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Ein Buchstabe für jede gute Tat

Eine neue Torahrolle vereint säkulare und ultra-orthodoxe Juden in Israel und weltweit. Entstanden ist sie durch mehr als 300.000 gute Taten.
Die Einweihung der außergewöhnlichen Torahrolle

JERUSALEM (inn) – Eine ungewöhnliche Torahrolle haben Juden am Sonntag in Jerusalem eingeweiht: die „Torah der weltweiten Einheit“. Jeder Buchstabe in der Schriftrolle ist die Folge einer guten Tat, die ein Mensch getan hat. Ort der Einweihung war eine säkulare Schule, unterstützt wurde die Aktion von zwei ultra-orthodoxen Organisationen. Anlass war das 50. Jubiläum der Wiedervereinigung Jerusalems.

Jeder, der eine gute Tat beging, konnte auf einer dafür vorgesehenen Webseite von seinen Erfahrungen berichten. Jeder Eintrag führte dazu, dass der Torah ein weiterer hebräischer Buchstabe zugefügt wurde. Am Ende standen 304.805 gute Werke von Juden aus Israel und 24 weiteren Ländern zu Buche.

Sophie Yablon etwa schreibt stolz: „Sophie hat ihre Schwester dort schlafen lassen, wo sie es wollte, als wir in einem Hotel übernachteten.“ Jonathan Epstein hat einen Baum in Israel gepflanzt, Judith Epstein einen Freund im Krankenhaus besucht. Ben Kessler hat sich nach dem Besuch beim Zahnarzt die Zähne geputzt, Tali Simckes hat im Bus einer älteren Frau ihren Platz angeboten. Bei jedem Namen ist zu sehen, welcher Buchstabe in welchem Vers der Torah zu der jeweiligen Tat gehört.

Oberrabbiner: Zeit für Torahstudium und gute Taten einsetzen

Eingeweiht wurde die Schriftrolle im „Israel-Goldstein-Jugenddorf“. Die dortige Schule gilt als eine der besten säkularen Bildungseinrichtungen der israelischen Hauptstadt, schreibt die Tageszeitung „Jerusalem Post“. Das Jugenddorf wurde einst von der Israelischen Progressiven Partei gegründet, die von den 1950ern bis Ende der 1980er Jahre aktiv war. Sie sprach sich für Religionsfreiheit, Pluralismus und eine liberale Wirtschaftsagenda aus.

Vor der Einweihung wurden die letzten der 304.805 Buchstaben ergänzt Foto: Jerusalem50, Facebook
Vor der Einweihung wurden die letzten der 304.805 Buchstaben ergänzt

Die Schule war ursprünglich für Neueinwanderer gedacht. Auch heute lernen dort viele junge Immigranten aus Frankreich, der Ukraine, Australien oder den USA. An der Einweihungszeremonie nahmen Hunderte Schüler teil – einige von ihnen durften die Hand des Schreibers halten, der die Schriftrolle vollendete.

Der ehemalige israelische und jetzige Jerusalemer Oberrabbiner, Schlomo Amar, las aus dem Talmud einen Abschnitt über die Bedeutung der Einweihung einer Torahrolle vor. „Es ist eine Ehre für diese Schule, dass wir alle hier zusammen sind und diese einzigartige Torarolle vollenden, die vollständig durch gute Taten geschrieben wurde“, sagte er. Die Anwesenden ermunterte er, noch mehr Zeit dem Torahstudium und den Bemühungen um das Allgemeinwohl zu widmen.

Torahrolle für Trauernde bestimmt

Die Aktion gehört zum Projekt „Jerusalem50“, das von der „Afikim-Stiftung“ und der Organisation „Orot“ getragen wird. Beide werden von ultra-orthodoxen Rabbinern geleitet: Rabbi Raphael Butler und Rabbi Jehuda Polischuk. Sie fördern jüdische Bildung in Israel und der Diaspora. Die Zeremonie endete im Büro der Rettungsorganisation „Zaka“, die unter anderem nach Terroranschlägen hinterbliebene Angehörige unterstützt. Die Torahrolle soll bei Bedarf an Häuser verliehen werden, in denen es einen Trauerfall gibt.

Rabbi Polischuk, der Leiter von „Orot“, sagte: „Die Torah gehört allen Teilen der jüdischen Nation und kann nicht als das Eigentum irgendeiner Gruppe betrachtet werden. Es ist unser Auftrag, die Torah allen Teilen des jüdischen Volkes zugänglich zu machen und das Gefühl zu intensivieren, dass die Torah wirklich bedeutsam für das gesamte jüdische Volk ist. Dieses Gefühl ist leider im Laufe der vergangenen Jahre ein wenig verloren gegangen.“

Von: eh

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