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Film über palästinensische Attentäterinnen bei Berlinale

BERLIN (inn) - Die israelische Regisseurin Nathalie Assouline hat einen Dokumentarfilm über palästinensische Selbstmordattentäterinnen gedreht. Die Regisseurin begleitete zwei Jahre lang die Frauen, die ihre geplanten Anschläge nicht ausgeführt hatten. Der Beitrag "Shahida - Bräute Allahs" wurde am Sonntag auf der Berlinale gezeigt.

„Sie fühlen sich im Gefängnis freier denn je“, so beschrieb Assouline die Situation, in der sich die inhaftierten Frauen befinden. Die Palästinenserinnen leben in kleinen Zellen, in denen sie sich eine eigene Welt aufbauen. Dort erweisen ihnen die Mitgefangenen mehr Respekt als ihre Familienangehörigen. Einige der Frauen, so Assouline, haben ihre Verhaftung nach eigenen Angaben absichtlich provoziert, um dem sozialen Umfeld zu entfliehen. Denn in der palästinensischen Gesellschaft hätten Frauen so gut wie keine Rechte.

„Sie sehen sich vor allem als Opfer: Opfer der Besatzung palästinensischer Gebiete, Opfer der gesellschaftlichen Zustände in ihren Heimatdörfern, Opfer im Gefängnis“, sagte die Regisseurin bei einem Interview mit „Spiegel online“. Sie selbst findet die Häftlinge faszinierend, da die Frauen kein Mitleid wollten. Gleichzeitig beobachtet sie aber bei den Frauen eine „naive Einstellung“: „Im Paradies hätten sie, anders als die männlichen Attentäter, keine 72 Jungfrauen erwartet, sondern sie wären die Herrinnen dieser Jungfrauen geworden“. Das arabische Wort „Shahida“ aus dem Filmtitel bedeutet „Märtyrerin“.

Die Attentäterinnen entwickelten kaum Reue, obwohl Sozialarbeiterinnen und Psychologinnen sich um sie kümmerten. “ Im Gegenteil wird ihre religiöse Überzeugung, richtig gehandelt zu haben, unter ihresgleichen noch stärker“, meinte Assouline.

Auf die Frage, wie die Idee zu dem Film entstanden sei, antwortete die Regisseurin: „Mit der zweiten Intifada tauchten vor fünf Jahren plötzlich weibliche Selbstmordattentäter auf. Die israelischen Medien stilisierten die Frauen, mehr noch als männliche Attentäter, zu Monstern. Am Anfang standen bei mir Neugier, Faszination und totales Unverständnis darüber, wie meist verheiratete, junge Frauen Anfang 20 diesen Schritt machen können – sich und andere in den Tod reißen zu wollen. Diese Kluft zwischen Familie einerseits und mörderischer Absicht andererseits.“

„Das Publikum im Kontakt mit den Gefangenen mitgehen lassen“

Weiter fügte sie hinzu: „Von Anfang an war mein Plan, das Publikum meinen Weg im Kontakt mit den Gefangenen mitgehen zu lassen. Sie sollen mit ihren vorgefertigten Ansichten auf die Frauen treffen, und erst nach und nach erkennen, dass die Sache vielschichtig ist. Am Ende der zwei Jahre hatte ich eine Menge zwiespältiger Gefühle, ich bin einigen Frauen sehr nahe gekommen.“ Bei der Haftentlassung habe sie eine Gefangene an die Grenze begleitet: „In Gegenwart ihrer Familie war ich plötzlich wieder die jüdisch-israelische Frau, der ihre Angehörigen voller Hass begegnen. Dank solcher Szenen habe ich viele Antworten auf die Frage bekommen, was die Frauen zu Täterinnen, Rekruteurinnen oder Chauffeurinnen anderer Selbstmordattentäter werden ließ. Ihre Taten aber verstehe ich bis heute nicht.“ Auch gab Assouline zu, dass der Film auf die Frage nach dem Warum keine eindeutige Antworten gebe.

Natalie Assouline hat ganz bewusst auf die Aussagen von Angehörigen, Historikern oder Wärtern verzichtet. So könne der Zuschauer selbst entscheiden, ob er Mitleid oder Abneigung empfinden wolle.

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