr Texte, die sich nun über den gesamten Bildband ziehen.

Erster Besuch: Drei Monate statt drei Wochen

Den Zuhörern in der Deutschen Nationalbibliothek machte die Schauspielerin deutlich: „Ich sitze hier nicht für mich.“ Vielmehr wolle sie ihre Stimme erheben, damit man sich dieser Stadt nähere und sich der Vorurteile entledige. Mit dem Bildband wolle sie die Neugier der Menschen in Deutschland auf Jerusalem wecken. In dem Buch erklärt Berben, wie sie begeistert bei der Kibbutzim-Bewegung mitmachte und vor Ort dann etwas über die deutsche Vergangenheit lernte: „Endlich, im Frühjahr 1968, fuhr ich das erste Mal nach Israel, besuchte tatsächlich Eretz Israel, den Staat der Juden“, las die 65-Jährige aus dem Bildband vor. „Es wurde mein unmittelbarer Zugang zur Geschichte und mein erster Zugang zu diesem Land, von dem wir fast nichts wussten und das doch so wichtig ist. Aus den geplanten drei Wochen wurden drei Monate, eine Zeit, die zu den intensivsten meines Lebens zählt.“ Im Internat, das sie besuchte, hatte Berben nach eigener Aussage nichts über den Holocaust gelernt. Unterricht darüber habe sie erst in Israel erhalten – von Überlebenden, die sich der jungen Deutschen trotz ihrer Herkunft offen zuwandten. Wie sie durch eine dieser Begegnungen lernte, ihre Scham über die Verbrechen der Nationalsozialisten offen anzusprechen, beschreibt sie in dem neuen Buch.

Integration von Israel lernen

In Jerusalem beeindruckt die Schauspielerin vor allem die allgegenwärtige Spiritualität: die zahlreichen Moscheen, Synagogen und Kirchen, der Ruf des Muezzins, der Schofar und die Kirchenglocken. Es sei eine „Magie, der du dich nicht entziehen kannst – egal, mit welchen aufgeklärten Gedanken du dort hingehst“. Die Stadt sei ein „heiliger Kosmos“ dreier großer Weltreligionen. „Ich bin wieder in die Nähe eines Glaubens gekommen“, ergänzte sie. Begeistert ist Berben von der Hebräischen Universität Jerusalem, wo sie einen Fonds für Gehirnforschung gegründet hat. Die Hochschule sei besonders vorwärts gerichtet. Juden, Christen, Muslime, Palästinenser studierten dort gemeinsam – Letztere mitunter ohne das Wissen ihrer Familien. In der Stadt selbst spielten Altes und Neues zusammen, ohne sich gegenseitig zu stören. Bei der Buchvorstellung äußerte sich die Schauspielerin auch über die Integration zahlreicher Neueinwanderer aus mehr als 100 Ländern. Jeder müsse als Erstes einen Crashkurs besuchen, um Hebräisch zu lernen. Dies sieht sie als „mit das Vernünftigste, um sich zu integrieren“. Hier könnten Deutsche von Israelis lernen. Denn Deutschland sei schon lange eine Einwanderungsgesellschaft – auch wenn es erst jetzt politisch korrekt sei, dies auszusprechen. Positiv wertet sie überdies, dass es in Israel zwar rumänische oder armenische Viertel gebe, aber keine Ghettoisierung zu beobachten sei. Die Volksgruppen pflegten ihre jeweiligen Lebensformen, befänden sich aber auch im Austausch mit anderen.

Politiker, die Hoffnung wecken

Gewidmet hat Berben das Buch zwei bekannten israelischen Politikern: dem ehemaligen Staatspräsidenten Schimon Peres und dem 2007 verstorbenen langjährigen Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek. Beide sind für die Autorin Menschen, die „Hoffnung nicht als ein Füllwort benutzt haben, sondern es gemeistert haben und wirklich leben“. Peres bezeichnete sie als „weisen Mann, der nie vom Gedanken der Hoffnung weggegangen ist“. Diese sei „eine gute und starke Kraft“. Die immer wieder gegenwärtige Hoffnung nehme sie für das Land ein. (eh)
Iris Berben, Tom Krausz: „Jerusalem: Menschen und Geschichten einer wundersamen Stadt“, Corso, 128 Seiten, 28 Euro, ISBN-10: 373740715

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