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BR-Dokumentation über Ariel Scharon

MÜNCHEN (inn) - Der Bayerische Rundfunk (BR) hat eine sehenswerte Dokumentation des israelischen Regisseurs Dror Moreh über den ehemaligen israelischen Premierminister Ariel Scharon produziert. Der Film wird am Donnerstagabend im SWR ausgestrahlt.

Moreh begleitete den israelischen Staatschef jahrelang mit der Kamera. Sein eindrucksvolles Porträt war bereits am 1. Mai auf dem „Dok.Fest“ in München zu sehen. Der Israeli versucht in seinem Film, dem Politiker und der Persönlichkeit Scharon auf den Grund zu gehen, den er selbst als „sehr empfindlich, unglaublich witzig, zynisch und schlau und mit einem außerordentlichen Gespür für Menschen“ kennengelernt hat, heißt es in der Ankündigung des BR. Gespräche mit Weggefährten ergänzen das Porträt des charismatischen Mannes.

Scharon kämpfte bereits im Unabhängigkeitskrieg von 1948, war im Sechstagekrieg 1968 erfolgreicher General und galt später als der „Vater der israelischen Siedlungspolitik“. Im Februar 2001 wurde Scharon Premierminister. Im Mai 2003 stellte ausgerechnet er, der in den Medien stets als „Hardliner“ gegenüber den Palästinensern dargestellt wurde, den Plan zum einseitigen Rückzug aus dem Gazastreifen vor. Alle jüdischen Siedlungen wurden im Sommer 2005 zwangsweise evakuiert. Scharon entschied sich „sehenden Auges für die Zerstörung seines Lebenswerks“, heißt es in der Sendungsankündigung. „Damit, dass ausgerechnet unter dem israelischen Premierminister Ariel Scharon ein Friedensplan beschlossen wurde, der auf den Abriss von 21 jüdischen Siedlungen im Westjordanland und dem Gazastreifen hinauslief, konnte niemand rechnen.“

Der „Held des Sechstagekriegs“, der als skrupelloser Militär bekannt wurde und als Verteidigungsminister die Verantwortung trug, als mit Israel verbündete, libanesisch-christliche Falange-Milizen 1982 in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila ein Blutbad anrichteten, habe weder als Mann der Aussöhnung noch als ausgewiesener Palästinenserfreund gegolten. „Unter seiner Regierung hatten die jüdischen Siedler immer größeren Einfluss erlangt, und Scharon war es, der bis zuletzt zum weiteren Bau von illegalen Siedlungen auf Palästinensergebiet aufrief.“ Morehs 90-minütiger Film will daher auch dem Motiv nachspüren, das diesen „Hardliner“ dazu bewegte, „so ziemlich alles, woran er sein Leben lang geglaubt hatte, in Frage zu stellen“. Neben zahlreichen Beratern Scharons äußern sich unter anderen Schimon Peres, Ehud Barak, der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat, Condoleezza Rice und Joschka Fischer, der als deutscher Außenminister Scharon kennen lernte.

In seinem Dokumentarfilm wird zugleich die Geschichte Israels mit ihren zahllosen Krisen, Kriegen und geplatzten Friedenshoffnungen reflektiert, aber auch die Familiengeschichte Scharons, der als Sohn eines polnisch-deutschen Vaters und einer Russin 1928 in Israel geboren wurde. Scharon sagte 2005: „Ich wurde in Israel als Sohn von Pionieren geboren, die ihr Land bestellten und keinen Streit gesucht haben. Wenn die Umstände es nicht verlangt hätten, wäre ich kein Soldat, sondern Bauer geworden.“

Am 4. Januar 2006 erlitt Scharon einen Schlaganfall und liegt seitdem im Koma. Sein Friedensplan wurde von seinen Nachfolgern auf Eis gelegt. Und die Auseinandersetzungen um den Gazastreifen eskalieren.

„Scharon“, BRD/Israel, 2007, 8. Mai, 23.45 Uhr im SWR

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