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Juden feiern Gottes Heilstaten

Das Passahfest erinnert Juden an die Befreiung ihrer Vorfahren aus der ägyptischen Sklaverei. Viele Abläufe sind genau geregelt. Dabei soll aber weder die Festfreude noch die Konzentration auf den geistlichen Gehalt verloren gehen.
Symbolische Speisen und der Ablauf nach der Haggada kennzeichnen den Sederabend

„Wie man für Passah putzen kann – ohne den Kopf zu verlieren“: Unter dieser Überschrift gibt Rabbi Haim Ovadia aus dem US-Bundesstaat Maryland Juden Tipps für die Vorbereitungen auf das Pessachfest. Das Putzen der Wohnung ist deshalb geboten, weil Juden während der Festwoche keine Lebensmittel essen sollen, die Sauerteig (Chametz) enthalten.

Im 2. Buch Mose berichtet die Bibel, wie Gott die Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei befreite. In der Nacht des Aufbruches war keine Zeit, um Sauerteig für Brot anzusetzen. Deshalb nahmen die Fliehenden ungesäuertes Brot mit. Dieses gehört in Form von Matzot zum Pessachfest. In 2. Mose 12,14–15 gebietet Gott den Israeliten: „Ihr sollt diesen Tag als Gedenktag haben und sollt ihn feiern als ein Fest für den HERRN, ihr und alle eure Nachkommen, als ewige Ordnung. Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen. Schon am ersten Tag sollt ihr den Sauerteig aus euren Häusern tun. Wer gesäuertes Brot isst, vom ersten Tag an bis zum siebenten, der soll ausgerottet werden aus Israel.“

Damit Juden ob dieser Regelung nicht in Aktivismus verfallen, rät der amerikanische Rabbi: „Wenn man das Haus für Passah saubermacht, sollte man die Aufmerksamkeit nur auf Stellen richten, wo essbares Chametz, Produkte aus Weizen, Gerste, Hafer, Dinkel und Roggen oder Krümel davon, benutzt oder aufbewahrt werden: die Küche, Speisekammer, Garage und so weiter. Das Ziel des Putzens und der Suche nach Chametz ist, einen Kontakt zwischen Chametz und dem Essen, das wir während Passah zubereiten, zu vermeiden und einen Fall zu verhindern, in dem an Passah Chametz gegessen wird.“

Rabbi Ovadia will dazu beitragen, dass das Leben einfacher wird – wie Gott es beabsichtigt habe. „Dadurch wird es Ihnen hoffentlich möglich, sich mehr auf die geistliche Erfahrung der Sedernacht zu konzentrieren und weniger Zeit, Geld und Energie mit unnötigem Putzen und der Jagd nach teuren beglaubigten koscheren Produkten zu verbringen.“

Symbolische Speisen erinnern an Auszug

Das hebräische Wort „Seder“ bedeutet „Ordnung“. Es bezieht sich auf den Ablauf des ersten Abends des Festes, des Sederabends. Der jüngste Knabe der Tischgemeinschaft stellt traditionell die vier zentralen Fragen. „Worin unterscheidet sich diese Nacht von allen Nächten?“, fragt er – und will wissen, warum Juden in dieser Nacht nur Ungesäuertes essen, warum sie angelehnt statt sitzend essen, warum bittere Kräuter zur Mahlzeit gehören. Das Familienoberhaupt antwortet mit der biblischen Geschichte vom Auszug aus Ägypten, dem Exodus.

Auf einem speziellen Teller finden sich am Sederabend die symbolischen Speisen. Bittere Kräuter erinnern an die Fronarbeit, ein Fruchtmus wegen der Farbe an den Mörtel für die Bauarbeiten. Ein gebratener Hähnchenknochen symbolisiert das Pessachopfer. Der Ablauf des Abends ist in der „Haggada“ (Erzählung) festgehalten. Sie enthält liturgische Texte und Gebete.

Die Reste der gesäuerten Lebensmittel werden verbrannt Foto: Israelnetz/mh
Die Reste der gesäuerten Lebensmittel werden verbrannt

In den Wochen vor dem Fest unterziehen viele Juden ihre Häuser und Wohnungen einer Grundreinigung. Sie verzehren alles Gesäuerte. In den israelischen Supermärkten sind ganze Regale zugehängt, weil die dortigen Produkte nicht „koscher le-Pessach“ sind. Die Reste der gesäuerten Speisen werden verbrannt. Wenn eine große Menge übrig ist, können Juden die Lebensmittel oder gar den Raum, in dem sich diese befinden, vorübergehend an einen Nichtjuden „vermieten“. In Israel übernehmen oft Araber die Verantwortung für diese Lebensmittel. Es gibt auch besonderes Geschirr, das nur für das Passahfest hervorgeholt wird.

Dankbarkeit und Trauer

Im Mittelpunkt der Festwoche steht die Dankbarkeit für die Befreiung aus der Sklaverei. In der Haggada nimmt das Lob Gottes viel Raum ein. Jeder Jude, der Pessach feiert, soll dies so tun, als wäre er selbst aus Ägypten ausgezogen. Durch die Jahrhunderte hindurch sind immer wieder Juden unterdrückt worden. Sie haben Gott um Hilfe angerufen, und manchmal sind sie aus ihrer Situation befreit worden. Die Erinnerung ist somit ein wesentliches Element der jüdischen Feste.

Dem Auszug gingen zehn Plagen voraus, mit denen Gott das verhärtete Herz des Pharao erweichen wollte, damit er die Israeliten ziehen lasse. Zuletzt starben alle erstgeborenen Söhne in Ägypten. Nur die Familien, die nach Gottes Geheiß ihre Türpfosten mit dem Blut eines Lammes bestrichen hatten, wurden von dem Todesengel verschont, der an diesen Häusern vorüberging. Die Bezeichnung „Pessach“ wird auf das hebräische Verb „passach“ (vorübergehen) zurückgeführt.

In manchen Familien fasten die Erstgeborenen vor dem Fest von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Dies soll daran erinnern, wie Gott die Söhne der Israeliten verschonte, während die der Ägypter getötet wurden. Doch die Freude über die Befreiung ist nicht vollkommen. Denn durch die Plagen und beim Durchzug durch das Schilfmeer starben auch Ägypter, die sich nicht persönlich gegen einen Israeliten versündigt hatten. Und so heißt es gleich an zwei Stellen im Talmud: „Als sie die Vernichtung der Ägypter sahen, wollten die Engel einen Gesang anstimmen, aber Gott gebot ihnen Schweigen und sprach: ‚Das Werk meiner Hände ertrinkt im Meer, und ihr wollt singen!’“

Der Sederabend bildet den Auftakt zum 15. Tag des jüdischen Monats Nisan. Dieser Tag und der letzte Tag der Festwoche, also der 21. Nisan, sind in Israel offizielle Feiertage. Schüler haben in dieser Zeit Ferien. In der Diaspora währt das Fest einen Tag länger als in Israel.

Karfreitag und arabische Demonstrationen

Während der Mahlzeit werden vier Becher Wein oder Traubensaft getrunken. In diesem Jahr beginnt das Fest am Abend des 30. März – also am Karfreitag der westlichen Kirchen. Den Wein verglich Jesus nach neutestamentlicher Überlieferung am Abend vor der Kreuzigung mit seinem Blut, das für die Menschen vergossen werden sollte. In biblischer Zeit gehörte Pessach neben dem Wochenfest (Schawuot) und dem Laubhüttenfest (Sukkot) zu den drei großen Wallfahrtsfesten, an denen Tausende nach Jerusalem pilgerten. Ein leerer Stuhl ist beim Seder für den Propheten Elia reserviert, der nach der jüdischen Tradition die Ankunft des Messias ankündigen soll. Auch auf diesem Platz steht ein gefülltes Weinglas. Die Kinder sehen immer wieder hin und schauen nach, ob sich die Menge des Getränkes verringert hat.

Auch in diesem Jahr ist Israel angesichts möglicher Terroranschläge in Alarmbereitschaft. Die Palästinensergebiete werden während der Festwoche abgeriegelt, die Übergänge zum Gazastreifen bleiben geschlossen. In dem Küstenstreifen haben Palästinenser ab Freitag einen „Marsch der Rückkehr“ am Grenzzaun angekündigt. Sie fordern das Recht auf Rückkehr für Flüchtlinge und deren Nachkommen in die Städte, wo sie bis 1948 angesiedelt waren. Israel lehnt das ab. Die Einschränkungen werden in der Nacht vom 7. auf den 8. April um Mitternacht wieder aufgehoben.

Am 30. März begehen zudem israelische Araber den „Tag des Landes“. Dabei erinnern sie an Demonstrationen im Jahr 1976 gegen die Beschlagnahmung von Land in Galiläa. Bei Zusammenstößen mit Polizisten wurden damals sechs Araber erschossen. Der israelische Polizeichef Roni Alscheich geht davon aus, dass die Demonstrationen auch in diesem Jahr friedlich verlaufen werden. „Es gibt keinen Anlass zur Furcht“, sagte er am Dienstag nach einer Rundfahrt durch arabische Gebiete nahe Jerusalem. „Wir stimmen uns zu diesem Thema mit dem arabischen Sektor in Israel ab. Dieses Ereignis findet bereits seit 15 Jahren in einer würdigen Form statt.“

Von: Elisabeth Hausen

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