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Mindestens 45 Tote bei Massenpanik

Zehntausende Gläubige feiern im Norden Israels ausgelassen Lag BaOmer – dann bricht eine Massenpanik aus. Mindestens 45 Menschen kommen dabei ums Leben, mehr als 150 werden teils schwer verletzt. Der Grund für das Unglück ist unklar.
Rettungskräfte sind seit den Nachtstunden im Einsatz

JERUSALEM (inn) – Bei einer Massenpanik auf einem Fest anlässlich des Feiertages Lag BaOmer sind nach Polizeiangaben mindestens 45 Menschen ums Leben gekommen. Rund 150 weitere wurden teils schwer verletzt. Das Unglück ereignete sich Donnerstagnacht in dem Wallfahrtsort Meron im Norden des Landes. Dort hatten sich nach israelischen Medienangaben mehrere Zehntausend orthodoxe Juden versammelt. Die Behörden hatten die Teilnehmerzahl zuvor auf 10.000 begrenzt. Die Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht, auch Rettungshubschrauber waren im Einsatz. Die Polizei versuchte das Gelände zu evakuieren und sperrte Zufahrtswege.

Wie es zu der Massenpanik kam, ist noch unklar. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Nach ersten Erkenntnissen begann die Massenpanik, als Feiernde auf einer abschüssigen Rampe ins Rutschen kamen und stürzten.

Ein Sprecher des Rettungsdienstes Magen David Adom sprach am Freitagmorgen von einer „unfassbaren Katastrophe“. Staatspräsident Reuven Rivlin schrieb auf Twitter, er verfolge die Berichte über die Tragödie und bete für die Verletzten. Premier Benjamin Netanjahu (Likud) zeigte sich bestürzt über das „schwere Unglück“ und sicherte den Rettungskräften Unterstützung zu. Für Sonntag kündigte er einen nationalen Trauertag an. Auf Twitter schrieb Gesundheitsminister Juli Edelstein (Blau-Weiß), dass er in dieser schwierigen Stunde an die Getöteten und Verletzten denke. Er dankte allen Rettungskräften für deren Einsatz.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borell sagte: „Die Europäische Union spricht den Familien und Freunden der Opfer sowie dem israelischen Volk ihr tiefstes Beileid aus und wünscht den Verletzten eine rasche Genesung.“ Auch der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) kondolierte auf Twitter. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb Rivlin: „Mit tiefer Bestürzung habe ich von der verheerenden Massenpanik im Norden Israels erfahren. Diese Katastrophe, die vielen Menschen das Leben gekostet hat, macht uns fassungslos.“ Er und viele Deutsche seien heute in Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen.

Auseinandersetzungen am Unglücksort

Ein Sprecher der Rettungsorganisation ZAKA sagte dem israelischen Fernsehen: „Ich bin seit mehr als 20 Jahren beim Rettungsdienst, so etwas habe ich noch nie gesehen“. Vor Ort habe viel Chaos geherrscht. Kinder seien von ihren Eltern getrennt worden. Darüber hinaus gab es Probleme mit dem Handyempfang, weil viele versuchten, ihre Angehörigen zu erreichen.

Wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet, wurde der Einsatz der Rettungskräfte zusätzlich durch Hunderte Orthodoxe behindert, die sich geweigert haben sollen, den Unglücksort zu verlassen. Deswegen sei es auch unweit des eigentliches Einsatzortes zu Auseinandersetzungen gekommen.

Kritik wurde auch an der Polizei geübt. Den Beamten wird vorgeworfen, weiterhin Personen in das abgesperrte Areal gelassen zu haben, obwohl die behördlich festgelegte Teilnehmerzahl längst überschritten war. Außerdem sollen sie nach Ausbruch der Panik nicht schnell genug weitere Ausgänge geöffnet haben. Insgesamt waren 5.000 Polizisten im Einsatz, um das Fest abzusichern.

Araber bieten Hilfe an

Bei dem Unglück handelt es sich um eine der schlimmsten Katastrophen in der israelischen Geschichte. Bereits am Morgen begann die Identifizierung der Opfer. Angehörige warten auf Informationen von den Behörden. ZAKA-Sprecher Motti Bukchin erwartet, dass die Opfer noch im Laufe des Freitags, vor Beginn des Sabbats, begraben werden. Bewohner arabischer Dörfer aus der Nähe von Meron unterstützen derweil die Evakuierten und versorgen sie mit kostenlosem Essen und Trinken.

Von: mas

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