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Unmut über „Schwarze Liste“

Eine Namensliste, die Rabbinern in der Diaspora Mängel anlastet, sorgt für Streit. Der aschkenasische Obberrabbiner Lau sucht nun das Gespräch mit den Betroffenen.
Oberrabbiner Lau bedauert die Veröffentlichung der „Schwarzen Liste“

JERUSALEM (inn) – Die Spannungen zwischen Israel und dem Diaspora-Judentum entzünden sich nicht nur an der Frage eines gemischten Gebetsbereichs an der Klagemauer. Für zusätzlichen Streit sorgt eine Namensliste des israelischen Oberrabbinats, die 160 Rabbiner in der Diaspora disqualifiziert. Verschiedene Medien und Kritiker haben sie als „Schwarze Liste“ bezeichnet.

Im Kern geht es dabei um die Gültigkeit von Zertifikaten, mit denen Personen ihre jüdische Identität belegen, und um die Anerkennung von Übertritten zum Judentum. Die Zertifikate dienen oft als Erlaubnis, nach Israel einzuwandern. Wenn die betroffenen Rabbiner diese ausgestellt haben, oder den Übertritt begleitet haben, erkennt das israelische Rabbinat dies nicht an.

Oberrabbinat: Formale Fehler aussschlaggebend

Ein Sprecher des Oberrabbinats, Kobi Alter, hatte betont, die Liste bedeute keine Verurteilung der Rabbiner. Oft seien schlicht formale Fehler bei der Ausstellung der Zertifikate dafür ausschlaggebend gewesen, den jeweiligen Rabbiner auf die Liste zu setzen. Als Beispiel nannte Alter fehlende Nachweise.

Doch Kritiker sagen, die Liste sei Beleg für den Generalverdacht, den das Oberrabbinat gegenüber jüdischen Gemeinschaften außerhalb Israels hege. Außerdem zeige sie, dass bei dem Anerkennungsverfahren Transparenz fehle. So äußert sich etwa die Organisation „Itim“, die Israelis beim Umgang mit dem „religiösen Establishment“ wie dem Obberrabbinat helfen möchte.

Hoffnung auf Heilungsprozess

Zuletzt hat der aschkenasische Oberrabbiner David Lau versucht, zu beschwichtigen. Der 51-Jährige zeigte sich „geschockt“ über die Liste. Er habe davon nichts gewusst. „Es kann nicht sein, dass ein Mitarbeiter des Obberrabbinats eigenständig entscheidet, ob so eine Liste veröffentlicht wird“, schrieb er am Sonntag in einem Brief an die Generalleitung des Oberrabbinats, die auch für das sephardische Oberrabbinat zuständig ist. Ein Ausschuss formuliere derzeit Kriterien für die Anerkennung ausländischer Rabbiner in Israel, wenn es um die Bestätigung einer jüdischen Identität geht, schrieb Lau weiter.

Zudem traf sich Lau am Dienstag mit einem betroffenen Rabbiner, Jehoschua Fass von der Einwanderer-Organisation „Nefesch B’Nefesch“. Lau versicherte ihm, dass das Obberrabbinat ihn schätze. Fass erklärte danach, er hoffe auf einen Heilungsprozess. „Das Rabbinat sollte als leuchtendes Beispiel für die Einheit und Verbundenheit innerhalb des Judentums dienen, sagte er laut dem Nachrichtendienst „Jewish News Service“.

Ähnliche Worte hatte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu bezüglich der Klagemauer gefunden. Er beschrieb sie im Februar 2016 als einen Ort, „der das jüdische Volk eigentlich einen sollte“. Nachdem die Regierung jedoch am 25. Juni 2017 Pläne für einen gemischten Gebetsbereich auf Eis gelegt hatte, war der Streit um dieses Vorhaben, das zum Beispiel Reformjuden im Gegensatz zur ultra-orthodoxen Bewegung begrüßen, erneut ausgebrochen.

Von: df

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