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Kafka-Dokumente sollen vorerst in Israel bleiben

TEL AVIV (inn) - Israel will die in einer Wohnung in Tel Aviv aufbewahrten Dokumente des jüdischen Schriftstellers Franz Kafka unbedingt im Land behalten. Das kündigte der Leiter des Nationalarchivs, Jehoschua Freundlich, an. Zuvor hatte das deutsche Literaturarchiv Marbach Interesse an den Schriftstücken geäußert.

Er werde hartnäckig darauf bestehen, dass das Kafka-Material im Land bleibe, sagte Freundlich am Mittwoch gegenüber der Tageszeitung "Ha´aretz". "Wir werden das Entfernen des Materials nicht erlauben, bevor nicht die Rechtsvorschriften erfüllt sind", so der Archivleiter. Das Gesetz in Israel sieht vor, dass bedeutendes Material nicht außer Landes gebracht werden darf, bevor es von entsprechender Stelle gesichtet und kopiert wurde.

Unter den Dokumenten in dem Appartement in Tel Aviv wird auch das Manuskript zu "Hochzeitsvorbereitungen auf dem Land" vermutet. Wie der "Tagesspiegel" in seiner Internetausgabe berichtet, gehört zu dem Nachlass ein Kuvert mit der Aufschrift "Briefe an frühere Freunde Kafkas". Literaturexperten hoffen auch auf bislang unbekanntes Material sowie auf Briefe von Brod.

Kafka hatte vor seinem Tod 1924 seinen Freund und Verleger Max Brod gebeten, seine Werke zu verbrennen. Brod hatte sich jedoch dagegen entschieden und zahlreiche Texte veröffentlicht. 1939 floh Brod vor den Nationalsozialisten aus Tschechien nach Israel, Kafkas Werke hatte er bei sich. Sein Erbe, eingeschlossen der Kafka-Texte, ging nach seinem Tod 1968 an seine Sekretärin Esther Hoffe. Diese wurde 1974 am Ben-Gurion-Flughafen vorübergehend verhaftet. Sie hatte versucht, Kafka-Material in die Schweiz zu schmuggeln.

Hoffe verkaufte mehrere Texte. Für das Manuskript des Romans "Der Prozess" erhielt sie rund zwei Millionen Dollar. Käufer war das deutsche Literaturarchiv Marbach. Die restlichen Texte bewahrte sie in Israel und der Schweiz auf.

Im Alter von 101 Jahren starb Esther Hoffe im vergangenen Jahr. Der Nachlass mit den Kafka-Texten ging an ihre Töchter Ruth und Hava. Archivare, Experten und auch die israelische Regierung hoffen jetzt darauf, dass die über 70-jährigen Frauen das Material nun der Öffentlichkeit zugänglich machen.

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